Synonym: Geburtshilfliche Untersuchung
Der geburtshilfliche Untersuchungsgang ist ein standardisierter Untersuchungsgang, der im Rahmen einer Geburt bei Hunden und Katzen durchgeführt wird.
Geburtsstörungen bei Tieren sind stets Notfälle und erfordern ein rasches tierärztliches Eingreifen. Der geburtshilfliche Untersuchungsgang dient einerseits dazu, Geburtsstörungen zu verhindern bzw. zu erkennen, um adäquate Maßnahmen frühzeitig einzuleiten.
Beim Fleischfresser können drei verschiedene Geburtsstadien unterschieden werden:
Der geburtshilfliche Untersuchungsgang gliedert sich in mehrere Abschnitte, die - insofern es die Situation zulässt - der Reihe nach ausgeführt werden sollten:
Im Zuge der Voruntersuchung werden die ersten anamnestischen und tierspezifischen Parameter erhoben, um einen orientierenden Eindruck über das Tier zu gewinnen.
Die Anamnese sollte aufgrund der Dringlichkeit auf das Wesentliche beschränkt werden. Die Fragestellungen werden meist parallel zur Untersuchung durchgeführt. Zu erfragen sind:
Die Erhebung der Nationale sollte nur dann durchgeführt werden, wenn ausreichend Zeit zur Verfügung steht. Ansonsten können sie bei Notwendigkeit parallel zur Untersuchung dokumentiert werden:
Der geburtshiflichen Untersuchung geht eine kurze allgemeine klinische Untersuchung voraus. Dabei sind besonders die Vitalparameter des Muttertiers zu beachten. Der Allgemeinzustand ist oft entscheidend dafür, welche geburtshilfliche Maßnahmen möglich sind bzw. durchgeführt werden müssen.
Zusätzlich sollten die ersten Maßnahmen getroffen werden, um das Muttertier und die bevorstehende bzw. laufende Geburt vor Komplikationen zu schützen. Bei bereits geschwächten Tieren sollte der Kreislauf mittels Infusion unterstützt werden.
Bei der Befundung des Muttertiers und allen weiteren Untersuchungsschritten muss auf größtmögliche Hygiene geachtet werden. Die Vulva und ihre Umgebung ist zu reinigen (Wasser) und die Hände des Untersuchers müssen gewaschen, desinfiziert und mit Handschuhe geschützt werden.
Am Muttertier sind verschiedene Parameter zu erheben:
Am Fetus selbst werden mehrere Parameter überprüft und dokumentiert. Zusätzlich muss die Vitalität des Fetus beurteilt werden.
Verläuft die Geburt schleppend oder sistiert sie, ist unverzüglich eine tierärztliche Unterstützung notwendig. Durch verschiedene Methoden können auftretende Geburtskomplikationen korrigiert und Schäden am Muttertier sowie Fetus reduziert oder gar verhindert werden. Je nach Indikation kommen unterschiedliche Maßnahmen zum Einsatz:
Bei allen tierärztlich geleiteten Geburten ist nach der Entwicklung der Feten - unabhängig davon, welche geburtshilflichen Maßnahmen gesetzt wurden - eine Nachuntersuchung des Muttertieres notwendig. Hierbei ist v.a. auf Verletzungen des Geburtsweges und des Uterus zu achten.
Gleichzeitig ist der Abgang der Nachgeburt zu kontrollieren. Beim Hund und auch bei der Katze erfolgt der Nachgeburtsabgang sehr rasch nach der Geburt jedes einzelnen Welpen. Die Anzahl der Welpen und die Anzahl der abgegangenen Nachgeburten sollte dementsprechend verglichen werden, um sicher zu gehen, dass keine Nachgeburten im Muttertier verbleiben. Die Nachgeburten werden auf pathologische Veränderungen (Verdickungen, Auflagerungen, nekrotische Bereiche u.ä.) untersucht.
Nach dem Abschluss der Geburt sind die Neugeborenen zu untersuchen. Nach unkomplizierten Geburten setzt die Atmung der Neugeborenen in den meisten Fällen spontan ein. Bei Ausbleiben der Atmung (aufgrund vermehrter Hypoxie) muss durch vorsichtige, intermittierende Thoraxkompressionen eine manuelle Atemhilfe geleistet werden. Meist reicht schon das Trockenrubbeln mit einem Handtuch, um die Neugeborenen zum selbständigen Atmen zu animieren.
Zusätzlich sind die Neugeborenen auf Unreife (prominente Stirn, dichte Behaarung u.ä.), offensichtliche Erkrankungen, genetische Defekte und Missbildungen zu untersuchen. Anschließend wird der Nabel desinfiziert und auf eine ausreichende Kolostrumversorgung geachtet.
Tags: Fleischfresser, Geburt, Hund, Katze, Kleintier, Trächtigkeit
Fachgebiete: Geburtshilfe, Gynäkologie, Veterinärmedizin
Diese Seite wurde zuletzt am 6. Oktober 2020 um 12:12 Uhr bearbeitet.
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