Trochlea ossis femoris
von lateinisch: trochlea - Rolle
Englisch: trochlea of the femur
Definition
Die Trochlea ossis femoris ist eine knorpelüberzogene, muldenförmige Gleitrinne für die Kniescheibe (Patella) an der distalen Vorderseite des Femurs. Sie bildet zusammen mit der Patella die Articulatio femoropatellaris und dient so bei der Kraftübertragung des Musculus quadriceps femoris auf den Unterschenkel als Gleitlager.
Anatomie
Die Trochlea formt sich durch die Vorwölbungen der beiden Femurkondylen. Die laterale Kondyle ist höher, prominenter und stärker nach vorne gezogen, die mediale Kondyle deutlich flacher. Zwischen beiden liegt die mit Gelenkknorpel überzogene Trochlea ossis femoris, deren Krümmung und Tiefe interindividuell stark variieren. Die Vertiefung in der Mitte der Trochlea wird als Sulcus medianus trochleae ossis femoris bezeichnet.
Funktion
Die Trochlea verteilt die Zugkräfte des Musculus quadriceps femoris auf die Patella und leitet sie weiter auf den Femur. Sie verhindert eine patellare Lateralisation und trägt entscheidend zur Führung der Patella während der Flexion und Extension bei. Wesentliche biomechanische Funktionen sind:
- Optimierung des Hebelarms des Quadrizeps
- Zentrierung der Patella über den gesamten Bewegungsbogen
- Lastübertragung insbesondere bei belasteter Flexion (Treppensteigen, Kniebeuge)
- Stabilisierung durch gelenknahe Führung statt ligamentärer Spannung
Die Kontaktfläche zwischen Patella und Trochlea verschiebt sich bei steigender Flexion nach proximal, wodurch hohe Druckspitzen abgefangen werden.
Varianten
Morphologische Varianten können das patellofemorale Gleitverhalten erheblich beeinflussen. Typische Ausprägungen sind:
- Trochleadysplasie (flache oder konvexe Rinne, fehlende laterale Erhöhung)
- Asymmetrische Kondylenentwicklung
- Veränderte Sulcustiefe
Diese Varianten sind häufig angeboren, können aber auch posttraumatisch auftreten.
Klinik
Pathologien
Eine flache Trochlea ist ein wichtiger prädisponierender Faktor für eine rezidivierende Patellaluxation. Die fehlende laterale Aufkantung erlaubt ein Abrutschen der Patella nach lateral, vor allem zwischen 10–30° Beugung, wenn die knöcherne Führung gering ist.
Übermäßige Druckbelastung oder Fehlspurverhalten führen zu Chondropathien mit femoropatellarem Schmerzsyndrom (FPSS) und frühzeitiger patellofemoraler Arthrose.
Im Rahmen patellastabilisierender Eingriffe spielt die Trochlea eine Schlüsselrolle. Bei schwerer Dysplasie der Trochlea ist eine Trochleoplastik indiziert.
Bildgebung
Die Bildgebung umfasst konventionelles Röntgen, MRT und CT. Die Beurteilung der Trochleatiefe erfolgt zum Beispiel in axialen Patellaaufnahmen. Mit der MRT lassen sich Sulcustiefe, laterale Kondylenhöhe, Knorpelintegrität und Begleitverletzungen (z. B. MPFL-Ruptur) überprüfen. Die CT eignet sich für die präoperative Planung, insbesondere zur quantitativen Vermessung von Dysplasien.