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Injektionsschmerz

Englisch: injection pain

1. Definition

Als Injektionsschmerz bezeichnet man den Schmerz, der lokal bei der parenteralen Gabe von Arzneimitteln per Injektion auftreten kann.

2. Ursachen

Häufig sind Injektionsschmerzen durch eine fehlerhafte Ausführung der Injektion bedingt, z.B. durch

  • paravenöse Injektion (Wirkstoff im Subkutangewebe neben dem Blutgefäß)
  • zu schnelle Injektion (Gewebespannung an der Injektionsstelle)
  • Injektion in besonders schmerzempfindliche Strukturen (z.B. Nerven)
  • falschen Applikationsweg (i.m.-Gabe statt i.v.-Gabe oder umgekehrt)
  • beschädigte oder falsch dimensionierte Kanülen

Aber auch bei bei lege artis ausgeführter Injektion lassen sich Injektionssschmerzen nicht immer vermeiden, vor allem, wenn das injizierte Arzneimittel ein lokal toxisches, gewebereizendes Potential hat.

3. Auslösende Arzneimittel

Häufig wird im Zusammenhang mit Zytostatika (etwa durch Vasospasmus) und Injektionsanästhetika von Injektionsschmerzen berichtet. So treten beispielsweise bei der Applikation von Propofol in 70% der Fälle Injektionsschmerzen auf. Auch bei der Injektion von Etomidat und Thiopental wird von Injektionsschmerzen berichtet. Die Compliance wird insbesondere dann durch Injektionsschmerzen beeinflusst, wenn es sich um Arzneimittel zur Langzeittherapie handelt, die vom Patienten selbst injiziert werden (z.B. Interferone).

4. Gegenmaßnahmen

4.1. Überprüfung der Kanülenlage

Grundsätzlich sollte vor Beginn jeder Injektion die richtige Lage der Kanüle überprüft werden (Anatomische Orientierung, Aspiration von Blut)

4.2. Langsame Injektion

Unabhängig von der Art des Zugangswegs (venös, intramuskulär etc.) sollten Injektionen - von Notfallsituationen abgesehen - grundsätzlich langsam erfolgen.

4.3. Pharmakotherapeutische Maßnahmen

Am Beispiel von Propofol wurden verschiedene Arzneistoffe untersucht, die vor der Injektion des Propofols unter Einsatz einer Venenstauung über 30 bis 120 Sekunden injiziert werden. Als in gewissem Umfang wirksam erwiesen sich hierbei Magnesium, Lidocain, Metoprolol, Metoclopramid, Dolasetron, Dexamethason und Ephedrin. NSAR erwiesen sich als unwirksam (unter Umständen mit Ausnahme von Flurbiprofen). Magnesium stellte sich als sehr effektiv heraus, besitzt jedoch ein eigenes Reizpotential. Eine Vorbereitung der Venen mit Thiopental und Ketamin führte ebenfalls zu einer Verringerung des Injektionsschmerzes bei Propofol. In der Praxis setzt sich die Anwendung von Lidocain (0,5 mg/ kg Körpergewicht unter Venenstauung) durch. Ist eine Co-Applikation von Analgetika (Opioide wie Fentanyl) vorgesehen, sollten diese frühzeitig verabreicht werden. Topisch können Zubereitungen in Form wirkstoffhaltiger Pflaster (Emla®, enthält Lidocain und Prilocain) eingesetzt werden.

4.4. Galenische Maßnahmen

Weiterhin kann durch eine galenische Anpassung der Zubereitung eine Besserung erfolgen. So erweisen sich im Falle von Propofol Emulsionen auf der Basis von mittelkettigen und langkettigen Triglyceriden (MCT und LCT) ohne Cremophor (Emulgator) als verträglicher als solche auf der Basis von Sojaöl.

4.5. Zentralvenöser Zugang

Als Alternative zum peripher-venösen Zugang kommt bei Arzneimitteln, die Injektionsschmerzen verursachen oder toxisch auf die Gefäße wirken, ein zentral-venöser Zugang (ZVK) in Frage.

5. Literatur

  • Martin von der Heyden: Eine Untersuchung zur Prophylaxe von Injektionsschmerz bei einer Narkoseinduktion mit Propofol 1% und Lidocain versus Propofol 1% und Metoclopramid versus Propofol 1% und Plazebo. Dissertation Ruhr-Universität-Bochum, 2008. (PDF)
Stichworte: Injektion, Schmerz
Fachgebiete: Pharmakologie

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