Niedermolekulares Heparin
Synonym: Fraktioniertes Heparin
Englisch: low molecular weight heparin(LMWH)
Definition
Niedermolekulare Heparine, kurz NMH, sind Heparine, die im Vergleich zu konventionellen Heparinen deutlich kürzere Kohlenhydratketten besitzen. Sie werden als Antikoagulantien eingesetzt.
Biochemie
Niedermolekulare Heparine haben kein einheitliches Molekulargewicht, sondern besitzen Kohlenhydratketten mit einer Länge zwischen 4 und 36 Einzelzuckern. Den größten Anteil stellen Ketten mit 10-20 Zuckermolekülen. Ihr mittleres Molekulargewicht liegt bei zwischen 4.000 und 9.000 Dalton.
Niedermolekulare Heparine werden aus konventionellen Heparinen gewonnen, indem man sie durch chromatographische Verfahren nach ihrem Molekulargewicht auftrennt. Alternativ ist eine Spaltung der glykosidischen Bindungen der Kohlenhydratkette konventioneller Heparine möglich.
Substanzen
Wirkmechanismus
Niedermolekulare Heparine bilden einen Komplex mit Antithrombin und hemmen dadurch die Wirkung von Faktor Xa. Durch die kürzere Kohlenhydratkette besteht im Vergleich zu konventionellen Heparinen eine geringere Bindungsaffinität zu Faktor II (Prothrombin).
Pharmakokinetik
Die Bioverfügbarkeit von niedermolekularem Heparin liegt nach subkutaner Verabreichung bei über 90%. Unfraktioniertes Heparin hat im Vergleich eine deutlich niedrigere Bioverfügbarkeit (ca. 20%). Die Plasmahalbwertzeit beträgt nach i.v.-Gabe etwa 2–3 h. Nach subkutaner Gabe kann sie sich durch die langsamere Freisetzung aus dem Gewebe auf mehr als 18 Stunden verlängern, was eine tägliche Einmalgabe ermöglicht.
Die Ausscheidung erfolgt überwiegend renal, bei eingeschränkter Nierenfunktion besteht daher ein Akkumulationsrisiko.
Labordiagnostik
Niedermolekulare Heparine führen nur bei hoher Dosierung oder Akkumulation zu einer Verlängerung der PTT. Zur Therapiekontrolle muss die Anti-Faktor Xa-Aktivität bestimmt werden. Bei längerer Anwendung können Kontrollen der GFR und der Thrombozytenzahl sinnvoll sein.
Nebenwirkungen
- Lokalreaktionen an der Einstichstelle (Rötung, Blutung, Heparinnekrose)
- Blutungsrisiko. v.a. bei Überdosierung oder Niereninsuffizienz
- Allergische Reaktionen, Anaphylaxie
- Thrombopenie
- HIT Typ II
- Haarausfall
- Osteoporose
- Labor: Cholesterin ↑, Triglyceride ↑, reversibler Anstieg von GOT, GPT, γ-GT, LDH, Lipase im Serum
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