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Concizumab

Handelsname: Alhemo®
Synonyme: MAB-2021, NN-7415, NNC0172-2021
Englisch: concizumab-mtci

1. Definition

Concizumab ist ein monoklonaler Antikörper, der zur Prophylaxe von Blutungsepisoden bei Hämophilie A und Hämophilie B eingesetzt wird. Er richtet sich gegen den Tissue Factor Pathway Inhibitor (TFPI).

2. Chemie

Concizumab ist ein humanisierter monoklonaler IgG4-Antikörper, der unter Verwendung rekombinanter DNA-Technologie in Ovarialzellen des chinesischen Hamsters (CHO-Zellen) hergestellt wird. Die molare Masse beträgt 149 kDa. Die CAS-Nummer lautet 1312299-39-0. Das Arzneimittel liegt als klare bis leicht opalisierende, farblose bis leicht gelbliche isotonische Lösung (pH-Wert 6) vor.[1]

3. Wirkmechanismus

Concizumab bindet an den TFPI, einen Bestandteil der extrinsischen Gerinnungskaskade, der die Bildung von Blutgerinnseln verhindert. Durch die Blockade der gerinnungshemmenden Wirkung des TFPI wird die Faktor-Xa-Bildung auch in Abwesenheit von Faktor VIII oder IX erhöht. Thrombin wird somit unabhängig von der intrinsischen Gerinnungskaskade gebildet.[1][2]

4. Pharmakokinetik

Nach einmaliger subkutaner Applikation beträgt die Bioverfügbarkeit 93 %. Maximale Plasmaspiegel werden nach 8 bis 99 Stunden (durchschnittlich 4 Tagen) erreicht. Das Verteilungsvolumen beträgt 3 Liter (ca. 0,04 l/kgKG). Die Biotransformation erfolgt durch Proteolyse zu Peptiden und Aminosäuren. Ca. 90 % einer Dosis werden innerhalb von 4 Tagen nach der letzten Applikation eliminiert. Die Eliminationshalbwertszeit beträgt ca. 24 Stunden.[1][3]

5. Indikationen

Concizumab ist indiziert zur Routineprophylaxe von Blutungen bei Patientinnen und Patienten mit:[1][3][4]

  • Hämophilie A (angeborener Faktor-VIII-Mangel) mit FVIII-Hemmkörpern ab einem Alter von zwölf Jahren;
  • Hämophilie B (angeborener Faktor-IX-Mangel) mit FIX-Hemmkörpern ab einem Alter von zwölf Jahren.

6. Darreichungsformen

Concizumab steht in Form einer Injektionslösung im Fertigpen zur subkutanen Anwendung zur Verfügung.

7. Dosierung

Vor Beginn der Behandlung mit Concizumab ist die Verabreichung von rekombinantem aktiviertem Faktor VII (rFVIIa) mindestens 12 Stunden, die Behandlung mit aktiviertem Prothrombinkomplex-Konzentrat (aPCC) mindestens 48 Stunden abzusetzen.

Die Behandlung beginnt am ersten Tag mit einer Aufsättigung mit 1 mg/kgKG s.c.; ab dem zweiten Tag werden 0,2 mg/kgKG s.c. einmal täglich appliziert.

Nach vier Wochen bestimmt man die Plasmakonzentration von Concizumab und legt eine individuelle Erhaltungsdosis fest (Einzelheiten und Berechnung siehe in der Fachinformation).[1]

Es wird empfohlen, die Behandlung mit Concizumab mindestens 4 Tage vor einem größeren geplanten operativen Eingriff auszusetzen. Postoperativ kann die Behandlung nach 10 bis 14 Tagen mit der gleichen Erhaltungsdosis ohne erneute Aufsättigung und unter Berücksichtigung des klinischen Gesamtbildes des Patienten fortgesetzt werden.[1]

Hinweis: Diese Dosierungsangaben können Fehler enthalten. Ausschlaggebend ist die Dosierungsempfehlung in der Herstellerinformation.

8. Nebenwirkungen

Die häufigsten Nebenwirkungen von Concizumab sind:[1][3]

9. Wechselwirkungen

Da Concizumab in das Blutgerinnungssystem eingreift, können pharmakodynamische Interaktionen mit Arzneimitteln zur Behandlung von Durchbruchblutungen (rFVIIa , aPCC) auftreten. Bei leichten Blutungen sollte die geringstmögliche Dosis des Arzneimittels eingesetzt werden.

10. Labormedizin

Die Laborwerte von Fibrin-D-Dimer und Prothrombinfragment 1+2 steigen unter der Therapie mit Concizumab an. Klinisch bedeutsame Veränderungen bei Fibrinogen, Antithrombin und Thrombozyten wurden nicht beobachtet. Gerinnungsparameter wie die aktivierte partielle Thromboplastinzeit (aPTT) und die Prothrombinzeit (PT) werden nicht beeinflusst.[1]

11. Kontraindikationen

12. Schwangerschaft und Stillzeit

Da keine tierexperimentellen Studien durchgeführt wurden, sollten Frauen im gebärfähigen Alter während der Behandlung mit Concizumab eine sichere Verhütungsmethode anwenden. Concizumab sollte während der Schwangerschaft nur angewendet werden, wenn der potenzielle Nutzen für die Mutter das Risiko für den Fötus überwiegt.[1]

Es ist nicht bekannt, ob Concizumab in die Muttermilch übertritt. Ob das Stillen unter der Behandlung zu unterbrechen ist oder auf die Behandlung während der Stillzeit verzichtet werden soll, ist im Einzelfall zu entscheiden.

13. Toxizität

Es liegen aktuell (2025) keine Erfahrungen zur Symptomatik einer Überdosierung oder Vergiftung vor. Eine bis zu 5-fache Überschreitung der therapeutischen Dosis blieb folgenlos.[1] Es ist aber davon auszugehen, dass es zur Hyperkoagulabilität und zur Thromboembolie kommen kann. Eine primäre Giftentfernung ist aufgrund der subkutanen Verabreichung nicht möglich. Die weitere Behandlung erfolgt in jedem Fall symptomatisch. Ggf. müsste eine Thromboembolieprophylaxe erfolgen. Ein spezifisches Antidot steht bisher (2025) nicht zur Verfügung. Antikörper und Antigen-Antikörper-Komplexe lassen sich durch Plasmapherese oder Austauschtransfusion entfernen.

14. Zulassung

Concizumab wurde zuerst 2023 in Kanada zugelassen.[5] Die Zulassung durch die FDA und der EMA erfolgte 2024.

15. ATC-Code

  • B02BX10 - Blut und blutbildende Organe - Antihämorrhagika - Vitamin K und andere Hämostatika - Andere systemische Hämostatika

16. Quellen

17. Weblinks

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14.02.2025, 09:00
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