Retikulierter Thrombozyt
Englisch: reticulated platelet fraction, RPF, immature platelet fraction, IPF
Definition
Retikulierte Thrombozyten sind junge, unreife Thrombozyten, die noch RNA enthalten. Sie lassen sich mit modernen Hämatologiegeräten separat darstellen. Die Labortechnik und die diagnostische Aussage für die Thrombozytopoese sind vergleichbar mit der Bestimmung der Retikulozytenzahl bzw. mit der Erythropoese.
Nomenklatur
"Retikulierte Thrombozyten" und "immature platelet fraction" sind keine echten Synonyme, da sich die Messtechnik unterscheidet.
Messprinzip
Die Thrombozyten werden mit einem RNA-Farbstoff gefärbt und mittels Fluoreszenz-Durchflusszytometrie analysiert und gezählt. Die Angabe erfolgt üblicherweise als Anteil (engl. fraction) der retikulierten Thrombozyten an der gesamten Thrombozytenzahl, d.h. in Prozent.
Die Ergebnisse sind methodenabhängig, es bestehen auch Unterschiede in der Messtechnik, je nachdem, ob die Analyse an einem Durchflusszytometer oder einem Hämatologiegerät erfolgt.
Probenmaterial
Normbereich
Der Normbereich liegt zwischen 1 bis 5 %.
Aussagekraft
Der Anteil retikulierter Thrombozyten kann in der Differentialdiagnostik der Thrombozytopenie verwendet werden, um die verminderte Bildung von Thrombozyten von einem erhöhtem Verbrauch zu unterscheiden. Ähnliche Informationen lassen sich auch aus dem mittleren Thrombozytenvolumen gewinnen.
Ein erhöhter Anteil retikulierter Thrombozyten kann im weiteren Sinne als Aktivierungsmarker des Gerinnungssystems interpretiert werden.
Bei Patienten mit myeloproliferativem Syndrom ist der Anteil unreifer Thrombozyten häufig erhöht.
Literatur
- Butello M et al., Reticulated platelets and immature platelet fraction: Clinical applications and method limitations, Int J Lab Hematol., 2020
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