Futtermittelallergie (Hund)
Synonyme: Futter-induzierte allergische Dermatitis, Futtermitteldermatitis
Englisch: food hypersensitivity, cutaneous adverse food reactions
Definition
Als Futtermittelallergie bezeichnet man eine adverse immunologische Reaktion auf ein bestimmtes Nahrungsmittelprotein beim Hund.
Epidemiologie
Eine Futtermittelallergie kann in jedem Alter auftreten, meist in den ersten Lebensmonaten oder -jahren. Sie macht ca. 15 bis 40 % aller Allergien beim Hund aus.
Ätiologie
Grundsätzlich können alle Futtermitteleiweiße eine Allergie hervorrufen. Am häufigsten werden allergische Reaktionen jedoch bei Fütterungen von Rindfleisch, Milchprodukten, Hühnerfleisch oder Weizen beobachtet.
Pathogenese
Die Futtermittelallergie ist eine immunologische Reaktion auf ein Protein, das mit der Nahrung zugeführt wird. Bei gesunden Tieren rufen Eiweißmoleküle, die durch die Darmschranke in das lokale Lymphsystem des Darmes gelangen, eine sogenannte Toleranz hervor. Bei einem unter Futtelmittelallergie-leidenden Hund führt eine genetische Veranlagung dazu, dass diese Toleranz nicht entwickelt wird. Bei diesen Hunden kommt es zu einer übersteigerten Immunantwort vom Soforttyp (Typ-I-Allergie bzw. IgE-vermittelte Allergie) auf Nahrungsbestandteile.
Klinik
Das primäre Symptom einer allergischen Dermatitis ist Pruritus, der meist zusammen mit einem Erythem (Rötung) und/oder erythematösen Papeln auftritt. Das typische Verteilungsmuster einer allergischen Dermatitis sind Gesicht, Ohren, Pfoten, Achsel, Leiste, ventraler Hals und ventraler Schwanzbereich. In seltenen Fällen tritt Juckreiz auch alleine auf (Pruritus sine materia).
Bei rund 15 bis 20 % aller Futtermittelallergien oder -intoleranzen manifestieren sich zusätzlich zu den Hautproblemen auch gastrointestinale Symptome. Hierzu zählen v.a. Erbrechen, Durchfall und schleimiger Kot.
Differenzialdiagnosen
Die wichtigsten Differenzialdiagnosen sind Parasitosen (z.B. Sarkoptesräude, Cheyletiellen, Demodikosen), Pyodermie, Malasseziendermatitis, Flohbissallergien und atopische Dermatitis.
Diagnose
Die Diagnose wird klinisch gestellt. Da es zur Zeit (2020) keine speziellen diagnostischen Nachweisverfahren gibt und eine Futtermittelallergie klinisch nicht von einer atopischen Dermatitis unterschieden werden kann, sollten andere juckende Hauterkrankungen mit folgendem Algorithmus ausgeschlossen werden:
Schritt 1: | Befall mit Ektoparasiten → Suche (z.B. Hautgeschabsel) bzw. Diagnosis ex juvantibus |
Schritt 2: | Möglichkeit einer sekundären Infektion → zytologischer Nachweis (z.B. Abklatschpräparat und mikroskopische Untersuchung) → angepasste Therapie |
Schritt 3: | Juckreiz bleibt trotz Ausschluss von Ektoparasiten und Sekundärinfektionen bestehen → Ausschluss einer Futtermittelallergie mithilfe Eliminationsdiät |
Wird eine geeignete Einweißquelle gefunden, sollte diese für mindestens vier Wochen dem Tier gefüttert werden. Bilden sich in dieser Zeit alle allergischen Symptome zurück, kann mit einem Provokationstest (Verfüttern der früheren Futtermittel) die Allergie bestätigt werden.
Therapie
Eine Futtermittelallergie lässt sich mit der lebenslangen Vermeidung des auslösenden Allergens behandeln. In den meisten Fällen kann für betroffene Hunde eine geeignete - meist auch kommerzielle Diät - gefunden werden, bei der keine Symptome auftreten (z.B. hypoallergene Futtermittel diverser Hersteller).
Literatur
- Linek M. Hautkrankheiten. 2012. In: Suter PF, Kohn B, Schwarz G. (Hrsg.). Praktikum der Hundeklinik. 11., überarbeitete und erweiterte Auflage. Stuttgart: Enke Verlag in MVS Medizinverlag Stuttgart GmbH & Co. KG, 417. ISBN: 978-3-8304-1125-3
- Mueller RS, Olivry T, Prélaud P. 2016. Critically appraised topic on adverse food reactions of companion animals (2): common food allergen sources in dogs and cats. BMC Vet Res 12:9. doi: 10.1186/s12917-016-0633-8
- Wilhelm S, Favrot C. 2005. Futtermittelhypersensitivitäts-Dermatitis beim Hund: Möglichkeiten der Diagnose. Schweiz Arch Tierheilkd 147(4):165-171. doi: 10.1024/0036-7281.147.4.165
- Verlinden A, Hesta M, Millet S, Janssens GP. 2006. Food allergy in dogs and cats: a review. Crit Rev Food Sci Nutr 46(3):259-273. doi:10.1080/10408390591001117
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