Dabigatran
Handelsname: Pradaxa®
Definition
Dabigatran ist ein oral anwendbarer, direkter Thrombinhemmer, der zur postoperativen Antikoagulation eingesetzt wird. Seit 2011 ist es in der EU auch zur Schlaganfallprophylaxe bei Vorhofflimmern zugelassen. Dabigatran gehört zu Gruppe der direkten oralen Antikoagulantien.
Wirkmechanismus
Dabigatran führt zu einer reversiblen, kompetitiven Hemmung des Thrombins (Faktor IIa) und verhindert damit die Umwandlung von Fibrinogen zu Fibrin. Zusätzlich wird die thrombininduzierte Thrombozytenaggregation verhindert.
Pharmakokinetik
Dabigatran wird in Form seiner Prodrug Dabigatranetexilat eingenommen. Nach Resorption im Gastrointestinaltrakt wird die Prodrug in der Leber und im Blutplasma durch Hydrolyse in seine aktive Form umgewandelt. Die Bioverfügbarkeit nach oraler Gabe beträgt etwa 6,5%. Die maximale Plasmakonzentration wird 0,5 - 2 Stunden nach der Einnahme erreicht. Postoperativ kann sich dieser Zeitraum auf 6 Stunden verlängern.
Gerinnungsdiagnostik
Da Dabigatran auf die Endstrecke der Gerinnung wirkt, beeinflusst es die Ergebnisse der Globaltests Quick und PTT, vor allem die PTT wird verlängert. Der Effekt kann, abhängig vom verwendeten Reagenz, unterschiedlich ausfallen.
Eine laufende Wirkungskontrolle wie bei Cumarin-Derivaten wird bei Dabigatran nicht als notwendig angesehen. Falls in bestimmten Situationen, zum Beispiel vor einem Notfalleingriff, doch eine Kontrolle der Medikamentenwirkung benötigt wird, sind geeignete Parameter die verdünnte Thrombinzeit oder die Ecarin-Clotting-Time.
Dosierung
Dabigatran wird zweimal täglich eingenommen. Bei prophylaktischer Gabe beträgt die Dosierung für Patienten unter 80 Jahren 2 x 150 mg. Ab dem 80. Lebensjahr werden zu prophylaktischen Zwecken 2 x 110 mg täglich empfohlen.[1]
Hinweis: Diese Dosierungsangaben können Fehler enthalten. Ausschlaggebend ist die Dosierungsempfehlung in der Herstellerinformation.
Nebenwirkungen
- Anämie
- Hämatome
- Wundblutungen
- gastrointestinale Blutungen
- Verminderung des Hämoglobin-Werts
In höheren Dosen besteht ein erhöhtes Blutungsrisiko.
Wechselwirkungen
Die gleichzeitige Einnahme von anderen Antikoagulantien (z.B. Warfarin, Heparin) oder NSAR führt zu einem erhöhten Blutungsrisiko.
Dabigatranetexilat konkurriert mit einigen anderen Wirkstoffen (z.B. Chinidin, Verapamil) um den ABC-Transporter P-Glykoprotein. Dadurch kann es zu einem Anstieg der Serumspiegel kommen. Induktoren des P-Glykoprotein (z.B. Rifampicin, Carbamazepin, Johanniskraut) senken hingegen den Serumspiegel von Dabigatran.
Dabigatran und sein Prodrug Dabigatranetexilat haben in vitro keine Wirkung auf das menschliche Cytochrom-P450-System.
Kontraindikationen
- Überempfindlichkeit gegen Dabigatran
- Schwere Niereninsuffizienz (Kreatinin-Clearance < 30 ml/min)
- Leberfunktionsstörungen
- Akute Blutungen
- Gleichzeitige Gabe von Chinidin, Ketoconazol, Itraconazol, Cyclosporin oder Tacrolimus
- Künstliche Herzklappen
In einem Rote-Hand-Brief aus dem Jahr 2011 empfiehlt der Hersteller, vor Beginn der Therapie die Nierenfunktion des Patienten zu kontrollieren sowie während der Therapie in Situationen, die mit einer Verschlechterung der Nierenfunktion einhergehen können.
Bei älteren Patienten (> 75 Jahre) oder bei Patienten mit bereits verminderter Nierenfunktion sollte diese regelmäßig, mindestens einmal im Jahr, überprüft werden.
Antagonisierung
Seit Anfang 2016 steht ein spezifisches Antidot zur Verfügung, mit dem die Wirkung von Dabigatran im Notfall aufgehoben werden kann. Es handelt sich um ein humanisiertes Antikörperfragment namens Idarucizumab.