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Botulismus (Pferd)

Synonym: Equiner Botulismus
Englisch: botulism

1. Definition

Botulismus ist eine Erkrankung beim Pferd, die durch Intoxikation mit dem Neurotoxin Botulinumtoxin hervorgerufen wird.

2. Ätiologie

Botulismus wird durch das Neurotoxin Botulinumtoxin des Bakteriums Clostridium botulinum verursacht. Clostridium botulinum ist ein grampositives Stäbchenbakterium, das zu den anaeroben Sporenbildnern gehört. Der Erreger bildet acht Neurotoxine, die als BoNT A-H bezeichnet werden.

3. Epidemiologie

Beim Pferd sind v.a. die Neurotoxine BoNT A, B, C und D für eine Erkrankung verantwortlich, wovon A und B hauptsächlich in den USA, C und D dagegen bevorzugt in Europa vorkommen. Clostridium botulinum ist ein bodenbewohnendes Bakterium, das auch im Darm gesunder Menschen und Tieren nachgewiesen wird.

4. Pathogenese

Anhand der Pathogenese können drei Formen des Botulismus unterschieden werden:

  • Klassische Form der Intoxikation
  • Toxinfektion (viszeraler Botulismus)
  • Wundbotulismus

Dem klassischen Botulismus liegt eine reine Intoxikation zugrunde. Hier kommt es außerhalb des Körpers in Lebens- und Futtermitteln oder Umweltmaterialen zur Bildung von Neurotoxinen, die dann während der Nahrungsaufnahme in den Verdauungstrakt gelangen. Das Toxin wird im Dünndarm über die Mukosa resorbiert und anschließend hämatogen im gesamten Organismus verbreitet. Die toxische Wirkung wird (wie bei Tetanus) über die Spaltung der SNARE-Proteine vermittelt.

SNARE-Proteine spielen eine Schlüsselrolle bei der Übertragung von Informationen im Bereich der Synapsen. Es kommt zur Hemmung des Acetylcholins und so zu einer fortschreitenden Paralyse der motorischen Nerven.

5. Klinik

Bei der klassischen Form der Intoxikation leiden betroffene Tiere vorwiegend an einer schlaffen Lähmung. Der Tod tritt durch Atemlähmung infolge eines totalen Ausfalls des Nervus phrenicus ein. Das klinische Bild ist von herabhängenden Ohren, Mydriasis und Ptosis, heraushängender Zunge, Kau- und Schluckbeschwerden sowie Lähmungen der Gliedmaßen geprägt.

Beim viszeralen Botulismus bilden die Clostridien im Körper des betroffenen Pferdes die Toxine. Die Erkrankung tritt v.a. in Form der Shaker Foal Disease in Erscheinung. Eine Beteiligung von Clostridium botulinum bei der Grass Sickness wird noch diskutiert.

Die Pathogenese des Wundbotulismus ist analog jener des Tetanus. Infolge einer Wundinfektion kommt es zur Vermehrung der Bakterien und Toxinbildung in der Wunde und so zu einer lokalen Intoxikation.

6. Diagnose

Anamnese, klinische Untersuchung und klinisches Bild geben erste Hinweise für eine Verdachtsdiagnose. Die Diagnosestellung erfolgt mittels Toxinnachweis aus Magen- und Darminhalt, Blut, Leber und Futterproben.

7. Therapie

Die Prognose des equinen Botulismus ist ungünstig und häufig sogar infaust. Eine kausale Therapie ist nur mit einem neutralisierenden Serum möglich, das in Deutschland und Österreich jedoch nicht verfügbar ist. Eine symptomatische Therapie ist aufwendig und wenig aussichtsreich.

Häufig kann betroffenen Pferden nur noch mit einer Euthanasie geholfen werden.

8. Literatur

  • Brehm W., Gehlen H., Ohnesorge B. et al., Hrsg. Handbuch Pferdepraxis. 4., vollständig überarbeitete und erweiterte Auflage. Stuttgart: Enke Verlag; 2016.

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Mag. med. vet. Patrick Messner
Tierarzt | Tierärztin
Dr. Frank Antwerpes
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