Fenfluramin
Handelsname(n): Fintepla®
Englisch: fenfluramine
Definition
Fenfluramin ist ein Orphan-Arzneimittel, das zur Behandlung von Krampfanfällen bei Patienten mit Dravet-Syndrom und Lennox-Gastaut-Syndrom eingesetzt wird.
Geschichte
Fenfluramin wurde zwischen 1960 und 1990 als Anorektikum verwendet, wegen unvertretbarer kardiovaskulärer Nebenwirkungen aber wieder vom Markt genommen. 2020 wurde Fenfluramin unter der neuen Handelsbezeichnung Fintepla® von EMA und FDA zur Behandlung des Dravet-Syndroms wieder zugelassen.
Chemie
Fenfluramin ist ein Amphetaminderivat mit der Summenformel C12H16F3N. Es handelt sich um ein 1-Phenyl-Propan-2-Amin, das durch eine Trifluormethyl- und eine Ethylgruppe substituiert ist.
Wirkmechanismus
Die Krampfanfall-reduzierende Wirkung von Fenfluramin basiert auf der Freisetzung von Serotonin im Gehirn, der genaue Wirkmechanismus ist jedoch derzeit (2022) nicht bekannt. Fenfluramin wirkt als Agonist an diversen 5-HT-Rezeptoren (z.B. 5-HT1D und 5-HT2A) sowie am Sigma-1-Rezeptor.
Pharmakokinetik
Fenfluramin wird schnell resorbiert und erreicht etwa nach drei Stunden die maximale Plasmakonzentration. Die Bioverfügbarkeit beträgt 75 bis 83 %. Der Großteil von Fenfluramin wird durch CYP1A2, CYP2B6 und CYP2D6 zur Norfenfluramin metabolisiert, das wiederum weiter zu inaktiven Metaboliten abgebaut wird. Diese werden primär mit dem Urin ausgeschieden.
Indikation
Fenfluramin ist indiziert zur Behandlung von Krampfanfällen, die im Rahmen des Dravet-Syndroms bei Patienten ab einem Alter von 2 Jahren auftreten.Es wird meist als Zusatztherapie zu anderen Antiepileptika eingesetzt.[1][2]
Darreichungsformen
Fenfluramin ist als Lösung zur oralen Applikation verfügbar.
Dosierung
Fenfluramin wird zweimal täglich eingenommen. Die Dosis richtet sich nach dem Körpergewicht des Patienten. In der ersten Woche lautet die Dosierungsempfehlung 2 x 0,1 mg/kgKG, in der zweiten Woche 2 x 0,2 mg/kgKG und ab der dritten Woche 2 x 0,35 mg/kgKG. Die empfohlene Höchstdosis beträgt 26 mg. Falls der Patient zusätzlich das Antiepileptikum Stiripentol einnimmt, muss eine Dosisanpassung erfolgen. Beim Absetzen des Arzneimittels sollte die Dosis schrittweise reduziert werden.
Hinweis: Diese Dosierungsangaben können Fehler enthalten. Ausschlaggebend ist die Dosierungsempfehlung in der Herstellerinformation.
Nebenwirkungen
Folgende Nebenwirkungen treten sehr häufig auf:
- Bronchitis
- Infektionen der oberen Atemwege
- verminderter Appetit
- Lethargie
- Somnolenz
- Status epilepticus
- Tremor
- Obstipation
- Diarrhö
- Erbrechen
- Fieber
- Ermüdung
- Hypoglykämie
- anomales Echokardiogramm
- Gewichtsabnahme
- erhöhte Sturzgefahr
Wechselwirkungen
Wechselwirkungen wurden beobachtet mit dem Antiepileptikum Stiripentol, sowie mit Arzneimitteln die den Serotoninstoffwechsel beeinflussen (z.B. MAO-Hemmer). Bei der gleichzeitigen Anwendung mit anderen serotonergen Wirkstoffen (einschließlich SSRI, SNRI, trizyklischer Antidepressiva oder Triptane) besteht erhöhte Gefahr für das Auftreten eines Serotoninsyndroms.
Kontraindikationen
Fenfluramin ist kontraindiziert bei Patienten mit pulmonaler Hypertonie und Herzklappenvitium. Da keine ausreichenden Studienergebnisse vorliegen, sollte die Anwendung während der Schwangerschaft und Stillzeit ebenfalls vermieden werden. Die Überempfindlichkeit gegenüber dem Wirkstoff oder sonstigen Bestandteilen stellt ebenfalls eine Kontraindikation dar.
Verordnung
Das Arzneimittel ist verschreibungspflichtig.
Kosten
Die Jahrestherapiekosten liegen dosisabhängig zwischen 9.480 und 86.980 Euro.[3]
Quellen
- ↑ Zusammenfassung der Merkmale des Arzneimittels Fintepla. EMA. Abgerufen am 22.06.2023
- ↑ Frampton JE. Fenfluramine: A Review in Dravet and Lennox-Gastaut Syndromes. Drugs. 2023
- ↑ Dossier zur Nutzenbewertung gemäß § 35a SGB V Fenfluramin (Fintepla®), Zogenix GmbH, abgerufen am 1.4.2022