Mittleres Thrombozytenvolumen
Abkürzung: MTV
Englisch: mean platelet volume, MPV
Definition
Das mittlere Thrombozytenvolumen, kurz MTV, ist ein Laborparameter, der im Rahmen eines Blutbildes erhoben wird. Er beschreibt das Durchschnittsvolumen der Thrombozyten.
Physiologie
Das MTV ist abhängig vom Alter der Blutplättchen sowie der Heterogenität und Reife der Megakaryozyten im Knochenmark. In der Regel korrelieren niedrige Thrombozytenzahlen mit einem erhöhten MTV.
Labordiagnostk
Material
Für die Untersuchung werden 2 ml EDTA-Blut benötigt. Da Thrombozyten in EDTA-Blut mit längerer Lagerung anschwellen, sollte die Messung innerhalb von 3 Stunden erfolgen.
Messprinzip
Das Blutbild wird durch Hämatologiegeräte in Form einer Partikelzählung erstellt, entweder mit Hilfe der Durchflusszytometrie oder nach dem Coulter-Prinzip. Aus den Signalen kann auch auf die Partikelgröße geschlossen werden. Bei den Erythrozyten wird das MCV ausgegeben, bei den Thrombozyten das MTV.
Hinweise
Hämatologiegeräte sind in der Lage das MTV zu messen, allerdings ist der Wert nicht immer auf dem Laborbefund angegeben. Bei Bedarf empfiehlt es sich, Rücksprache mit dem Labor zuhalten.
Aus dem mittleren Thrombozytenvolumen, multipliziert mit der Thrombozytenzahl, wird der Thrombozytenhämatokrit berechnet.
siehe auch: Thrombozytenverteilungsbreite, retikulierter Thrombozyt
Referenzbereich
Der Referenzbereich für das MTV beträgt bei Erwachsenen 7 bis 12 Femtoliter (fl).
Interpretation
Das mittlere Thrombozytenvolumen gibt Auskunft darüber, ob eine Thrombozytopenie eher durch gesteigerten Verbrauch oder verminderte Bildung (Thrombozytopoese) bedingt ist. Vereinfacht ausgedrückt werden Thrombozyten kleiner, wenn sie altern. Eine Thrombozytopenie mit niedrigem MTV spricht somit für eine Bildungsstörung, bei hohem MTV liegt eher ein gesteigerter Verbrauch vor.
Thrombozytenaggregate können durch Auswertung der Volumenverteilungskurve der Thrombozyten erkannt werden. Diese kommen z.B. bei der EDTA-Pseudothrombozytopenie vor.
Einige seltene Erkrankungen, wie die May-Hegglin-Anomalie, fallen durch Makrothrombozyten auf.
Erhöhtes MTV
Ein erhöhtes MTV findet sich unter anderem bei folgenden Erkrankungen:
- erworbene Erkrankungen
- hereditäre Erkrankungen:
- Hereditäre Makrothrombozytose
- Bernard-Soulier-Syndrom
- Fechtner-Syndrom
- Sebastian-Syndrom
- Epstein-Syndrom
- May-Hegglin-Anomalie
Erniedrigtes MTV
Ein erniedrigtes MTV findet sich unter anderem bei folgenden Erkrankungen:
- Aplasie des Knochenmarks
- Z.n. Chemotherapie
- Hypersplenismus
- reaktive Thrombozytose
- myeloproliferative Erkrankungen
- Hypothyreose
- chronische Niereninsuffizienz (EPO-Mangel, TPO-Mangel)
- HIV-Infektion
- hereditäre Erkrankungen:
Klinische Bedeutung
Es besteht ein Zusammenhang zwischen erhöhtem MTV und dem Risiko für kardiovaskuläre Ereignisse.[1]
Literatur
- Laborlexikon.de; abgerufen am 30.03.2021
Quellen
- ↑ Chu SG et al: Mean platelet volume as a predictor of cardiovascular risk: a systematic review and meta-analysis. J Thromb Haemost. 2010 January; 8(1): 148–156
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