Hypertrophe Kardiomyopathie (Katze)
Synonym: HCM
Englisch: hypertrophic cardiomyopathy
Definition
Die hypertrophe Kardiomyopathie bzw. HCM ist die häufigste Herzerkrankung der Katze. Sie ist durch eine Zunahme der Herzmasse in Verbindung mit einem hypertrophierten, nicht dilatierten linken Ventrikel gekennzeichnet.
Ätiologie
Die hypertrophe Kardiomyopathie ist eine genetisch-bedingte Herzerkrankung. Ätiologische Untersuchungen beim Menschen konnten zeigen, dass die Ursache in einer Erkrankung der Sarkomere liegt. Dadurch wird die mechanische Funktion der Herzmuskelzellen beeinträchtigt, was schließlich zur Hypertrophie führt.
Bei Katzen wurden zahlreiche Mutationen gefunden, die für die Entstehung der HCM verantwortlich sind. Ein Vielzahl der Mutationen wird dabei autosomal-dominant vererbt, jedoch können auch andere Erbgänge und de novo-Mutationen zu einer HCM führen. Bei den Rassen Maine Coon und Ragdoll wurden zwei Mutationen im Myosin-bindenden Protein-C (MYBPC3) Gen identifiziert.
Vorkommen
Pathogenese
Die HCM zeichnet sich hämodynamisch durch eine diastolische Dysfunktion aus. Aufgrund dessen ist der Herzmuskel nicht in der Lage, während der Diastole ausreichend zu erschlaffen. Die Zeit, die für die Diastole zur Verfügung steht, ist von der Herzfrequenz abhängig. Deshalb entwickeln Katzen mit HCM bei Tachykardie ein schweres Krankheitsbild.
Bei manchen Tieren besteht zusätzlich eine dynamische systolische Obstruktion des linksventrikulären Ausflusstrakts (hypertrophe obstruktive Kardiomyopathie, kurz HOCM). Das septale Mitralklappensegel bewegt sich dabei während der Systole vor den Aortenausflusstrakt (Systolic Anterior Movement). Dies führt einerseits zu einer Ausflussobstruktion, andererseits zu einer Mitralklappeninsuffizienz. Der Befund eines Systolic Anterior Movement bedeutet jedoch nicht notwendigerweise auch das Vorliegen einer hypertrophen Kardiomyopathie.
Die damit einhergehende Dilatation des Vorhofes führt häufig zu einer Bildung von Thromben.
Klinik
Die meisten Katzen werden als Notfallpatienten vorgestellt. Bei diesen Tieren dominieren entweder die Symptome eines Herzversagens oder die einer Aortenthrombose. Manchmal liegen auch beide Krankheitszeichen gleichzeitig vor. Häufige klinische Anzeichen sind:
- Dyspnoe
- Tachypnoe
- Maulatmung
- Lahmheit
- kalte Hinterextremitäten
- Schmerzäußerung
- Apathie
- Galopprhythmus oder Herzgeräusch bei der Auskultation
Im Gegensatz zum Hund leiden Katzen mit Herzerkrankungen nicht an Husten. Aufgrund einer möglichen Mitralklappeninsuffizienz kann es jedoch zum Rückstau in die Lunge und infolgedessen zum Lungenödem und/oder Pleuraerguss kommen.
Diagnostik
Die Diagnosestellung erfolgt mittels Röntgen und Echokardiografie.
Radiologische Thoraxaufnahmen in zwei Ebenen können in vielen Fällen beim Nachweis einer Kardiomegalie helfen, wobei insbesondere Vergrößerungen des linken Vorhofs und der Herzohren gut erfasst werden. Einige Patienten mit HCM weisen jedoch keine Vorhofvergrößerung oder ähnliches auf, wodurch eine endgültige Diagnose mittels Röntgen in der Regel nicht möglich ist.
Mithilfe einer zweidimensionalen sowie M-Mode-Echokardiografie kann die Verdachtsdiagnose gesichert werden. Als primäre diagnostische Kriterien gelten u.a.:
- Dicke der linksventrikulären Hinterwand (diastolisch) > 0,55 cm
- linksventrikulärer enddiastolischer Durchmesser < 1,7 cm
- linksventrikuläre Verkürzungsfraktion > 25 %
- normaler Thyroxinspiegel
- systolischer Blutdruck < 170 mmHg
Differentialdiagnosen
Vor der endgültigen Diagnosestellung einer HCM müssen weitere Erkrankungen ausgeschlossen werden, die ähnliche Veränderungen am Myokard bewirken. Unter anderem können Schilddrüsenüberfunktion, neoplastische Infiltrationen oder systemischer Bluthochdruck klinische, radiologische und echokardiografische Veränderungen einer HCM vortäuschen.
Therapie
Es ist keine kausale Therapie bekannt. Die Behandlung zielt auf die Verbesserung der klinischen Veränderungen ab und muss individuell an jeden Patienten – je nach Ausmaß und Art der Symptome – angepasst werden.
Zum Einsatz kommen unter anderem Diuretika (z.B. Furosemid), ACE-Hemmer (z.B. Benazepril), Betablocker (z.B. Atenolol) und Blutverdünner (z.B. Clopidogrel). Katzen, denen Medikamente nur schwer per os verabreicht werden können, müssen gemäß einer Prioritätenliste behandelt werden (Fokus auf die Therapie der Hauptsymptome). Demzufolge sollten die Wirkstoffe wie folgt gereiht werden:
- Stufe 1: Furosemid sollte bei Patienten mit kardialen Lungenödemen immer angewendet werden
- Stufe 2: ACE-Hemmer bei Patienten ohne Vorhofflimmern
- Stufe 3: Betablocker bei Patienten mit Vorhofflimmern
Quellen
- Schmidt V, Horzinek MC (Begr.), Lutz H, Kohn B, Forterre F (Hrsg.). 2015. Krankheiten der Katze. 5., vollständig überarbeitete und erweiterte Auflage. Stuttgart: Enke Verlag in MVS Medizinverlage Stuttgart GmbH & Co KG. ISBN: 978-3-8304-1242-7.
- Kresken J, Wendt R, Modler P (Hrsg.). Praxis der Kardiologie Hund und Katze. 2., aktualisierte Auflage. Stuttgart: Thieme; 2019. doi:10.1055/b-006-166351