Methodenabhängigkeit
Definition
Als Methodenabhängigkeit wird der Umstand bezeichnet, dass bestimmte Laborparameter - bei Messung aus einer identischen Probe - ein unterschiedliches Ergebnis haben können, je nach dem, mit welcher Methode bzw. auch mit welchem Reagenz oder Gerät man die Untersuchung durchführt. Das entsprechende Adjektiv ist methodenabhängig.
Ursachen
Die Methodenabhängigkeit kann verschiedene Ursachen haben. Es können echte, technische Unterschiede in der Labormethode bestehen, häufig handelt es sich aber nur um eine fehlende Standardisierung. Dies tritt zum Beispiel auf, wenn ein Parameter von verschiedenen Diagnostika-Herstellern auf den Markt gebracht wurde und kein wirtschaftliches Interesse an einer Vereinheitlichung besteht.
Bei immunologischen Tests wie ELISAs sind methodenabhängige Ergebnisse ein bekanntes Phänomen. Hier ist die Ursache teilweise auf unterschiedliche Antikörper-Klone zurückzuführen, die für die Markierung des Analyten verwendet werden und eine unterschiedliche Spezifität und Affinität haben.
Eine Abweichung aufgrund von Methodenabhängigkeit liegt dagegen nicht vor, wenn Messergebnisse wegen einer nachlässigen Bezeichnung irrtümlich miteinander verglichen werden. Bei Troponin I und Troponin T oder BNP und NT-proBNP handelt es sich um unterschiedliche Messgrößen, die zwar in ihrer diagnostischen Aussage vergleichbar sein sollten, aber nicht in ihrer Massenkonzentration.
Beispiele
Die vermutlich bekanntesten Beispiele für Methodenabhängigkeit sind die Gerinnungsuntersuchungen Quick und PTT. Die von Labor zu Labor unterschiedlichen Quick-Werte führten zu Schwierigkeiten bei der Kontrolle von Patienten, die Vitamin K-Antagonisten einnehmen. Daraus folgte die Entwicklung der INR als "standardisiertem Quick". Die Methodenabhängigkeit der PTT muss bei der Vollheparinisierung berücksichtigt werden. Hier lautet die Vorschrift deshalb: "Verlängerung der PTT auf das 1,5- bis 2fache des Normwertes" und nicht "... auf 60-80 Sek."
Tumormarker sind ebenfalls größtenteils stark methodenabhängig. Dies kann dazu führen, dass der Wert scheinbar steigt oder fällt, nur weil die Blutproben im Verlauf der Behandlung in verschiedene Labore geschickt wurden. Aus diesem Grunde sollte auf dem Laborbefund das verwendete Messsystem angegeben werden. Für aussagekräftige Verlaufskontrollen muss sichergestellt werden, dass die Messungen mit demselben Messsystem erfolgen.
Für das HbA1c gibt es eine Vielzahl von Messmethoden: HPLC, Kapillarzonenelektrophorese, Immunassays, Massenspektrometrie und enzymatische Messung, um nur die Häufigsten zu nennen. Die Wertelage und insbesondere die Präzision sind auch hier methodenabhängig. Vor allem können sich Hämoglobinvarianten und Thalassämien je nach Messmethode unterschiedlich auswirken. Dies kann man sich zu Nutze machen, indem ein unplausibles Ergebnis mit einer anderen Messtechnik überprüft wird.
Weitere Beispiele sind Serumkreatinin und MCV. Bei beiden Parametern sind unterschiedliche Analysemethoden verbreitet, beim Serumkreatinin vor allem die enzymatische Messung und die PAP-Methode. Hier entsteht der Unterschied dadurch, dass bei der enzymatischen Messung so genannte Pseudokreatinine mit erfasst werden. Das MCV kann durch Impedanzmessung, Durchflusszytometrie oder klassisch mittels einer Hämatokrit-Zentrifuge bestimmt werden. Alle Methoden haben unterschiedliche Einflussgrößen und unterschiedliche Ergebnisse.
Hintergrund
Eine gute Möglichkeit, sich über die Methodenabhängigkeit von Laborparametern zu informieren, sind die Ringversuche, die von speziellen Referenzlaboren angeboten und ausgewertet werden. Bei der Auswertung werden so genannte Youden-Diagramme angelegt, auf denen die mit verschiedenen Methoden ermittelten Ergebnisse als einzelne Punktwolken sichtbar sind.
In diesem Beispiel könnte, abhängig vom Testkit, für die Probe B ein Wert von 80 oder 450 U/ml gefunden werden. Beide Ergebnisse wären messtechnisch korrekt. Für einen Patienten könnte der Unterschied im Einzelfall dagegen gravierend sein.