Orciprenalin
Handelsname: Alupent®
Englisch: Orciprenaline
Definition
Orciprenalin ist ein β-Sympathomimetikum, das β1- und β2-Rezeptoren gleichermaßen stimuliert. In Deutschland ist Orciprenalin seit Februar 2023 außer Vertrieb; auch über Import ist derzeit (2024) kein Präparat mehr verfügbar.
Chemie
Orciprenalin hat die Summenformel C11H17NO3, der IUPAC-Name lautet (RS)-1-(3,5-Dihydroxyphenyl) -2-isopropylaminoethanol , die molare Masse liegt bei 211,26 g/mol, der Schmelzpunkt bei 100°C. Es ist chiral und wird als Racemat eingesetzt.
Wirkung
Durch seine β-adrenerge Wirkung wirkt Orciprenalin vor allem positiv inotrop, positiv chronotrop und positiv dromotrop (β1-Wirkung) sowie broncho- und vasodilatierend (β2-Wirkung). Weiterhin kommt es zu einer Steigerung des Herzzeitvolumens.
Der Wirkungseintritt liegt unter 1 Minute, die Wirkungsdauer beträgt etwa 2–5 Minuten.
Anwendung
Orciprenalin galt in der Notfallmedizin als Reservemittel bei bradykarden und/oder atropinresistenten Herzrhythmusstörungen. Im Gegensatz zu Adrenalin führt Orciprenalin aufgrund seiner vasodilatierenden Wirkung zu keinem Anstieg des Blutdrucks, wodurch es gegenüber Adrenalin einen Nachteil bei der kardiopulmonalen Reanimation hat.
Hierdurch hat es aufgrund der besseren Ergebnisse bei Applikation von Adrenalin und Atropin seinen Stellenwert in der Notfallmedizin verloren. Die American Heart Association urteilte über das qualitativ ähnlich wirkende, in den USA erhältliche Isoproterenol im Jahre 1990 folgendermaßen: "Patienten, die krank genug sind, um Isoproterenol zu erhalten, sind wahrscheinlich zu krank, um es zu vertragen".
Indikationen
- Bradykardie (atropinresistent, adrenalinresistent)
- Absolute Bradyarrhythmie
- Adams-Stokes-Anfall bei Herzstillstand oder AV-Block
- Antidot bei Intoxikation mit Betablockern
- Asthma bronchiale (Reservemittel) - besonders zur Kurzzeittherapie beim Status asthmaticus
Kontraindikationen
Eine absolute Kontraindikation für die Applikation von Orciprenalin, besonders in Notfallsituationen, ist eine Hypotonie oder ein hypovolämischer Schock. Durch die vasodilatierende Wirkung kann es zu einem weiteren Abfall des Blutdrucks mit konsekutiver Abnahme der Organperfusion und letztendlich zu irreversiblen Endorganschäden kommen. Weitere Kontraindikationen sind
- Schwere Hyperthyreose
- Hypertrophe obstruktive Kardiomyopathie
- Phäochromozytom
- Engwinkelglaukom
- Frischer Myokardinfarkt
- Schwere Koronare Herzerkrankung
- Gleichzeitige Verabreichung von Diuretika und Digitalisglykosiden
- Tachykarde Herzrhythmusstörungen
- Myokarditis
- Mitralklappenstenose
- Mitralklappeninsuffizienz
- Wolff-Parkinson-White-Syndrom
- Hypokaliämie
Nebenwirkungen
Nach Verabreichung von Orciprenalin kann es zu tachykarden Herzrhythmusstörungen sowie Extrasystolen kommen. Aus der Tachykardie sowie der Vasodilatation kann zum einen eine Erhöhung, zum anderen ebenfalls ein Abfall des Blutdrucks resultieren, eine Voraussage ist hier schwierig bis unmöglich. Weitere mögliche Nebenwirkungen sind
- Kammerflimmern
- Angina pectoris
- Reaktionen der Haut (Juckreiz, Exanthem, Rötung, Ödembildung)
- feinschlägiger Tremor
- Hyperglykämie
- Unruhe
- Beklemmungen
- Schlafstörungen
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