Hämospermie
von altgriechisch: αἷμα ("haima") - Blut, σπέρμα ("spérma") - Same, Keim
Synonym: Hämatospermie
Definition
Unter einer Hämospermie versteht man überwiegend mit dem bloßen Auge sichtbares, im weiteren Sinn auch mikroskopisch nachweisbares Blut im Sperma.
Pathophysiologie
Das Ejakulat besteht zum überwiegenden Teil aus Samenflüssigkeit, die in Prostata, Bläschendrüsen und Bulbourethraldrüsen gebildet wird. Diese Flüssigkeitsgemisch enthält Millionen von Spermien, die im Hoden produziert und im Nebenhoden gespeichert werden. Bei der Ejakulation wird das Sperma über die Harnröhre nach außen befördert. Prinzipiell kann Blut im Sperma daher aus allen Teilen der Samenwege und des Harntrakts sowie aus den akzessorischen Geschlechtsdrüsen stammen.
Ätiologie
Die Ursachen einer Hämospermie sind vielfältig. Man unterscheidet benigne und maligne Ursachen. Häufig bleibt die Ursache unklar (ca. 45%).
Benigne Ursachen
- Harnwegsinfektionen, hier überwiegend Prostatitis, Urethritis, Epididymitis, Spermatozystitis und Orchitis. Als Erreger kommen u.a. Escherichia coli, Gonokokken, Treponemen, Schistosomen und Mykobakterien (Urogenitaltuberkulose) in Frage.
- Traumata
- Prellungen im Bereich des Perineums oder des Hodens
- (auto-)erotische Penetrationen
- iatrogene Traumen (Prostatabiopsie)
- anatomische Veränderungen im Samentrakt bzw. Harntrakt, z.B. Urethrastrikturen oder eine benigne Prostatahyperplasie (BPH)
- Konkremente der Samenwege oder des Urogenitaltrakts
- systemische Erkrankungen wie arterielle Hypertonie, Koagulopathien, Lebererkrankungen
- Gefäßveränderungen, z.B. Hämangiome, Teleangiektasien, Varizen
- urogenitale Fehlbildungen, z.B. Zinner-Syndrom
- Gutartige Tumore, z.B. Condylomata acuminata
- Malakoplakie
Maligne Ursachen
Symptome
Das Sperma wird durch frische Blutbeimengungen rosa bis rot verfärbt. Ältere Blutungen können bräunlich bis schwarzbraun sein und zum Teil klümpchenartigen Veränderungen des Ejakulats aufweisen. In der Regel bestehen bei einer Hämospermie keine Schmerzen.
Diagnostik
Ziel der Diagnostik ist es, eine klinisch relevante oder behandelbare Ursache der Hämospermie zu finden bzw. eine bösartige maligne Ursache auszuschließen. Die Diagnostik sollte grundsätzlich als Stufendiagnostik erfolgen und umfasst:
- Digital-rektale Untersuchung (DRU)
- Blutdruckmessung
- Ultraschalluntersuchung der Harnorgane und der Geschlechtsorgane, inklusive transrektaler Ultraschall (TRUS)
- Labordiagnostik
- Leberwerte, Gerinnungswerte, Prostataspezifisches Antigen (PSA)
- Urinuntersuchung, ggf. Anlegen einer Urinkultur
Bei Persistenz einer Hämospermie sollte nach Ausschluss benigner Ursachen eine erweiterte Diagnostik mit z.B. mit Becken-MRT und Urethrozystoskopie eingeleitet werden.
Therapie
Die Therapie richtet sich nach der auslösenden Ursache. Infektionen des Urogenitaltrakts werden beispielweise antibiotisch therapiert.
Trotz Diagnostik bleibt die Ursache häufig unbekannt und ist damit einer kausalen Therapie nicht zugänglich.