Rhodococcus-equi-Infektion (Pferd)
Synonym: R.-equi-Infektion
Definition
Als Rhodococcus-equi-Infektion bezeichnet man eine bakteriell bedingte Infektionskrankheit junger Pferde.
Erreger
Rhodococcus equi sind kokkoide bis stäbchenförmige (pleomorphe) Bakterien, die sich zu Filamenten und zu hyphenartigen Gebilden mit ausgeprägten Verzweigungen zusammenlagern. Die aerob wachsenden Erreger sind partiell säurefest, grampositiv und sowohl für Tiere als auch für Menschen pathogen.
Rhodococcus equi kann auf Blutagar angezüchtet werden und bildet innerhalb von 48 Stunden feuchte, schleimige Kolonien, die sich später orange bis rötlich verfärben.
Epidemiologie
Rhodococcus equi kommt im Kot von Pflanzenfressern und Schweinen vor und kann in der Umwelt über längere Zeit überleben. Die Ansteckung erfolgt entweder auf oralem oder auf aerogenem Weg und geht meist von der kontaminierten Umgebung aus.
Pferde infizieren sich mit Abstand am häufigsten mit Rhodococcus equi. Die Infektion besitzt keine hohe Kontagiosität, kann aber innerhalb eines Bestands enzootisch werden. Als besonders gefährdet gelten Fohlen in den ersten zwei Lebensmonaten. Es können aber auch Tiere bis zu einem Alter von 6 Monaten erkranken.
Pathogenese
Die Infektion findet hauptsächlich über Inhalation bakterienhaltiger Staubpartikel in den ersten Lebenstagen statt. Man geht davon aus, dass die zu dieser Zeit noch nicht vollständig entwickelte Kompetenz des pulmonalen Abwehrsystems des Fohlens die Krankheitsentstehung begünstigt. Das erklärt auch, dass die Bakterien bei älteren Pferden keine Erkrankung mehr auslösen können.
Rhodococcus equi weist unterschiedliche Virulenzfaktoren auf, wobei insbesondere die plasmidabhängigen Faktoren zur Pathogenität beitragen. Indem die Bakterien spezielle Membranproteine absondern - die an die Phagosomenmembran der Makrophagen binden - wird das vorherrschende saure Milieu neutralisiert, weshalb sich die Erreger dem Immunsystem gezielt entziehen können.
Klinik
Die Erkrankung entwickelt sich meist schleichend, sodass die ersten klinischen Anzeichen erst in einem Alter von vier Wochen, häufig aber erst nach mehreren Monaten, in Erscheinung treten. Es sind akute bis subakute Krankheitsverläufe möglich.
Die Erreger verursachen granulom- und/oder abszessreiche, purulente Bronchopneumonien - meist in Kombination mit einer eitrigen Lymphadenitis. Durch die mit der Atemwegsinfektion einhergehenden Symptomen wie Husten und Nasenausfluss schlucken die Tiere auch bakterienhaltige Sekrete und Exkrete ab, weshalb es bei etwa 50 % der betroffenen Pferde auch zu Granulom- und Abszessbildungen im Dickdarmbereich kommt. Neben respiratorischen Symptomen (Husten, Nasenausfluss, Dyspnoe) leiden erkrankte Fohlen auch meist an Diarrhö, Inappetenz, Fieber, Polysynovitis und Mattigkeit.
Diagnose
Anamnese, Klinik und klinische Untersuchung geben erste Hinweise auf eine Infektion mit Rhodococcus equi.
Durch weiterführende diagnostische Verfahren wie Thoraxröntgen, Ultraschalluntersuchungen der Lunge und die Entnahme einer bronchoalveolären Lavage oder Nasen- und Trachealabstrichen mit anschließender zytologischer und bakteriologischer Untersuchung kann die Verdachtsdiagnose erhärtet werden. Aufgrund der ausgeprägten Begleitflora (meist Streptococcus equi ssp. zooepidemicus) müssen die Ergebnisse der bakteriologischen Untersuchung immer in Kombination mit der Klinik ausgewertet werden.
Therapie
Die Therapie beinhaltet neben der Gabe von Expektoranzien (z.B. Acetylcystein, 20 mg/kgKG BID bis TID oral[1]) auch die mehrwöchige Applikation von Antibiotika. Die Wahl des geeigneten Wirkstoffs erfolgt nach den Ergebnissen des Antibiogramms. In den meisten Fällen zeigen Erythromycin (25 mg/kgKG QID oral[2]) in Kombination mit Rifampicin (5 mg/kgKG TID oral[3]), Azithromycin und Clarithromycin sowie die letzten beiden in Kombination mit Rifampicin einen guten Effekt.
Die antibiotische Therapie muss über mindestens vier, meist aber über acht bis zehn Wochen hinweg durchgeführt werden. Ein Absetzen der Antibiose ist erst dann anzuraten, wenn sowohl klinische als auch bildgebende und labordiagnostische Untersuchungen keine Infektionsanzeichen mehr enthalten.
Hinweis: Diese Dosierungsangaben können Fehler enthalten. Ausschlaggebend ist die Dosierungsempfehlung in der Herstellerinformation.
Zoonotische Bedeutung
Rhodococcus equi ist auch für Menschen pathogen und verursacht insbesondere bei immunsupprimierten Personen (z.B. HIV-Patienten) schwere Erkrankungen (z.B. Pneumonien, Wundinfektionen, Bakteriämie, multiple Abszessbildungen u.ä.).[4]
Literatur
- Mayr, Anton, Rolle, Michael. Medizinische Mikrobiologie, Infektions- und Seuchenlehre. 8., überarbeitete Auflage. Enke-Verlag, 2007.
- O. Dietz, B. Huskamp. Rhodococcus-equi-Infektion Thieme Tiermedizin (abgerufen am 23.02.2020)
- Kristine von Bargen et al. Virulence‐associated protein A from Rhodococcus equi is an intercompartmental pH‐neutralising virulence factor Cellular MicrobiologyVolume 21, Issue 1. 24 September 2018 (abgerufen am 23.02.2020)
Quellen
- ↑ CliniPharm CliniTox. Acetylcystein CliniPharm Wirkstoffdaten (abgerufen am 23.02.2020)
- ↑ CliniPharm CliniTox. Erythromycin CliniPharm Wirkstoffdaten (abgerufen am 23.02.2020)
- ↑ CliniPharm CliniTox. Rifampicin CliniPharm Wirkstoffdaten (abgerufen am 23.02.2020)
- ↑ Adam Stewart et al. Rhodococcus equi infection: A diverse spectrum of disease IDCases. 2019; 15: e00487. Published online 2019 Jan 8. (abgerufen am 23.02.2020)
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