Kutane Onchozerkose (Pferd)
Synonym: Mittellinien-Dermatitis
Definition
Als kutane Onchozerkose bezeichnet man eine parasitäre Hauterkrankung beim Pferd.
Ätiopathogenese
Die kutane Onchozerkose tritt weltweit auf und wird durch folgende Erreger hervorgerufen:
- Onchocerca cervicalis (weltweit verbreitet)
- Onchocerca gutturosa (Nordamerika, Afrika, Australien und Europa)
- Onchocerca reticulata (Europa und Asien)
Da Avermectine seit einigen Jahren häufig beim Pferd angewendet werden, ist das Auftreten einer Onchozerkose selten geworden.
Onchocerca cervialis
Onchocerca cervialis wird durch Culicoides spp. und andere Stechfliegen übertragen. Die Mikrofilarien, die von den adulten Würmern produziert werden, reichern sich in den Kapillaren der ventralen Mittellinie, am Kopf und am Hals des Pferdes an. Die adulten Würmer persistieren im Ligamentum nuchae, in den Schleimbeuteln am Widerrist, in der Haut und in den Sehnen der Extremitäten.
Onchocerca gutturosa
Die adulten Würmer von Onchocerca gutturosa persisitieren im Ligamentum nuchae. Die Mikrofilarien befinden sich in der Dermis des Kopfes, des Halses und der ventralen Mittellinie.
Onchocera reticulata
Onchocera reticulata persistiert als adulter Wurm in Ligamenta der Articulatio metacarpophalangea und im Bindegewebe der Beugesehnen. Die Mikrofilarien sind in der Dermis der ventralen Mittellinie und der Gliedmaßen vorzufinden.
Symptome
Meist werden die klinischen Symptome durch die Mikrofilarien verursacht, jedoch können auch die adulten Würmer zu Problemen führen. Durch das Absterben von Mikrofilarien (durch Verabreichung von Avermectinen oder spontan) kommt es zur sogenannten Mazzotti-Reaktion:
Meist tritt zusätzlich ein hochgradiger Juckreiz auf. Bei einem chronischen Verlauf kommt es zu lokaler Alopezie, Hyperplasie, Schuppenbildung und Papeln.
Adulte Würmer können langsam wachsende, schmerzhafte Knoten im Bereich des Widerristes verursachen. Die Krankheit tritt meist bei Pferden über zwei Jahren auf.
Diagnostik
Anhand einer entsprechenden Anamnese (u.a. fehlende Behandlungen mit Avermectinen) kann bereits eine Verdachtsdiagnose geäußert werden.
Entnommene Hauptbiopsate können für 30 Minuten bei Raumtemperatur in Natriumchlorid inkubiert werden, was zur Migration und zum Sichtbarwerden der Würmer führt. Die mikroskopische Beurteilung einer Hautbiopsie ergibt eine interstitielle Dermatitis mit vielen eosinophilen Granulozyten, wobei manchmal auch Larven sichtbar sind.
Differentialdiagnosen
Als Differentialdiagnosen kommen einige weitere Hauterkrankungen in Frage, unter anderem:
Therapie
Als Therapie kann Ivermectin oral (Paste) in einer Dosierung von 0,2-0,3 mg/kgKG alle 6-8 Wochen verabreicht werden. Eine Alternative stellt Moxidectin oral (Gel) in einer Dosis von 0,4 mg/kgKG alle 12 Wochen dar. Es muss beachtet werden, dass Ivermectin nicht als Injektion verabreicht werden darf, da ansonsten schwere anaphylaktische Reaktionen auftreten können.
Da der Tod der Larven zu einer allergischen Reaktion führen kann, ist die Verabreichung von Prednisolon zu erwägen.
Hinweis: Diese Dosierungsangaben können Fehler enthalten. Ausschlaggebend ist die Dosierungsempfehlung in der Herstellerinformation.
Literatur
- Brehm W, Gehlen H, Ohnesorge B et al., Hrsg. Handbuch Pferdepraxis. 4., vollständig überarbeitete und erweiterte Auflage. Stuttgart: Enke Verlag; 2016.