Ashwagandha
Synonyme: Ashvagandha, Indischer Ginseng, Pferdewurzel, Schlafbeere, Winterkirsche
Englisch: winter cherry
Definition
Ashwagandha ist eine Arzneipflanze aus der Familie der Nachtschattengewächse (Solanaceae), deren Wirkstoffe zu den sog. Adaptogenen gezählt werden. Die Anwendung soll bei Anpassungsreaktionen des Körpers an Stress und Belastung unterstützend wirken.
Hintergrund
Ashwagandha wird in der ayurvedischen Medizin seit über 3.000 Jahren verwendet. Die Pflanze wird heute vor allem in Indien als Arzneipflanze angebaut.[1]
Botanik
Ashwagandha ist im Sanskrit die Bezeichnung von Withania somnifera, die zur Familie der Nachtschattengewächse (Solanaceae) gehört. Die Pflanze ist in den trockenen Gebieten der tropischen und subtropischen Zone, von den Kanaren über die Mittelmeerregion und Nordafrika bis nach Südwestasien verbreitet.
Wirkstoffe
Ashwagandha enthält Withanolide (Withasteroide), Withanolidglycoside (Sitoindoside, Withanoside) und Alkaloide. Der Gesamtgehalt der Withanolide in der Wurzel liegt bei 1,33 %, in den Blättern ist er wesentlich höher. Withaferin A wurde bisher am besten untersucht. Die Wurzeln enthalten 0,13 bis 0,31 % Alkaloide; in Einzelfällen wurde über Gehalte bis zu 4,3 % berichtet. Außerdem wurden in den Wurzeln Stärke, reduzierende Zucker, Flavonoide und weitere Stoffe nachgewiesen.[1]
Wirkmechanismus
Zum Wirkmechanismus von Ashwagandha und den Zubereitungen liegen bisher keine gesicherten Daten vor. Die Aussage, dass Withanolide in humane Hormone umgewandelt und Hormonrezeptoren besetzen können, ist hypothetisch.[1] Eine mögliche Wirkung von Ashwagandha auf die Hypothalamus-Hypophysen-Nebennierenrinden-Achse und die dadurch resultierende Fähigkeit, den Cortisolspiegel zu beeinflussen, wird diskutiert. Bisher (2024) ist sie aber nicht ausreichend belegt.[2] Aus klinischen Studien ergaben sich Hinweise auf eine Beeinflussung des Eisenstoffwechsels (moderater Anstieg des Hämoglobins) und den Glucosestoffwechsel (Senkung des Blutglukosespiegels).[1]
Pharmakokinetik
Zur Pharmakokinetik liegen für die Inhaltsstoffe von Ashwagandha und die Zubereitungen keine relevanten Daten vor.[1]
Indikationen
Traditionelle Indikationen in der indischen Medizin sind die Behandlung von Bronchitis, Dyspepsie, Impotenz, Scabies (Krätze) und Geschwüren sowie zur Abtreibung (Abortivum). In der traditionellen chinesischen Medizin (TCM) wird das Rhizom auch als Analgetikum, Antipyretikum und Malariamittel eingesetzt.[1]
Zu den heute ausgelobten Anwendungsgebieten gehören:
- Stressreduktion
- Schlafstörungen
- Stärkung des Immunsystems
- Entzündungen
- Angstzustände
Darreichungsformen
Wurzeln (Radix Withaniae) und Blätter von Ashwagandha werden getrocknet und zu Pulver verarbeitet, aus denen Teegetränke und Nahrungsergänzungsmittel (Kapseln, Tropfen) hergestellt werden. Der Wirkstoffgehalt ist vom Extraktionsverfahren und von den Lagerungsbedingungen abhängig.[1] Auch Öle und Tinkturen aus Ashwagandha sind erhältlich.
Dosierung
Als Dosierung für die Anwendung der Arzneidroge werden 3 bis 6 g bzw. als Antistress-Mittel zweimal täglich 250 mg der getrockneten und gemahlenen Wurzel angegeben. Die Angaben für einen standardisierten Extrakt liegen bei 300 bis 500 mg mit 1,5 % Withanolide oder 6 bis 12 ml eines 1:2 verdünnten Flüssigextraktes.
