Dermatophytose (Hund)
Synonym: Dermatophytie
Englisch: dermatophytosis
Definition
Als Dermatophytosen bezeichnet man Hauterkrankungen des Hundes, die durch verschiedene Pilze verursacht werden.
Einteilung
Dermatophytosen gliedern sich - abhängig von den beteiligten Pilzen - in zwei große Gruppen von Erkrankungen:
- Trichophytie: Infektionen mit Trichophyton spp.
- Microsporie: Infektionen mit Microsporum spp.
Vorkommen
Dermatophytosen betreffen vor allem Jungtiere und Jagdhunde, die in feucht-warmen Klimazonen leben. Zusätzlich kommen Erkrankungen bei immunsupprimierten Tieren und gehäuft bei prädisponierten Rassen (z.B. Yorkshire Terrier oder Jack Russel) vor.
Ätiologie
Die Dermatophytose des Hundes wird am häufigsten durch Microsporum canis, Microsporum gypseum oder Ttrichophyton mentagrophytes verursacht.
Pathogenese
Die Übertragung der Erreger erfolgt durch deren Sporen, die an infizierten Haaren, in der Umgebung oder auch an Exkrementen zu finden sind.
Als Erregerreservoir für Microsporum canis gelten Katzen, die auch latent infiziert sein können. Trichophyton mentagrophytes wird hauptsächlich durch häusliche oder wilde Nagetiere verbreitet. Microsporum gypseum hingegen ist ein geophiler Dermatophyt, der vorrangig in Waldböden zu finden ist.
Klinik
Das typische klinische Bild einer Dermatophytose ist eine ringförmige Alopezie mit leicht erythematösen Rändern und einer feinen Abschuppung. Im Anfangsstadium ist nur selten Juckreiz (Pruritus) vorhanden. Alopetische Läsionen treten entweder einzeln oder multifokal auf und sind meist asymmetrisch verteilt. Manchmal bilden sich dicke, schuppige Beläge.
In den meisten Fällen sind zuerst das Gesicht sowie der vordere Körperteil betroffen. Die Infektion kann jedoch an jeder beliebigen Lokalisation am Körper beginnen. Die Verteilung und der Schweregrad der Symptome hängt u.a. von den beteiligten Pilzarten ab. Trichophytosen führen häufig zu sehr ausgeprägten, ganze Körperteile einschließenden Infektionen, die mit Alopezie, Desquamation und starkem Juckreiz einhergehen können. Microsporum spp. hingegen kann zu ähnlichen Veränderungen wie bei einem Pemphigus foliaceus führen (oberflächliche Pusteln, Krusten und Pigmentverlust). Ist das Krallenhorn betroffen, spricht man von einer Onychomykose.
Differenzialdiagnosen
Als Differenzialdiagnosen kommen vor allem die oberflächliche bakterielle Follikulitis und die Demodikose in Frage. Beide Erkrankungen können auch gemeinsam mit einer Dermatophytose auftreten.
Diagnose
Die Diagnose kann mithilfe verschiedener Verfahren gestellt werden:
- typisches klinisches Bild (Alopezie, prädisponierte Körperstellen u.ä.)
- Wood-Lampe (variable Sensitivität)
- Trichogramm
- kulturelle Anzucht
- Biopsie (inkl. histologischer Beurteilung)
Therapie
Bei gesunden Tieren heilen Dermatophytosen häufig selbstständig aus und gelten als selbstlimitierende Erkrankungen. Da das infizierte Haar in die telogene Phase eintritt oder ausfällt geht die Erkrankung meist innerhalb von drei Monaten ohne Therapie spontan in Remission. Zusätzlich kommt es durch eine Entzündungsreaktion zu einer Eliminierung der Pilzorganismen und zum Abheilen der Läsionen.
Immungeschwächte oder prädisponierte Hunde hingegen können auch an schwer therapierbaren Infektionen erkranken. Hierbei sind oftmals mehrstufige Behandlungsmaßnahmen notwendig, die aus einer Kombination von systemisch (Itraconazol 5 mg/kgKG SID) und topisch (Enilconazol 0,2 %ige-Lösung alle 3-4 Tage) wirksamen Antimykotika bestehen. Die systemische Behandlung erfolgt im Wochenschritt: Nach einer einwöchigen Behandlung folgt eine einwöchige Pause. Diese Therapie wird alternierend so lange fortgeführt, bis die Erkrankung vollständig abgeheilt ist. Die Behandlungsdauer beträgt mindestens sechs bis acht Wochen.
Um den Therapieerfolg überprüfen zu können, sollte vier Wochen nach Behandlungsbeginn eine kulturelle Untersuchung eingeleitet werden. Bei negativem Ergebnis wird die Behandlung so lange fortgeführt, bis nach vier Wochen eine erneute Kontrolle ebenfalls negativ ausfällt. Erst dann darf die Therapie gestoppt werden.
Hinweis: Diese Dosierungsangaben können Fehler enthalten. Ausschlaggebend ist die Dosierungsempfehlung in der Herstellerinformation.
Zoonotische Bedeutung
Dermatophyten haben ein zoonotisches Potenzial, weshalb erkrankte Tiere nur mit immunkompetenten Personen Kontakt haben dürfen. Immungeschwächte Personen sind umgehend von den Tieren fernzuhalten. Bei Kontakt mit betroffenen Tieren sind strikte Hygienemaßnahmen einzuhalten (Handschuhe, Reinigung und anschließende Desinfektion, Umgebungsdekontamination u.ä.).
Literatur
- Linek M. Hautkrankheiten. 2012. In: Suter PF, Kohn B, Schwarz G. (Hrsg.). Praktikum der Hundeklinik. 11., überarbeitete und erweiterte Auflage. Stuttgart: Enke Verlag in MVS Medizinverlag Stuttgart GmbH & Co. KG, 408. ISBN: 978-3-8304-1125-3.
- Gedek B. Pilzkrankheiten der Haustiere. In: Mayr A. (Hrsg.) Medizinische Mikrobiologie, Infektions- und Seuchenlehre. 8., überarbeitete Auflage. Stuttgart: Enke Verlag in MVS Medizinverlag Stuttgart GmbH & Co. KG, 585. ISBN: 978-3-8304-1060-7.
- Schnieder T. 2009. Bekämpfung von Dermatophytosen bei Hunden und Katzen. Zweite ESCCAP-Empfehlung.
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