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International Normalized Ratio

Synonym: INR-Wert

1. Definition

Die International Normalized Ratio, kurz INR, ist ein weltweit in Laboratorien standardisiertes Verfahren zur Prüfung des extrinsischen Systems der Blutgerinnung. Die INR ist ein standardisierter Quick-Wert und löst diesen ab. Der Quick-Wert ist methodenabhängig und liefert mit unterschiedlichen Testkits unterschiedliche, untereinander nicht vergleichbare Befunde.

2. Hintergrund

Der Quick-Wert variiert je nach Empfindlichkeit des Thromboplastins. Diese ist u.a. davon abhängig, aus welchem Organismus (z.B. Kaninchen, Rind oder Mensch) und welchem Organ (Lunge, Gehirn oder Plazenta) das Thromboplastin gewonnen wurde. Um Variabilität für die Berechnung der INR auszugleichen, wird der International Sensitivity Index (ISI) eingesetzt. Dieser Index wird im Vergleich zu einem Referenz-Thromboplastin bestimmt, das bereits 1983 durch die WHO definiert wurde.

3. Berechnung

Die INR berechnet sich nach folgender Formel:

Wobei

  • INR = International Normalized Ratio
  • TPZPat = Thromboplastinzeit Patientenplasma
  • TPZNorm = Thromboplastinzeit Normalplasma

4. Interpretation

Die INR verhält sich zum Quick-Wert umgekehrt proportional:

  • Mit abnehmendem Quick-Wert wird die INR größer
  • Mit zunehmendem Quick-Wert wird die INR kleiner

Normwertig ist eine INR von 0,85 bis 1,15. Eine INR von 1,0 entspricht dabei einem Quick-Wert von 100 %. Therapeutische INR-Werte bei medikamentöser Antikoagulation liegen in der Regel zwischen 2,0 und 3,5.

5. Verwendung

Die INR wird hauptsächlich zur Steuerung und Verlaufskontrolle einer Antikoagulation mit Vitamin-K-Antagonisten (Phenprocoumon, Warfarin) eingesetzt.

   Erkrankung    INR-Zielbereich
  Tiefe Beinvenenthrombose   2-3
  Vorhofflimmern   2-3
  Lungenembolie   2-3
  Mechanische Herzklappe   2,0 - 3,5*[1]
  Biologische Herzklappe   2-3

*abhängig von thrombembolischen Risikofaktoren

Die INR wird hierbei in der Einstellungsphase täglich, nach erfolgter Einstellung - abhängig von Patienteneigenschaften wie Compliance und Stabilität der Antikoagulation - einmal wöchentlich bis einmal monatlich kontrolliert. Die Überprüfung einer INR kann mithilfe von Systemen wie CoaguCheck® durch den Patienten selbst erfolgen, ähnlich einer Blutzuckermessung.

6. Bewertung

Der INR wird vor allem im "steady state" einer Antikoagulation mit Vitamin-K-Antagonisten verwendet, da beim Monitoring dieser Patienten Probleme mit der Vergleichbarkeit der Quick-Werte auftraten. Teilweise geben Labore eine INR deshalb nur an, wenn der Quick-Wert vermindert ist. Diese ursprüngliche Definition wird aber immer weniger beachtet. Es ist kein Fehler, z.B. bei Patienten mit Leberversagen weiterhin einen Quick-Wert anzugeben.

Bei der aktivierten partiellen Thromboplastinzeit (aPTT) sind die Ergebnisse zwischen unterschiedlichen Laboren ebenfalls nicht ohne Weiteres vergleichbar, hier waren die Standardisierungsbemühungen aber bisher weniger erfolgreich.

7. Literatur

  • Meyszner C: INR- statt Quick-Wert: Auf vergleichbaren Nenner gebracht. Dtsch Arztebl 2000; 97(24): A-1656

8. Quellen

  1. Saurabh Gupta, Charlotte C. McEwen, Winston Hou, Mark Crowther, Deborah Siegal, John Eikelboom, Richard P. Whitlock, Emilie P. Belley-Côté: Anticoagulation for mechanical aortic valves: An international survey of current practice patterns and perceptions, Thrombosis Update, Volume 14, 2024

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