Als tägliche Dosierung der Nahrungsergänzungsmittel werden abhängig vom Withanolid-Gehalt 225 mg bis 1.350 mg empfohlen.[1][3]
Da der Alkaloidgehalt der einzelnen Produkte nicht bekannt ist, kann die tägliche Aufnahme in Form von Tabletten und Kapseln nicht abgeschätzt werden. Ein Richtwert für eine gesundheitlich unbedenkliche Aufnahmemenge konnte auf Basis der vorliegenden Datenlage bisher nicht abgeleitet werden.[4]
Hinweis: Diese Dosierungsangaben können Fehler enthalten. Ausschlaggebend ist die Dosierungsempfehlung in der Herstellerinformation.
Nebenwirkungen
In einer klinischen Studie, bei der die Probanden zweimal täglich eine Kapsel à 300 mg eines hochkonzentrierten Wurzelextrakts über einen Zeitraum von 60 Tagen eingenommen haben, sind folgende Nebenwirkungen aufgetreten:[4][5]
- Husten, Schnupfen
- Appetitlosigkeit, Übelkeit, Erbrechen, Diarrhö, Obstipation
- Kopfschmerzen, Schwindel, Somnolenz
- Exanthem
Das Immunsystem und das Endokrinium können beeinflusst werden. Über Effekte auf die Blutspiegel von Cortisol, Glucose, Schilddrüsen- und Sexualhormone wurde berichtet.[4]
Kontraindikationen
Das Bundesinstitut für Risikobewertung (BfR) empfiehlt insbesondere Kindern, Schwangeren und Stillenden sowie Personen mit einer bestehenden oder früheren Erkrankung der Leber keine Ashwagandha-Präparate einzunehmen.[4]
Toxizität
Umfassende toxikologische Untersuchungen liegen bisher (2024) nicht vor. Es wurde über Fälle von Leberschädigung nach der Anwendung als Nahrungsergänzungsmittel über einen Zeitraum drei bis zehn Monaten berichtet. Dabei kam es zu einer toxischen Hepatitis mit Übelkeit, Erbrechen, Bauchschmerzen, Diarrhö, Gelbsucht und Pruritus.[3] Die Symptome besserten sich meist innerhalb von ein bis zwei Wochen nach Absetzen und waren nach zwei bis drei Monaten abgeklungen. In einem Fall musste ein akutes Leberversagen mit einer Lebertransplantation behandelt werden.[6]
Quellen
- ↑ 1,0 1,1 1,2 1,3 1,4 1,5 1,6 1,7 BfR. Risikobewertung von Pflanzen und pflanzlichen Zubereitungen. BfR-Wissenschaft 12/2013, 2. Aufl., abgerufen am 09.03.2024
- ↑ Lopresti et al. Modulation of the hypothalamic–pituitary–adrenal (HPA) axis by plants and phytonutrients: a systematic review of human trials. Nutritional Neuroscience, 2022
- ↑ 3,0 3,1 Leberschäden durch Nahrungsergänzungsmittel mit Ashwagandha. arznei-telegramm 2023
- ↑ 4,0 4,1 4,2 4,3 Ashwagandha: Schlafbeeren-Präparate mit möglichen Gesundheitsrisiken. BfR Mitteilung 39/2024 10.09.2024, abgerufen am 12.09.2024
- ↑ Chandrasekhar K et al. A Prospective, Randomized Double-Blind, Placebo-Controlled Study of Safety and Efficacy of a High-Concentration Full-Spectrum Extract of Ashwagandha Root in Reducing Stress and Anxiety in Adults. Indian J Psychol Med. 2012
- ↑ Suryawanshi G et al. Ashwagandha-Associated Acute Liver Failure Requiring Liver Transplantation. Am J Ther. 2023
Weblinks
- Liver toxicity of products containing Ashwagandha. Bijwerkingencentrum Lareb (Niederlande) 11.09.2023, abgerufen am 09.03.2024
- Medicines containing Withania somnifera (Withania, Ashwagandha). Safety advisory – potential for gastrointestinal symptoms and very rare cases of liver injury. Australian TGA 22.02.2024, abgerufen am 09.03.2024