Synonym: Reformstudiengang Medizin
Als Modellstudiengänge der Medizin bezeichnet man Varianten des klassischen Regelstudienganges Medizin in Deutschland, die auf Basis einer bis auf weiteres zeitlich befristeten, landesrechtlichen Sondergenehmigung als Abweichung von §41 der Approbationsordnung angeboten werden dürfen.
Bereits gegen Ende der 1990er Jahre geriet der Regelstudiengang vielerorts in Kritik, da die Lernstrukturen veraltet und seine Inhalte zu wenig praxisorientiert seien. Insbesondere die strikte Trennung von vorklinischen und klinischen Studienabschnitt wurde von vielen Fakultäten als nicht mehr zeitgemäß empfunden, zumal hierbei die Studierenden erst nach dem 4. Fachsemester Kontakt mit Patienten bekommen, wenn man vom vorgeschriebenen Krankenpflegepraktikum absieht. Eine kritische Überprüfung des eigenen Studienwunsches ist hierbei erst zu spät möglich.
Die in Deutschland angebotenen Modellstudiengänge heben die Trennung von Vorklinik und Klinik weitestgehend auf. Die Studenten kommen frühzeitig in Kontakt mit Patienten. Im Zuge dieser Umgestaltung wurde auch die fachweise Trennung der Inhalte aufgehoben, die Lehre erfolgt nun in Lernblöcken oder thematischen Modulen, die wichtige Organe und Organsysteme multidisziplinär zusammenfassen, jeweils physiologisch, anatomisch, pathologisch und therapeutisch.
Die Zulassungsverfahren, sowohl für Abiturienten, als auch für Zweit- und Aufbaustudiengänge, haben sich nicht geändert. Vielmehr bieten die Universitäten zumeist ab der Umstellung nur noch den Modellstudiengang für Neueinschreiber an. Die Regelstudiengänge laufen entsprechend aus, allerdings für "Wiederholer" mit ausreichender Übergangsfrist. Die Zulassung erfolgt in Deutschland über die Zentralstelle zur Vergabe von Studienplätzen (ZVS) in Dortmund. Ein Bewerber sollte sich demzufolge frühzeitig über die Art des Medizinstudiums an seinem Wunschort informieren. Insbesondere von Universitäten, die nicht mehr konform zur Approbationsordnung prüfen (z.B. die RWTH University Aachen), ist ein Studienortwechsel an einen anderen Ort (und umgekehrt) meist nur mit erheblichem Zeitverlust (bis zu 2 Semestern) möglich, wenn sich überhaupt Tauschpartner finden.
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Studienbeginn: Modellstudiengang | Studienorte | Stiftung für Hochschulzulassung | Numerus Clausus | Medizinertest | Wartezeit
Studienverlauf: Vorklinik | Pflegepraktikum | Physikum | Klinischer Abschnitt Famulatur | Promotion | Praktisches Jahr | Hammerexamen | Approbation
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Die Universität Oldenburg verfügt seit 2012 über den Studiengang "Humanmedizin" an der Fakultät VI. Der Modellstudiengang wird in Kooperation mit der Universität Groningen durchgeführt. Abgeschlossen wird das Studium mit dem Staatsexamen. Es besteht zudem die Möglichkeit, an der niederländischen Universität Groningen (unter bestimmten Voraussetzungen) einen Bachelor-/Masterabschluss zu erwerben. Besonderheiten des oldenburger Studienganges ist die enge Verzahnung mit der Praxis, die Aufteilung in organsystembasierte Module und Forschungspfade. Näheres zum Aufbau findet sich hier (Stand: Oktober 2016)
An der Medizinischen Fakultät Mannheim werden mehrere englischsprachige Masterstudiengänge angeboten, die als Zusatzmodule im klinischen Studienabschnitt belegt werden können, und sich dabei nahtlos in den Stundenplan des Medizinstudiums integrieren. Es werden zum Beispiel "Translational Studies" für klinische Forschung, "Medical Physics", "Biomedical Engineering" oder "Health Economics" angeboten. Für die meisten dieser Studiengänge kann zur Zulassung ein gut absolviertes M1 als Bachelor anerkannt werden.
Auch in Kassel soll das Medizinstudium auf Bachelor bald möglich sein. Die Medizinuni soll in Zusammenarbeit mit der Universität Southhampton gegründet werden. Voraussichtlich werden die ersten Studenten im Wintersemester 2013/14 das Studium aufnehmen können. (Stand: Oktober 2011)
Tags: Oldenburg
Fachgebiete: Medizinstudium
Diese Seite wurde zuletzt am 2. November 2016 um 12:18 Uhr bearbeitet.
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