Infektiöse Dermatitis (Kaninchen)
Definition
Als infektiöse Dermatitis fasst man entzündliche Hauterkrankungen beim Kaninchen zusammen, die durch unterschiedliche Erreger hervorgerufen werden.
Ätiologie
Folgende Erreger sind für infektiöse Dermatitiden verantwortlich:
- Viren: Leporipoxvirus myxomatosis
- Bakterien: Treponema paraluiscuniculi
- Pilze: Trichophyton mentagrophytes, Microsporum canis, Microsporum gypseum u.a.
- Flöhe: Ctenocephalides felis, Spilopsyllus cuniculi
- Milben: Cheyletiella parasitovorax, Psoroptes cuniculi
Davon abzugrenzen sind Dermatitiden, die aufgrund von Medikamentenunverträglichkeiten (z.B. Enrofloxacin intrakutan appliziert), Neoplasien oder Traumata entstanden sind.
Klinik
Die betroffenen Hautareale sind gerötet, geschwollen, zeigen Krustenbildung, jucken und sind oftmals ulzeriert. Abhängig von den beteiligten Erregern kommt es zur Ausbildung unterschiedlicher klinischer Symptome.
Die Cheyletiellose verläuft häufig subklinisch und geht mit Schuppenbildung (v.a. oberhalb der Blume und zwischen den Schulterblättern), Alopezie, gelegentlich Rötung und sehr selten Juckreiz einher. Bei der Spirochätose sind Rötung, Schwellungen der Schleimhaut (v.a. Präputium oder Vagina), Bläschen- und Krustenbildung sowie Ulzerationen durch Sekundärinfektionn im Bereich des Kopfes (besonders an Nase, Lippen und Augenlidern) typisch.
Die Myxomatose hingegen kann in verschiedenen Formen klinisch manifest werden. Man unterscheidet eine ödematöse von einer knotigen Form. Bei der ödematösen Form sind die Augenlider, das Maul, die Nase, die Ohren, die Gliedmaßen sowie der Anogenitalbereich geschwollen. Es kommt zu verstärktem Tränenfluss, eitriger Konjunktivitis, Dyspnoe (v.a. inspiratorisch), Inappetenz, Apathie, Fieber und Tod. Die knotige Form hingegen kann durch unterschiedlich ausgeprägte Umfangsvermehrungen, v.a. im Kopfbereich, gekennzeichnet sein. An den Prädilektionsstellen bilden sich pockenartige Knoten.
Diagnose
Neben einer umfangreichen Anamnese und klinischen Untersuchung ist v.a. die Klinik hinweisend. Abhängig von der Verdachtsdiagnose ist das Fell mit einem Flohkamm abzusuchen oder mittels Hautgeschabsel bzw. Tupfer zu beproben. Die entnommenen Proben sind dann mikrobiell oder mithilfe einer PCR aufzuarbeiten.
Differenzialdiagnosen
- Dermatitiden nicht-infektiöser Genese
- exfoliative Dermatitis
- Sebadenitis
- Hepatitis-induzierte Dermatitis
- Neoplasie (Lymphom)
Therapie
Die Therapie richtet sich nach den zugrundeliegenden Ursachen.
Erkrankung | Wirkstoff | Dosis |
---|---|---|
Ektoparasitose: | Ivermectin | 0,4 bis 0,6 mg/kgKG s.c. 2x alle 10 bis 14 Tage |
Selamectin | 8 bis 14 mg/kgKG perkutan, nach 21 bis 30 Tagen wiederholen | |
Mykosen: | Itraconazol | 5 bis 10 mg/kgKG p.o. für 7 Tage, 7 Pause, Wiederholung |
Enilconazol | 0,2%ige Lösung topisch alle 3 bis 4 Tage | |
Bakteriose: | Penicillin | 42.000 I.E./kgKG s.c. alle 7 Tage 3x |
Hinweis: Diese Dosierungsangaben können Fehler enthalten. Ausschlaggebend ist die Dosierungsempfehlung in der Herstellerinformation.
Eine Therapie der Myxomatose bei ungeimpften Tieren ist meist erfolglos, sodass eine Euthanasie in Erwägung gezogen werden sollte.
Zoonotische Bedeutung
Trichophyton-Infektionen sind als Zoonosen einzustufen, weshalb beim Umgang mit betroffenen Tieren besondere Hygienemaßnahmen (Tragen von Handschuhen u.ä.) berücksichtigt werden müssen.
Literatur
- Müller K (Hrsg.). 2017. MemoVet. HeimtierSkills. 1. Auflage, Stuttgart: Schattauer Verlag GmbH. DOI: 10.1055/b-005-148996