Gastrinom (Hund)
Englisch: gastrinoma
Definition
Gastrinome sind selten vorkommende Tumoren der δ-Zellen des endokrinen Pankreas (Bauchspeicheldrüse) beim Hund.
Vorkommen
Gastrinome kommen nur äußerst selten vor. Die betroffenen Hunde sind zwischen 3 und 12 (durchschnittlich 7,5 Jahre) Jahre alt. Eine Rasse- sowie Geschlechtsdisposition konnte bislang nicht nachgewiesen werden.
Ätiologie
Gastrinome sind Tumore der pankreatischen δ-Zellen. Sie bilden sich vereinzelt auch in regionären Lymphknoten, im Mesenterium und im Duodenum. Neben Gastrin produzieren und sezernieren sie u.a. auch Glukagon, ACTH, Insulin und pankreatisches Polypeptid.
Pathogenese
Man geht davon aus, dass bei betroffenen Tieren eine maligne Transformation von δ-Zellen stattfindet. Auf diese Weise erlangen die Zellen wieder ihre fetale Fähigkeit der Gastrinproduktion.
Gastrinome weisen einen malignen Charakter mit hoher Metastasierungsneigung auf. Neben den regionären Lymphknoten besiedeln sie auch die Leber, die Milz, das Peritoneum, das Omentum majus, das Mesenterium und das Duodenum. Durch die übermäßige Gastrinproduktion entwickelt sich eine Hypergastrinämie, die wiederum eine verstärkte Magensäuresekretion induziert. In weiterer Folge kommt es zu einer erosiven Gastritis und Duodenitis mit konsekutiver Magenschleimhauthyperplasie sowie gastrointestinalen Ulzerationen.
Klinik
Erkrankte Tiere leiden an Apathie, Anorexie, Erbrechen, intermittierendem Durchfall und Gewichtsverlust. Zusätzlich kommt es oftmals auch zu Hämatochezie, Meläna, Hämatemesis und abdominalen Schmerzen.
Labormedizin
Häufig sind eine regenerative Anämie, Leukozytose, Hypoproteinämie sowie eine Hyperglykämie, Hypokalzämie, Hypokaliämie und eine erhöhte ALP nachweisbar.
Differenzialdiagnosen
Differenzialdiagnostisch sind alle anderen gastrointestinalen Erkrankungen auszuschließen, die zu den oben beschriebenen Symptomen führen können, v.a.:
- viszerale und metabolische Erkrankungen
- Ulzerationen anderer Genese
- Neoplasien
- Pankreatitis
- Hypoadrenokortizismus (Morbus Addison)
Diagnose
Die Verdachtsdiagnose ergibt sich häufig erst nach dem Ausschluss sämtlicher Differenzialdiagnosen. Zur Diagnosesicherung ist eine endoskopische Untersuchung des Gastrointestinaltrakts (Ösophagitis, Hyperämie und Verdickung von Magen- und Darmwand sowie Ulzerationen im Magen und/oder Dünndarm) sowie die Messung der basalen Serumgastrin-Konzentration durchzuführen.
Bei der Messung des Gastrinspiegels ist jedoch zu beachten, dass sowohl verschiedene Krankheitsbilder (z.B. chronische Niereninsuffizienz, Obstruktion des Magenausgangs, chronische Gastritis, Hepatopathien) als auch die Therapie mit H2-Rezeptorblockern, Protonenpumpeninhibitoren und Glukokortikoiden ebenfalls zu einem Anstieg der Gastrinsekretion führen können.
Therapie
Therapie der Wahl ist die chirurgische Resektion des Tumors. Präoperativ sind aufgrund der Hyperazidität H2-Rezeptorblocker (z.B. Cimetidin 5 bis 10 mg/kgKG alle 6 bis 8 Stunden, Ranitidin 2 mg/kgKG TID p.o.) oder Protonenpumpeninhibitoren (z.B. Omeprazol 0,7 bis 1 mg/kgKG SID p.o.) zu verabreichen.
Hinweis: Diese Dosierungsangaben können Fehler enthalten. Ausschlaggebend ist die Dosierungsempfehlung in der Herstellerinformation.
Kann der Tumor nicht in toto entfernt werden oder kommt eine Operation aus anderen Gründen nicht in Frage, ist dennoch eine konservative Behandlung mit Magensäureblockern anzuraten.
Prognose
Aufgrund der Malignität und der hohen Metastasierungsrate ist die Langzeitprognose vorsichtig bis ungünstigt. Die maximale Überlebenszeit liegt zwischen 14 und 26 Monate.
Quellen
- Niemand HG (Begr.). Suter PF, Kohn B, Schwarz G (Hrsg.). 2012. Praktikum der Hundeklinik. 11., überarbeitete und erweiterte Auflage. Stuttgart: Enke-Verlag in MVS Medizinverlag Stuttgart GmbH & Co. KG. ISBN: 978-3-8304-1125-3
- Gal A, Ridgway MD, Fredrickson RL. 2011. An unusual clinical presentation of a dog with gastrinoma. Can Vet J 52(6):641-644. PMCID: PMC3095163
- Hughes SM. 2006. Canine gastrinoma: a case study and literature review of therapeutic options. N Z Vet J 54(5):242-7. DOI: 10.1080/00480169.2006.36705