Vorderes Kreuzband
Abkürzungen: LCA, VKB, ACL
Synonym: Ligamentum cruciatum anterius
Englisch: anterior cruciate ligament
Definition
Das vordere Kreuzband, kurz VKB, ist ein Teil des Bandapparates des Kniegelenks.
Anatomie
Das vordere Kreuzband verbindet den Oberschenkelknochen (Femur) mit dem Schienbein (Tibia). Es zieht vom Condylus lateralis des Femurs, genauer gesagt von der lateralen Wand der Fossa intercondylaris, nach medial in die Area intercondylaris anterior vor der Eminentia intercondylaris der Tibia.
Das vordere Kreuzband verläuft von posterior, superior und lateral (hinten-oben-außen) nach anterior, inferior und medial (vorne-unten-innen). Die Verlaufsrichtung ist damit gegensinnig zu der des hinteren Kreuzbandes.
Funktionelle Einteilung
In der Literatur wird häufig eine funktionelle Einteilung in zwei Hauptbündel vorgenommen:
- anteromediales Bündel (AM-Bündel): hat seinen femoralen Ursprung angrenzend an die Linea intercondylaris, inseriert im anterioren Bereich am Tibiaplateau.
- posterolaterales Bündel (PL-Bündel): entspringt entlang der Knorpel-Knochen-Grenze der Femurkondylen und inseriert im posterioren Bereich angrenzend an den Innenmeniskus.
Zwischen den beiden Ursprüngen findet sich z.T. eine Kochenleiste. Beim Verlauf durch die Fossa intercondylaris liegen die Bündel hintereinander, sodass das vordere Kreuzband einen ovalen Querschnitt aufweist.
Arterielle Versorgung
Die arterielle Versorgung des vorderen Kreuzbandes erfolgt proximal über Endäste der Arteria genus media. Distal wird sie über die Endäste der Arteria genus inferior medialis und der Arteria genus inferior lateralis erbracht. Die Verteilung der Blutgefäße im Band ist nicht homogen. Das Zentrum des Bandes und die apophysären Insertionszonen sind meist frei von Blutgefäßen.
Funktion
Das vordere Kreuzband ist nach Meinung einiger Autoren das wichtigste und am meisten belastete Band des Kniegelenks. Es stabilisiert zusammen mit dem hinteren Kreuzband und den Seitenbändern das Kniegelenk. Das AM-Bündel spannt sich insbesondere bei der Flexion an, das PL-Bündel in Extensions- und Rotationsstellung.
Das vordere Kreuzband schränkt vor allem die Verschiebung der Tibia nach vorne ein, insbesondere in 20° bis 30°-Flexionsstellung. Gemeinsam mit dem hinteren Kreuzband verhindert es zudem eine übermäßige Innenrotation. Im geringeren Maße unterstützt es auch die Seitenbänder des Kniegelenks.
Da sich im vorderen Kreuzband viele Mechanorezeptoren befinden, spielt es eine wichtige Rolle für die Propriozeption der Kniegelenkstellung.
Klinik
Von den vier wichtigen Bändern des Kniegelenks wird das vordere Kreuzband am häufigsten von Sportverletzungen betroffen. Dabei kommt es durch Überbelastung zu einer Kreuzbandruptur. Diagnostisch lässt sich eine vordere Kreuzbandruptur z.B. mit Hilfe des Schubladentests feststellen: Kann die Tibia gegenüber dem Femur nach vorne gezogen werden ("vordere Schublade"), so besteht ein Verdacht auf LCA-Ruptur. Alternative klinische Tests zur Detektion einer Ruptur des vorderen Kreuzbandes sind der Lachman-Test und der Pivot-Shift-Test. Die Diagnose kann durch ein MRT des Kniegelenks gesichert werden.
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