Streptococcal Toxic Shock Syndrome
Synonyme: Streptogenes toxisches Schock-Syndrom, Streptokokken-induziertes toxisches Schock-Syndrom
Englisch: streptococcal toxic shock syndrome, STSS
Definition
Das Streptococcal Toxic Shock Syndrome, kurz sTSS, ist eine akute Systemerkrankung, die durch Exotoxine von Streptococcus pyogenes ausgelöst wird.
Abgrenzung
Das Krankheitsbild ähnelt dem Staphylococcal Toxic Shock Syndrome. Letzteres wird jedoch durch Exotoxine von Staphylococcus-aureus-Stämmen ausgelöst.
Epidemiologie
Das sTSS betrifft hauptsächlich Erwachsene, kann jedoch in jedem Alter auftreten.
Ätiologie
Das sTSS wird durch die Streptococcal Pyrogenic Exotoxine A und C (SPE-A, SPE-C) ausgelöst. Diese werden von einigen Stämmen von Streptococcus pyogenes, einem β-hämolysierenden Bakterium der Gruppe A gebildet. Dieses Toxin aktiviert als Superantigen T-Lymphozyten, die in Folge massiv Zytokine freisetzen.
Das sTSS kann unter anderem nach Infektionen mit Streptococcus pyogenes, wie beispielsweise Halsentzündungen oder Scharlach auftreten. Weitere Risikofaktoren sind:
- infizierte Wunden, zum Beispiel nach Operationen
- Geburt
Im Gegensatz zum Staphylococcal Toxic Shock Syndrom besteht eher keine Assoziation zur Menstruation.
Klinisches Bild
Typische sind Schocksymptome (z.B. Hypotonie, Tachykardie) begleitend von Fieber und einem morbilliformen Exanthem. Im Verlauf schält sich die Haut ab (Desquamation) und ein Multiorganversagen kann entstehen.
Diagnostik
Für die Diagnose wird das Vorliegen aller Hauptkriterien sowie von mindestens zwei Nebenkriterien gefordert.
Hauptkriterien | Erregernachweis im Serum |
---|---|
morbilliformes Exanthem | |
Hypotonie (systolischer Blutdruck < 90 mmHg) | |
Nebenkriterien | ARDS |
Koagulopathie (< 100.000 Thrombozyten/µl oder disseminierte intravasale Gerinnung) | |
Niereninsuffizienz (Serumkreatinin > 177 µmol/l ≈ 2,0 mg/dl) | |
Leberschädigung (Erhöhung von Transaminasen und Bilirubin) | |
Weichteilnekrose |
Eine Bakteriämie ist in etwa 60 % der Fälle nachweisbar und damit deutlich häufiger, als bei der Staphylokokken-assoziierten Form der Erkrankung.
Differenzialdiagnosen
- Staphylococcal Toxic Shock Syndrome
- Scharlach
- Masern
- Kawasaki-Syndrom
- septischer Schock anderer Genese
- Rocky-Mountain-Fleckfieber
- Leptospirose
- Peritonitis
- Pneumonie
- pelvine Infektionen
- Perikarditis
- akuter Myokardinfarkt
- Meningitis
Therapie
Patienten mit sTSS müssen immer intensivmedizinisch betreut werden. Die Behandlung umfasst die Beseitigung der Infektionsursache sowie die symptomatische Behandlung des Schocks, d.h. Volumensubstitution, Sauerstoffzufuhr, ggf. Beatmung, Ausgleich des Säure-Basen-Haushalts, medikamentöse Therapie mittels vasoaktiver Pharmaka sowie die Gabe von Analgetika und Sedativa.
Zur Behandlung der Streptococcus-pyogenes-Infektion werden intravenöse Antibiotika angewendet:
- Penicillin G
- mit Clindamycin (hemmt zusätzlich die Exotoxinproduktion)
Um Resistenzen auszuschließen, empfiehlt sich das Anlegen eines Antibiogramms, wonach dann wirksame Antibiotika ausgewählt werden können.
In schweren Fällen werden intravenöse Immunglobuline eingesetzt.
Prognose
Der Beginn der Therapie ist prognoseentscheidend. Die Letalität beträgt bei Erwachsenen 30 bis 80 %. Bei Kindern ist die Letalität geringer.
Quelle
- Cleveland Clinic; Toxic Shock Syndrome; abgerufen am 10.10.2024
- orpha.net – Toxisches Schock-Syndrom, Streptokokken-induziertes, abgerufen am 04.11.2024