Simulium
von lateinisch: simulare - ähnlich machen, darstellen
Definition
Taxonomie
- Stamm: Arthropoda (Gliederfüßler)
- Unterstamm: Mandibulata (Mandibeltiere)
- Klasse: Insecta (Insekten)
- Ordnung: Diptera (Zweiflügler)
- Unterordnung: Nematocera (Mücken)
- Familie: Simuliidae (Kriebelmücken)
- Gattung: Simulium
- Familie: Simuliidae (Kriebelmücken)
- Unterordnung: Nematocera (Mücken)
- Ordnung: Diptera (Zweiflügler)
- Klasse: Insecta (Insekten)
- Unterstamm: Mandibulata (Mandibeltiere)
Morphologie
Simulium-Arten besitzen einen kleinen, 2 bis 6 mm langen und kompakten Körper mit einem nach dorsal gewölbten Thorax. Die kurzen Beine und breiten Flügel verleihen den Insekten ein fliegenähnliches Aussehen. Beide Geschlechter besitzen Antennen, die aus 9 bis 12 perlschnurartig aneinandergereiten und kurzen Gliedern (ohne Borsten) aufgebaut sind.
Arten
Die Gattung Simulium besteht aus über 1.000 Arten, die in allen zoogeografischen Zonen verbreitet sind. Die wichtigsten in Mitteleuropa auftretenden Arten sind
Epidemiologie
Simulium erythrocephalum hat im deutschsprachigen Raum entlang der großen Fließgewässer die größte Bedeutung. Die restlichen drei Arten kommen hauptsächlich in hügeligen Regionen vor.
Art | Brutgewässer | Anspruch an Wasserqualität | Landschaftstyp |
---|---|---|---|
S. erythroc. | vegetationsreiche große Bäche bis mittelgroße Flüsse | mittel | Flachland von Norddeutschland bis voralpine Region |
S. reptans | vegetationsreiche Bäche und Flüsse | hoch | Flachland bis Hügelland |
R. ornatum | generell Fließgewässer, bevorzugt turbulente Strömung | niedrig | Flachland, Hügelland bis Voralpen |
S. equinum | Bäche mit moderater Strömung und Wasservegetation | niedrig | Ebenen, niedrige Höhenlagen und Hügelland |
Adulte Simulium-Arten sind in endemischen Gebieten Mitteleuropas ab März bis November verbreitet. Überwinterte Larven, die zeitig im Frühjahr schlüpfen, können zu großen Mücken-Populationen heranwachsen und dann massenhaft Weidetiere befallen. Bei steigenden Wassertemperaturen schlüpfen die Imagines dann nahezu synchron aus den Puppen aus. Bei hoher Luftfeuchtigkeit und geringen Windbewegungen entstehen ideale Flugbedingungen, sodass es zum Massenanflug von Weidetieren kommen kann.
Kriebelmücken fliegen tagsüber, bevorzugt bei sonnigem und windstillen Wetter. Die Flugzeit überdauert den gesamten Tag, wobei die Insekten nicht in Gebäude oder Stallungen anzutreffen sind.
Entwicklung
Simuliiden sind aufgrund ihrer Entwicklungszyklen an Fließgewässer gebunden. Die Begattung erfolgt nach dem Schlupf der Adultstadien. Die Weibchen sind in der Regel hämatophag, da sie zur Eireifung Blut benötigen. Die Männchen hingegen ernähren sich von Pflanzensäften.
Ungefähr eine Woche nach der Blutmahlzeit legen die Weibchen (artabhängig) zwischen 150 und 600 Eier in gallertigem Material auf schwimmenden Wasserpflanzen, an Steinen oder in Fließrinnen ab. Die Eier werden dabei flächenhaft (z.B. bei Simulium erythrocephalum) oder in Klumpen (z.B. Simulium ornatum) abgelegt. Die Larven schlüpfen dann unter Wasser und bleiben für gewöhnlich dicht am Ablageort. Sie bilden dabei ein Fadengeflecht aus, wobei spätere Larvenstadien auch mit dem Fließgewässer - an einem gesponnen Faden befestigt - verdriftet werden können.
Abhängig von der Temperatur durchlaufen die Larven innerhalb von 3 bis 8 Wochen zwischen 6 und 9 Larvenstadien, ehe sich das letzte Stadium verpuppt. Dieses Stadium spinnt auf Planzen einen tütenförmigen Kokon, dessen offenes Ende stromabwärts gerichtet ist. Vollständig entwickelte Mücken kriechen dann an die Wasseroberfläche, sodass bei günstigen (sommerlichen) Temperaturen die Entwicklung innerhalb von 6 bis 8 Wochen abgeschlossen sein kann.
Klinik
Humanmedizin
Stiche von Kriebelmücken sind äußerst schmerzhaft und können zur pseudoallergischen Reaktion und Lymphangitis führen. Weiterhin dienen sie als Vektor für verschiedene infektiöse Larven, z.B. von
- Mansonella ozzardi (v.a. in der Karibik)
- Onchocerca volvulus, Erreger der Onchozerkose (v.a. in Süd- und Zentralamerika sowie in Afrika)
Veterinärmedizin
Stiche bei Tieren führen nicht nur zu Schmerzen, sondern auch zu zahlreichen petechialen Blutungen in der Haut. Zusätzlich kommt es oft zu hochgradigen Unterhaut- und Organödemen (Larynx, Lunge, Labmagen, Gehirn), Schwellungen der Lymphknoten, petechiale Blutungen in den Serosen, im Peri- und Endokard sowie in allen Parenchymen, einschließlich des Gehirns.
Die im Speichel der Insekten enthaltenen Substanzen können bei Wiederkäuern die Simuliumtoxikose auslösen.
Weiterhin dienen Simulien als Vektor des Vesikulären-Somatitis-Virus, des Erregers der Stomatitis vesicularis beim Pferd.
Literatur
- Eckert J, Friedhoff KT, Zahner H, Deplazes P. 2008. Lehrbuch der Parasitologie für die Tiermedizin. 2., vollständig überarbeitete Auflage. Stuttgart: Enke-Verlag in MVS Medizinverlag Stuttgart GmbH & Co. KG.
um diese Funktion zu nutzen.