Listeriose (Hund)
Synonym: Listeria-Infektion
Englisch: listeriosis
Definition
Als Listeriose bezeichnet man eine Infektionskrankheit beim Hund, die durch Listerien verursacht wird.
Ätiologie
Listeria monocytogenes ist ein grampositives, fakultativ anaerobes und begeißeltes Stäbchenbakterium, das ubiquitär verbreitet ist. Das Bakterium kommt sowohl in Mischkulturen (mit Enterobakterien) im Kot von Haustieren und Menschen, als auch in verunreinigtem Erdreich und Wasser sowie in rohen Fleisch- und Milchprodukten vor.
Es sind mindestens 16 Serovare bekannt, wovon jedoch nur wenige pathogen sind.
Epidemiologie
Im Vergleich zu anderen Haussäugetieren erkranken Hunde nur selten an Listeriose.
Pathogenese
Infektionen entstehen durch die Aufnahme von kontaminiertem Futter, insbesondere Fleisch, Fisch und Milchprodukten. Die Inkubationszeit liegt zwischen 11 und 70 Tagen.
Nachdem die Bakterien die intestinale Mukosa penetriert haben, kommt es zur Bakteriämie und zur Ansiedlung der Listerien in verschiedenen Organen, v.a. im ZNS und in der Plazenta. Über Hirnnerven (V, VII, IX und X) gelangen Listerien auch ins Stammhirn. Um sich der humoralen Immunantwort zu entziehen, halten sich Listerien intrazellulär in Makrophagen auf. In den betroffenen Organen ist auch die Entstehung von Mikroabszessen möglich.
Hunde können auch asymptomatisch an Listerien erkranken und latente Dauerausscheider sein.
Klinik
Häufige Symptome sind Fieber, Durchfall und Erbrechen. Infolge von Meningitis und Enzephalitis können zentralnervöse Symptome wie z.B. Kreisbewegungen, Hemiparese, Depression, propriozeptive Defizite und reduzierte Flexorreflexe auftreten. Weitere Symptome sind Konjunktivitis und ein druckschmerzhaftes Abdomen. Bei bestehender Trächtigkeit kommt es auch zum Abort oder Totgeburten.
Differenzialdiagnosen
Bei zentralnervösen Symptomen müssen Staupe, Tollwut, Neosporose und Toxoplasmose ausgeschlossen werden. Bei Aborten ist eine Herpesvirus-Infektion zu berücksichtigen.
Diagnose
Die Diagnose wird mittels direktem Erregernachweis gestellt. Die Bakterienkultur kann aus Blut-, Liquor- oder Organproben erfolgen.
Therapie
Die Wahl des Antibiotikums erfolgt anhand des Antibiogramms. Als Mittel der Wahl gelten Trimethoprim-Sulfonamid (15 mg/kgKG BID p.o.) oder Aminoglykoside. Auch eine Kombinationstherapie aus Gentamicin und Ampicillin ist möglich. Die Therapiedauer sollte mindestens 10 bis 14 Tage betragen.
Hinweis: Diese Dosierungsangaben können Fehler enthalten. Ausschlaggebend ist die Dosierungsempfehlung in der Herstellerinformation.
Prognose
Bei fehlender Therapie verläuft die Listeriose häufig tödlich.
Zoonotische Bedeutung
Da nur in äußerst seltenen Fällen eine Übertragung der Bakterien vom Hund auf den Mensch erfolgt, besitzt die Listeriose des Hundes ein geringes Zoonosepotenzial. Menschen erkranken hingegen deutlich öfter an kontaminierten Lebensmitteln.
Quelle
- Niemand HG (Begr.). Suter PF, Kohn B, Schwarz G (Hrsg.). 2012. Praktikum der Hundeklinik. 11., überarbeitete und erweiterte Auflage. Stuttgart: Enke-Verlag in MVS Medizinverlag Stuttgart GmbH & Co. KG. ISBN: 978-3-8304-1125-3.