Fontanelle
von lateinisch: fons - Quelle
Synonym: Fontanella, Fonticulus
Englisch: fontanelle, fontanel
Definition
Fontanellen sind die bei der Geburt vorliegenden, bindegewebig überbrückten Knochenspalten im kindlichen Schädel, die sich zwischen den bereits verknöcherten Ossa plana der Schädelknochen befinden.
Entwicklung
Der Schädel ist beim Fetus bereits bindegewebig vorgeformt (Primordialkranium) und bildet sich als Kapsel um das sich entwickelnde Gehirn. Bereits in utero entstehen Ossifikationskerne in den Schädelknochen, von denen die Verknöcherung des Schädels ausgeht. Bei der Geburt befinden sich zwischen diesen Knochen noch bindegewebig überdeckte Spalten, die üblicherweise bis zum zweiten Lebensjahr verknöchern und eine stabile Kalotte bilden.
Anatomie
Üblicherweise befinden sich Fontanellen überall da, wo drei oder mehr Knochenplatten aneinander stoßen. Damit existieren üblicherweise sechs Fontanellen:
- Fonticulus anterior
- Fonticuli sphenoidales (beidseitig)
- Fonticulus posterior
- Fonticuli mastoidei (beidseitig)
Daneben können zusätzliche Fontanellen entstehen, vor allem metopische oder parietale Fontanellen.
Fontanelle | Zeitpunkt der Verknöcherung (ca.) |
---|---|
Fonticulus posterior | 3. Lebensmonat |
Fonticulus sphenoidalis | 6. Lebensmonat |
Fonticulus mastoideus | 18. Lebensmonat |
Fonticulus anterior | 36. Lebensmonat |
Pathologische Anmerkung
Bei intrakraniellen Druckerhöhungen, beispielsweise beim Vorliegen eines Hydrocephalus, kann es zur Verzögerung der Verknöcherung der Fontanellen kommen. Das führt zur Bildung von übermäßig großen Kalotten. Selten kommt es bei solchen Erkrankungen auch zur Herniation von Meningen durch die Fontanellen, beispielsweise beim Marie-Sée-Syndrom.
Klinik
Bei bestimmten Indikationen (z.B. subdurales Hämatom, Liquorabflussstörungen) können beim Säugling die Fontanellen aus diagnostischen oder therapeutischen Gründen punktiert werden. Für die Fontanellenpunktion wird meist die vordere Fontanelle verwendet.
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