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Femur

(Weitergeleitet von Femurschaft)

Synonyme: Oberschenkelknochen, Oberschenkelbein
Englisch: femur, thighbone

1. Definition

Das Femur ist der längste und stärkste Knochen des menschlichen Skeletts. Es bildet die knöcherne Grundlage des Oberschenkels.

2. Anatomie

Die Dimensionen des Femurs sind von der Körpergröße abhängig. Im Durchschnitt beträgt seine Länge etwa 27% der Körpergröße.[1] Der Knochen lässt sich topografisch grob in drei Abschnitte unterteilen:

  • proximales Ende (Extremitas proximalis femoris)
  • Oberschenkelkörper (Corpus femoris)
  • distales Ende (Extremitas distalis femoris)

2.1. Extremitas proximalis

2.1.1. Caput femoris

Am proximalen Ende des Femurs befindet sich der Oberschenkelkopf, das Caput femoris. Es hat die Form einer 2/3-Kugel und ist mit hyalinem Knorpel überzogen. Das Caput steht in gelenkiger Verbindung mit dem Acetabulum des Hüftknochens und bildet so das Hüftgelenk. Im Caput findet sich eine kleine Vertiefung, die Fovea capitis femoris. Hier inseriert das Ligamentum capitis femoris, das den Ramus acetabularis der Arteria obturatoria enthält.

2.1.2. Collum femoris

Der Oberschenkelhals (Collum femoris) verbindet das Caput femoris mit dem Oberschenkelkörper. Er ist etwa 4 bis 5 cm lang, in der Mitte tailliert und lateral breiter als medial. Zum Oberschenkelkopf hin hat der Oberschenkelhals im Querschnitt eine rundliche Form, zum Oberschenkelkörper hin eine längsovale Form.

Die Vorderseite des Collum femoris zeigt zahlreiche kleine Foramina. Die Rückseite ist glatt und konkaver ausgeformt als die Vorderseite. Der Oberrand des Collum ist kurz und dick und endet am Trochanter major. Der Unterrand läuft nach kaudal und lateral schräg zum Trochanter minor hin aus.

Der Winkel zwischen Hals und Schaft wird als Collum-Diaphysen-Winkel (CD-Winkel) bezeichnet. In der Radiologie spricht man vom Centrum-Collum-Diaphysenwinkel (CCD-Winkel). Er flacht mit zunehmendem Alter ab: Beim Neugeborenen beträgt er physiologisch 140°, beim Heranwachsenden etwa 133°, beim gesunden Erwachsenen 125°.

2.1.3. Trochanter major et minor

Am lateralen Ende der Verbindung zwischen Hals und Femurschaft befinden sich zwei Knochenvorsprünge, die als Trochanteren (Rollhügel) bezeichnet werden:

Beide Trochanteren dienen unter anderem als Ansatzstellen für die Oberschenkelmuskulatur. Das Gleiche gilt für die zwischen den beiden Rollhügeln befindliche Linea intertrochanterica, welche die Rollhügel auf der ventralen Seite des Femurs verbindet. Auf der dorsalen Seite findet man hier eine scharfe Knochenleiste, die Crista intertrochanterica.

2.2. Corpus femoris

Der größte Teil des Femurs wird vom Oberschenkelkörper (Corpus femoris) bzw. Oberschenkelschaft gebildet. Er hat im Querschnitt eine dreieckige Grundfläche und weist dementsprechend drei Kanten auf.

Am dorsalen Oberschenkelschaft verläuft die Linea aspera, die für fast alle Oberschenkeladduktoren als Ansatz dient. Distal teilt sich die Linea aspera in zwei Knochenleisten auf, die Linea supracondylaris medialis und die Linea supracondylaris lateralis. Sie rahmen gemeinsam mit der Linea intercondylaris eine dreieckige Fläche, die Facies poplitea, ein.

2.3. Extremitas distalis

Das distale Ende des Femurs wird von zwei Gelenkknorren (Femurkondylen) eingenommen, die als Condylus lateralis und medialis bezeichnet werden. Ihre Knorpelflächen artikulieren im Kniegelenk mit dem korrespondierenden Gelenkknorpel der Patella und der Tibia. Die Einsenkung zwischen den Kondylen nennt man Fossa intercondylaris (Trochleagrube). Hier inserieren das vordere Kreuzband (Ligamentum cruciatum anterius) und das Ligamentum popliteum obliquum.

An der Außenseite der Kondylen schließen sich jeweils kleinere Knochenvorsprünge, die Epikondylen, an. Man unterscheidet:

An der medialen Seite, knapp über dem Epicondylus medialis, entspringt das Tuberculum adductorium, das dem Musculus adductor magnus als Ansatz dient und den Hiatus adductorius nach distal begrenzt.

3. Embryologie

Im Laufe der 7. Embryonalwoche kann man das Auftreten einer perichondralen Knochenmanschette in der Corpus-Region beobachten. Im 10. Fetalmonat wird in der distalen Epiphyse ein (enchondraler) Kern sichtbar (Reifezeichen). Die übrigen Knochenkerne treten im 1. Lebensjahr im Caput femoris, im 3. Lebensjahr im Trochanter major und innerhalb des 11. bis 12. Lebensjahres im Trochanter minor auf. Ein Eiphysenfugenschluss findet proximal früher (zwischen dem 17. und 19. Lebensjahr) als distal statt (19. bis 20. Lebensjahr).

4. Funktion

Das Femur ist der Ursprungs- und Ansatzknochen aller Muskeln, die auf das Hüft- und Kniegelenk wirken. Er überträgt im Stehen, Gehen und Laufen das Gewicht des Rumpfes auf den Unterschenkel und die Füße.

5. Klinik

5.1. Schenkelhalsfraktur

Der Oberschenkel ist einer der am häufigsten frakturierenden Knochen. Die Prädilektionsstelle ist dabei der Oberschenkelhals (Schenkelhalsfraktur). Da der Oberschenkelkopf hauptsächlich durch ein um bzw. in der Gelenkkapsel liegendes arterielles Netz versorgt wird, ist bei einem intrakapsulären Bruch die Versorgung des Caput femoris gefährdet. Durch die Mangelversorgung kann es schnell zu einer Nekrose kommen, sodass die Indikation zur frühzeitigen, meist chirurgischen Intervention mittels Totalendoprothese bzw. Hemiendoprothese gegeben ist.

Die im Ligamentum capitis femoris gelegene Arterie (Arteria capitis femoris) spielt beim Erwachsenen in puncto Blutversorgung für das Caput femoris nur eine untergeordnete Rolle, während sie beim Kind essenziell ist.

5.2. Femurschaftfraktur

Femurschaftfrakturen erfordern aufgrund der Stabilität des Knochens eine massive Gewalteinwirkung. Man findet sie vor allem bei polytraumatisierten Patienten. Je nach Richtung der Krafteinwirkung kommt es unter anderem zur Querfraktur, zur Schrägfraktur, zur Spiralfraktur oder auch zur Trümmerfraktur.

6. Quellen

  1. Feldesman MR, Kleckner JG, Lundy JK. Femur/stature ratio and estimates of stature in mid- and late-Pleistocene fossil hominids. Am J Phys Anthropol. 1990 Nov;83(3):359-72. doi: 10.1002/ajpa.1330830309. PMID: 2252082.

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