Yersiniose (Hund)
Synonyme: Pseudotuberkulose, Rodentiose
Englisch: yersiniosis
Definition
Die Yersiniose des Hundes ist eine Infektionskrankheit, die durch Bakterien der Gattung Yersinia ausgelöst wird.
Ätiologie
Die maßgeblichen Erreger sind Yersinia enterocolitica oder Yersinia pseudotuberculosis. Yersinien sind gramnegative, bewegliche, fakultativ anaerobe Stäbchenbakterien aus der Familie der Enterobacteriaceae.
Epidemiologie
Nagetiere sind ein wichtiges Erregerreservoir, weshalb die Yersiniose auch als Rodentiose bezeichnet wird. Yersinien haben ein breitgefächertes Wirtsspektrum und verursachen beim Hund häufig nur stumme Infektionen.
Da Yersinien äußerst sensibel auf wärmere Umgebungstemperaturen sowie Sonnenlicht reagieren, treten Infektionen gehäuft in den kühlen Wintermonaten auf.
Pathogenese
Sowohl Yersinia enterocolitica als auch Yersinia pseudotuberculosis können im Darm gesunder Hunde nachgewiesen werden. Eine Infektion durch kontaminiertes Wasser oder Futter verläuft in der Regel asymptomatisch und führt nur vereinzelt zu einer klinisch manifesten Erkrankung.
In manchen Fällen kommt es zur Bildung kleiner Tuberkulose-ähnlicher Granulome, weshalb die Yersiniose auch Pseudotuberkulose genannt wird.
Klinik
Klinisch manifeste Erkrankungen gehen mit chronischer Kolitis, Durchfall, Tenesmen und erhöhter Kotabsatzfrequenz einher. Im Kot können häufig Schleim- und Blutbeimengungen gefunden werden. Zu Störungen des Allgemeinbefindens kommt es nur selten.
Latente Infektionen führen meist zu einer Dauerausscheidung der Erreger über einen langen Zeitraum. In seltenen Fällen kommt es zur Bildung multipler Mikroabszesse in verschiedenen Organen, Lymphadenopathie und Fieber.
Differenzialdiagnosen
Differenzialdiagnostisch sind Kolitiden anderer Ursachen auszuschließen, z.B. Trichuris-vulpis-Befall, Stresskolitis, Futtermittelallergien und Inflammatory Bowel Disease (IBD).
Diagnose
Ein direkter Erregernachweis kann aus Blut-, Urin- oder Lymphknotenproben sowie direkt aus Wunden erfolgen. Die Anzüchtung gelingt auf einem Selektivnährmedium. Der Nachweis von Yersinien im Kot ist aufgrund des normalen Vorkommens nicht beweisend.
Therapie
Eine Therapie ist nur in Ausnahmefällen (Komplikationen u.ä.) indiziert. Ein Antibiose kann mit Chloramphenicol, Tetrazyklinen, Gentamicin, Cephalosporinen und Trimethoprim-Sulfonamid durchgeführt werden. Die Wahl des Antibiotikums hängt jedoch vom Resultat des Antibiogramms ab.
Zusätzlich sind symptomatisch orientierte Maßnahmen (z.B. parenterale Flüssigkeitstherapie, Diät u.ä.) durchzuführen.
Zoonotische Bedeutung
Menschen können sich auch mit Yersinien infizieren. Eine Ansteckung ist durch den direkten Kontakt mit infektiösem Hundekot möglich. Als wichtigste Ansteckungsquelle gelten jedoch wilde Nagetiere, welche die Bakterien sowohl über den Kot als auch durch Bisse auf den Menschen übertragen können.
Literatur
- Niemand HG (Begr.). Suter PF, Kohn B, Schwarz G (Hrsg.). 2012. Praktikum der Hundeklinik. 11., überarbeitete und erweiterte Auflage. Stuttgart: Enke-Verlag in MVS Medizinverlag Stuttgart GmbH & Co. KG. ISBN: 978-3-8304-1125-3.
um diese Funktion zu nutzen.