Hals (Veterinärmedizin)
Synonyme: Collum, Cervix
Englisch: neck
Definition
Als Hals bezeichnet man den Abschnitt zwischen Rumpf und Kopf beim Haussäugetier.
Anatomie
Der Hals verbindet den Kopf mit der Brust und erstreckt sich auf einer Querebene zwischen Atlas und Os occipitale bis zur Schulter (Sulcus praescapularis).
Topographie
Am Hals können mehrere Regionen, die sich als Regiones colli zusammenfassen lassen, unterschieden werden. Darunter versteht man Bereiche, die durch besondere Landmarken (z.B. Knochenpunkte) sowie klinisch wichtige Leitungsstrukturen gekennzeichnet sind. Am Hals sind dies:
Regio colli dorsalis | dorsale Halsregion |
Regio colli lateralis | seitliche Halsregion |
Regio parotidea | Ohrspeicheldrüsenregion |
Regio retroauricularis | Hinterohrregion |
Regio pharyngea | Schlundkopfregion |
Regio brachiocephalica | Region über dem Musculus brachiocephalicus |
Sulcus jugularis | Drosselrinne |
Regio praescapularis | Vorschultergegend |
Regio colli ventralis | ventrale Halsregion |
Regio laryngea | Kehlkopfregion |
Regio trachealis | Luftröhrenregion |
Muskeln
Am Hals sind Hautmuskeln ausgebildet, die sich bezüglich des Auftretens, der Stärke und des Verlaufs tierartlich verschieden verhalten. Grundsätzlich unterscheidet man:
- Musculus sphincter colli superficialis
- Platysma
- Musculus sphincter colli profundus
- Musculus cutaneus trunci
Zusätzlich sind noch noch eine Reihe weiterer Muskeln unterschiedlicher Größe ausgebildet, die anhand ihrer Funktion in Gruppen eingeteilt werden:
- Lange Hals- und Rückenmuskeln
- Kurze Hals- und Rückenmuskeln
- Abwärtsbieger der Halswirbelsäule
- Zungenbeinmuskeln
Faszien
Am Hals ist eine Fascia cervicalis superficialis (oberflächliche Halsfaszie) ausgebildet, die beim Pferd und Wiederkäuer zweiblättrig ist (Paries superficialis und profundus). Diese findet dorsal am Nackenband Ansatz, während sie sich ventral in einem medianen Bindegewebsstreifen mit der der andere Seite vereinigt. Ihr oberflächliches Blatt überzieht großteils Muskeln, wohingegen das tiefe Blatt unter diesen hindurch zieht und die Drosselrinne (Sulcus jugularis) überspannt.
Zusätzlich ist am Hals eine Fascia cervicalis profunda (tiefe Halsfaszie) ausgebildet, die ebenso zweiblättrig ist. Das oberflächliche Blatt (Lamina praetrachialis) entspringt seitlich am Atlasflügel sowie am unteren Rand des Musculus longus capitis und den Musculi scaleni, taucht anschließend sofort in die Tiefe und umhüllt seitlich und ventral den Ösophagus und die Trachea. Zusammen mit dem tiefen Blatt (Lamina praevertebralis) umscheidet sie als Vagina carotica den Truncus vagosympathicus, den Nervus laryngeus recurrens und die Arteria carotis communis.
Organe
Der Hals beherbergt mehrere Organe. Zentral verläuft der Ösophagus (Speiseröhre) sowie die Trachea (Luftröhre), der die Schilddrüse (Glandula thyreoidea) angelagert ist. Beim jungen Tier ist zudem noch der Thymus anzutreffen.
Knochen
Die knöcherne Grundlage des Halses ist die Halswirbelsäule. Sie besteht - wie bei allen Säugetieren - aus 7 einzelnen Wirbelknochen. Am Hals können die Alae atlantes (Atlasflügel) und die Processus transversi (Querfortsätze) der Halswirbelsäule als tastbare Knochenpunkte aufgefunden werden.
Leitungsbahnen
Am Hals verlaufen wichtige Leitungsbahnen von kranial nach kaudal und umgekehrt:
Klinik
Am Hals können unterschiedliche Abschnitte für Injektions- und Gefäßpunktionstechniken genutzt werden. Die Regio brachiocephalica eignt sich v.a. zur subkutanen Injektion, wobei intramuskuläre Verabreichungen beim Pferd in der Mitte eines Dreiecks (Ligamentum nuchae - Halswirbelsäule - Kranialrand der Scapula) durchgeführt werden.
Die Drosselrinne liegt im unteren Bereich der Lateralfläche des Halses und eignet sich besonders gut zur Punktion der Vena jugularis externa - einerseits zur Applikation von Arzneimittel, andererseits zur Entnahme von venösem Blut (bei allen Tierarten).
Eine Liquorentnahme kann in der Genickgegend durchgeführt werden. Bei der sogenannten Okzipitalpunktion wird die Cisterna cerebellomedullaris des Subarachnoidalraums erreicht. Beim Pferd wird dabei die Kanüle ca. 8 cm und beim Hund ca. 4-5 cm tief eingeführt. Tierartliche sowie interindividuelle Unterschiede müssen stets berücksichtigt werden.
Literatur
- Salomon, Franz-Viktor, Geyer, Hans, Gille, Uwe. Anatomie für die Tiermedizin. 2., aktualisierte und erweiterte Auflage. Enke-Verlag, 2008.
- Nickel, Richard, Schummer, August, Seiferle, Eugen. Lehrbuch der Anatomie der Haustiere, Band I: Bewegungsapparat. Parey Verlag, 2003.
- König, Horst Erich, Hans-Georg Liebich. Anatomie der Haussäugetiere: Lehrbuch und Farbatlas für Studium und Praxis. Schattauer Verlag, 2014.
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