Pallister-Hall-Syndrom
nach Philip D. Pallister (*1920), amerikanischer Kinderarzt und Humangenetiker und Judith Goslin Hall (*1939), kanadische Kinderärztin und Humangenetikerin
Synonyme: PHS, MISHAP (microcephalus-imperforate anus-syndactyly-hamartoblastoma-abnormal lung lobulation-polydactyly), PALPHA-Syndrom (Renal-Anal-Lunge-Polydaktylie-Hamartoblastom-Syndrom), 4H-Syndrom (Hypothalamic-Hamartoblastoma-Hyperphalangeal-Hypoendocrine-Hypoplastic anus-Syndrom), Hamartopolydaktylie, Hall-Pallister-Syndrom
Englisch: Pallister-Hall syndrome
Definition
Das Pallister-Hall-Syndrom, auch PHS genannt, ist eine seltene Erbkrankheit, die durch eine Vielzahl an Symptomen, insbesondere aber ein hypothalamisches Hamartom, eine Polydaktylie, eine Analatresie und einen Hypopituitarismus charakterisiert ist.
- ICD10-Code: D33.0
Epidemiologie
Das Pallister-Hall-Syndrom ist eine sehr seltene Erkrankung mit einer Prävalenz von etwa 1:1.000.000.
Ursache
Das Pallister-Hall-Syndrom wird autosomal-dominant vererbt. Ursächlich ist eine Mutation im GLI3-Gen an Genlokus 7p41.1. Im Normalfall codiert dieses Gen einen Transkriptionsfaktor, der vom Hedgehog-Signalweg aktiviert wird.
Klinik
Die Symptome des Pallister-Hall-Syndroms variieren von milden bis zu schweren Symptomen. Es kann zu einer intrauterinen Wachstumsretardierung kommen. Allerdings weist nur ein kleiner Prozentsatz der Patienten schwerwiegende Komplikationen auf. Mögliche Fehlbildungen sind:
Gastrointestinaltrakt
Gehirn
- Hypothalamisches Hamartom, dieses kann eine gelastische Epilepsie auslösen
- Hypophysendysplasie oder -aplasie
- Panhypopituitarismus
Gesichtsdysmorphien
- flache Nasenwurzel
- weite Fontanellen
- kurze, nach oben gerichtete Nase
- langes Philtrum
- verstärkter Storchenbiss
- Zungenbändchen
- Aplasie der äußeren Gehörgänge
- dysplastische Ohrmuscheln
- Mikrotie
- präaurikuläre Anhängsel
- Mikrophthalmie
- Lippen-Kiefer-Gaumenspalte
- Mikroglossie
Respirationstrakt
- Epiglottis-Spalte (Epiglottica bifida)
- Epiglottisaplasie
- Larynx-Spalte
- pulmonale Agenesie
Extremitäten
- zentrale oder postaxiale Polydaktylie
- Syndaktylie
- Nageldysplasie
- distale, armbetonte Rhizomelie
- überstreckbare Hüft- und Kniegelenke
Herz
Urogenitaltrakt
- Nierendysplasien
- Mikrophallus
- testikuläre Hypoplasie
- Kryptorchismus
- Hypospadie
Diagnostik
Die Diagnose eines Pallister-Hall-Syndroms kann aufgrund eines Hypothalamus-Hamartoms und einer Polydaktylie gestellt werden. Das Hamartom wird durch eine Magnetresonanztomographie (MRT) nachgewiesen. Es liegt in der Regel basal und ist in der Mittellinie als unverstärkte hypothalamische Masse sichtbar. Die Masse hat in allen Pulssequenzen die gleiche Signalintensität, die der grauen Substanz entspricht.
Bei familiären Fällen kann zum Nachweis ein fetales MRT durchgeführt werden. Die Diagnose kann durch den Nachweis der GLI3-Mutation molekulargenetisch bestätigt werden.
Differentialdiagnosen
Folgende Differentialdiagnosen können in Betracht gezogen werden:
Therapie
Eine ursächliche Therapie des Pallister-Hall-Syndroms ist bis heute (2017) nicht bekannt. Die Therapie richtet sich nach den individuellen Symptomen des Patienten. Direkt nach der Geburt kann eine indirekte Laryngoskopie durchgeführt werden und die Atmung sollte überwacht werden. Mögliche Nieren- oder Herzfehlbildungen sollten ausgeschlossen werden. Eine Analatresie oder Lippen-Kiefer-Gaumenspalte kann operativ behandelt werden. Zur Beurteilung des Hamartoms und des Skeletts sollte ein MRT durchgeführt werden.