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Dravet-Syndrom

nach der französischen Kinderepileptologin Charlotte Dravet
Synonym: schwere myoklonische Epilepsie des Kindesalters
Englisch: severe myoclonic epilepsy in infancy(SMEI)

1. Definition

Das Dravet-Syndrom bzw. das Akronym SMEI bezeichnet eine frühkindliche Enzephalopathie, die der Gruppe der infantilen Epilepsie-Syndrome zuzuordnen ist.

2. Ätiopathogenese

Ursache der epileptischen Anfälle sind neuronale Spontanentladungen in Folge pathologisch verändertem Schaltverhalten ("Gating") zentralnervöser spannungsabhängiger Natriumkanäle (NaV). Die Dysfunktion der Ionenkanäle beruht auf einer Spontanmutation des SCN1A-Gens, das für die alpha-Untereinheit der Kanäle kodiert (Kanalopathie).

3. Klinik

Die Erstmanifestation des Dravet-Syndroms erfolgt innerhalb des ersten Lebensjahres. Erstsymptome sind fiebrige, fokale, in der Regel unilateral ausgeprägte, motorische Krampfanfälle. Sie treten zu Beginn etwa fünf Mal pro Jahr auf, können aber sekundär generalisieren und in einen Grand-mal-Anfall degenerieren. Als auslösende Stimuli gelten eine Erhöhung der Körpertemperatur in Folge fiebriger Infekte, Anstrengung und warme Bäder.

Im Krankheitsverlauf verändern sich die Anfallsformen mit anfänglich überwiegender Myoklonie (2.-3. Lebensjahr), die im höheren Lebensalter von großen tonisch-klonischen Anfällen abgelöst werden. Begleitend treten anfallsbedingte hirnorganische Entwicklungsstörungen mit psychomotorischer Retardierung und Ataxie hinzu.

4. Diagnose

Wegweisend für die Diagnostik des Dravet-Syndroms ist das Symptombild.

MRT- und EEG-Befund sind im Anfangsstadium unauffällig. Im weiteren Verlauf können pathologische Krampfpotentiale (Spikes) im EEG ableitbar sein. Der Mutationsnachweis kann labordiagnostisch durch PCR-Amplifikation und Sequenzierung des SCNA1-Gens aus Leukozyten-DNA (molekulargenetische Untersuchung) erbracht werden.

5. Differentialdiagnosen

Differentialdiagnostisch sind infantile Epilepsie-Syndrome anderer Genese (West-Syndrom, Lennox-Gastaut-Syndrom) auszuschließen.

6. Therapie

Die Behandlung des Dravet-Syndroms ist infolge hoher Pharmakoresistenz gegenüber Antikonvulsiva schwierig. Ein gutes Ansprechverhalten zeigt sich gegenüber Valproat oder Topiramat. Weiterhin ist Fenfluramin seit 2020 als Orphan-Arzneimittel für die Behandlung von Krampfanfällen beim Dravet-Syndrom zugelassen.

Cave: Natriumkanalblocker (z.B. Phenytoin) sind aufgrund ihrer anfallsverstärkenden Wirkung kontraindiziert.

siehe auch: Epilepsie

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