Aortenthrombose (Katze)
Synonyme: Aortenthrombembolie, (feline) arterielle Thrombembolie, (F)ATE
Englisch: aortic thromboembolism
Definition
Die Aortenthrombose der Katze ist eine akut bis perakut verlaufende Komplikation der hypertrophen Kardiomyopathie (HCM).
Vorkommen
Aortenthrombosen treten verhältnismäßig häufig auf. Ältere Katzen sind deutlich öfter betroffen als jüngere.
Ätiologie
Die Aortentrombose entsteht in den meisten Fällen infolge einer hypertrophen Kardiomyopathie.
Pathogenese
Die hypertrophe Kardiomyopathie zeichnet sich hämodynamisch durch eine diastolische Dysfunktion aus. Aufgrund der morphologischen Veränderungen des Herzens kommt es zu einem hypertrophierten linken Ventrikel (Ventriculus cordis sinister) und im weiteren Verlauf auch zu einem dilatierten linken Vorhof (Atrium cordis sinistrum).
Durch die Größenzunahmen entstehen unphysiologische Turbulenzen des Blutflusses im linken Vorhof, weshalb es zur Bildung von Thromben kommt. Diese Thromben werden dann durch die Aorta ausgeworfen und setzen sich in einer distal liegenden Arterie fest - häufig in der Trifurkation der Aorta abdominalis. Abhängig von der Lokalisation und Größe kommt es dann zur Okklusion der Arteria iliaca interna und externa sowie der Arteria sacralis media. In seltenen Fällen ist auch die Arteria subclavia oder Arteria brachialis betroffen.
Klinik
Die klinischen Symptome hängen stark von der Größe und Lokalisation des Thrombus ab. In den meisten Fällen kommt es jedoch zu perakut bis akut einsetzenden Symptomen.
Betroffene Katzen leiden an einem fehlenden Femoralispuls, einer harten und dolenten Oberschenkelmuskulatur, kühlen Akren, blassrosa bis tief zyanotischen Ballen sowie starken Schmerzen und Vokalisation. Meistens sind die Hintergliedmaßen (häufig bi-, selten unilateral) betroffen. Bei einem Verschluss der großen Gefäße der Vordergliedmaßen kommt es zur Parese bzw. Plegie einer oder beider Vorderbeine.
Bei den meisten Katzen können zusätzlich kardiale Symptome (holosystolisches Herzgeräusch, Galopprhythmus) festgestellt werden. Bei dekompensierten Kardiomyopathien ist zusätzlich Dyspnoe und ein Lungenödem ausgebildet.
Diagnose
Anhand der typischen Klinik und des Bildes der peripheren ischämischen Neuromyopathie kann häufig schon eine Verdachtsdiagnose gestellt werden. Als Kardinalsymptome gelten die 5 P's:
- Palor (Blässe)
- Pain (Schmerz)
- Pulselessness (Pulslosigkeit)
- Paresis (Parese)
- Poikilothermia (kalte Pfoten)
Mittels unterschiedlicher bildgebender Verfahren (Röntgenaufnahmen des Thorax, Ultraschall des Abdomens sowie eine Echokardiographie) kann die zugrunde liegende Pathologie diagnostiziert und häufig auch der Thrombus dargestellt werden.
Therapie
Aus tierschutzrechtlichen Gründen ist häufig eine Euthanasie indiziert. Bei rascher Intervention und stabilem Allgemeinbefinden kann eine Behandlung mit niedermolekularem Heparin (z.B. Enoxaparin 3 mg/Tag als DTI) versucht werden.
Hinweis: Diese Dosierungsangaben können Fehler enthalten. Ausschlaggebend ist die Dosierungsempfehlung in der Herstellerinformation.
Prognose
Die Prognose ist aufgrund des perakuten Verlaufs vorsichtig bis schlecht. Auch nach vollständiger Genesung und Dauerbehandlung der Kardiomyopathie ist die Rezidivrate hoch.
Literatur
- Lutz H, Kohn B, Forterre F (Hrsg.). 2019. Krankheiten der Katze. 6., aktualisierte Auflage. Stuttgart: Georg Thieme Verlag KG. ISBN: 978-3-13-241649-9
- Kresken JG, Wendt RT, Modler P. 2019. Praxis der Kardiologie Hund und Katze. 2., aktualisierte Auflage. Stuttgart: Georg Thieme Verlag KG. ISBN: 978-3-13-242994-9