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Aktinomykose (Hund)

Synonyme: Actinomyces-Infektion, Strahlenpilzerkrankung (veraltet)
Englisch: actinomycosis

1. Definition

Die Aktinomykose ist eine chronische pyogranulomatöse Erkrankung beim Hund, die durch verschiedene Bakterien verursacht wird.

2. Ätiologie

Die Aktinomykose wird u.a. von Actinoymces canis, Actinomyces bowdenii und Arcanobacterium pyogenes (früher Actinomyces pyogenes) hervorgerufen. Actinomyces spp. sind obligat anaerobe, nicht säurefeste und nicht sporenbildende, grampositive und pleomorph-verzweigte Fadenbakterien.

Actinomyces spp. besiedeln als Kommensalen die Schleimhäute, v.a. die Maulhöhle und den Gastrointestinaltrakt.

3. Pathogenese

Gelangen die Bakterien in verwundetes Gewebe, in dem anaerobe Verhältnisse herrschen (z.B. Biss- oder Kratzverletzungen, penetrierende Fremdkörperer, Quetschungen oder inhalierte Pflanzenbestandteile), können sie v.a. bei Anwesenheit von Begleitbakterien pathogen werden. In weiterer Folge entwickelt sich eine pyogranulomatöse Entzündung, die letztendlich die Symptome verursacht.

Die Aktinomykose ist eine sogenannte polymikrobielle Infektion. Das heißt, dass für die Entstehung der Erkrankung Begleitbakterien (z.B. Streptokokken, Fusobakterien, Bacteroides u.ä.) notwendig sind, welche für die für Actinomyces spp. notwendigen anaeroben Wachstumsverhältnisse sorgen. Durch die Produktion proteolytischer Enzyme werden umliegende neutrophile Granulozyten und Makrophagen zerstört, sodass sich die Infektion weiter ausbreiten kann. Da die Bakterien neutrophile Granulozyten anlocken, Makrophagen aktivieren und B-Lymphozyten stimulieren, entstehen allmählich Eiteransammlungen, die als Drusen oder Schwefelkörner bezeichnet werden. Zu einer hämatogenen Streuung kommt es jedoch nur äußerst selten.

4. Klinik

Abhängig von der Lokalisation können folgende drei Verlaufsformen unterschieden werden:

  • Thorakale/abdominale Aktinomykose
  • Retroperitoneale Aktinomykose
  • Kutane/subkutane Aktinomykose

4.1. Thorakale/abdominale Form

Die thorakale/abdominale Aktinomykose ist durch einen chronischen und progressiven Krankheitsverlauf mit Fieber und Gewichtsverlust gekennzeichnet. Bei der thorakalen Form sind Lunge, Mediastinum, Pleura, Herz und/oder Thoraxwand betroffen. Es kommt zur Bildung von Fisteln und Abszessen, die Tiere leiden an Husten, Tachypnoe, Dyspnoe oder verminderten Lungengeräuschen (bei Pyothorax).

Bei der abdominalen Aktinomykose bilden sich palpierbare abdominale Umfangsvermehrungen und einen eitriger Erguss.

4.2. Retroperitoneale Form

Bei der retroperitonealen Aktinomykose kommt es häufig zu Rückenschmerzen und gelegentlich auch zu Parese oder Paralyse der Hintergliedmaßen. Eine Knochenbeteiligung der angrenzenden Wirbel ist eher selten. Bei einer Osteomyelitis kommt es jedoch oftmals zu pathologischen Frakturen.

4.3. Kutane/subkutane Form

Bei der kutanen bzw. subkutanen Aktinomykose bilden sich weiche (selten auch derbe) Weichteilschwellungen, die oftmals eine Fistel aufweisen. Häufige Lokalisationen sind Kopf, Hals, laterale Thoraxwand und Flankenregion. In seltenen Fällen kommt es auch zu einer Beteiligung der Gliedmaßen oder des ZNS (bei hämatogener/lymphogener Streuung).

In der Literatur sind auch Zystitiden beschrieben, die durch Arcanobacterium pyogenes verursacht werden.

5. Differenzialdiagnosen

Bei Granulomen, Fisteln und/oder Abszessen der Haut sind andere bakterielle Infektionen (z.B. Mykobakterien, Nokardien, Staphylokokken) oder auch Pilzinfektionen (Dermatophytose, Sporotrichose, Blastomykose) auszuschließen. Bei fokalen Pneumonien und Pyothorax sind auch Infektionen mit Nokardien, Staphylokokken, Streptokokken oder Pasteurellen in Betracht zu ziehen.

6. Diagnose

Die Diagnose wird mittels direktem Erregernachweis aus Sekreten bzw. Ergüssen gestellt (Bakterienkultur).

7. Therapie

Da Antibiotika nur schlecht in granulomatös verändertes Gewebe eindringen können, ist eine hochdosierte Langzeittherapie (ca. 3 Monate) notwendig. Die Wahl des Antibiotikums hängt vom Resultat des Antibiogramms ab, wobei Penicillin G (40 mg/kgKG TID) meistens das Medikament der Wahl ist. Um Rezidive zu vermeiden, muss die Therapie mindestens 4 Wochen über die klinische Heilung hinaus verabreicht werden. Alternativ können auch Erythromycin, Clindamycin, Tetrazykline und Cephalosporine eingesetzt werden.

Hinweis: Diese Dosierungsangaben können Fehler enthalten. Ausschlaggebend ist die Dosierungsempfehlung in der Herstellerinformation.

Fisteln und Abszesse sind chirurgisch zu versorgen, Empyeme müssen dementsprechend drainiert werden.

8. Prognose

Die Prognose hängt stark von der Form und vom Schweregrad der Erkrankung ab. Bei einer angemessenen chirurgischen Therapie bei gleichzeitiger Langzeitantibiose kann in 90 % der Fälle eine Heilung erzielt werden. Hunde, die an Körperhöhlenergüssen leiden, weisen eine entsprechend schlechte Prognose auf.

9. Literatur

  • Niemand HG (Begr.). Suter PF, Kohn B, Schwarz G (Hrsg.). 2012. Praktikum der Hundeklinik. 11., überarbeitete und erweiterte Auflage. Stuttgart: Enke-Verlag in MVS Medizinverlag Stuttgart GmbH & Co. KG. ISBN: 978-3-8304-1125-3.

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