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Chlamydiose (Schaf)

Synonyme: Chlamydienabort, Virusabort der Schafe, enzootischer Schafabort
Englisch: ovine chlamydiosis, chlamydiosis in sheep, enzootic abortion of ewes (EAE), ovine enzootic abortion (OEA)

1. Definition

Als Chlamydiose bzw. Chlamydienabort bezeichnet man eine durch Bakterien der Gattung Chlamydia hervorgerufene und seuchenhaft verlaufende Infektionskrankheit beim Schaf.

2. Ätiologie

Die Chlamydiose wird durch Chlamydophila abortus verursacht. Chlamydien sind unbewegliche und gramnegative Bakterien, die sich nur innerhalb membrangebundener Vakuolen im Zytoplasma vermehren können.

3. Epidemiologie

Der Erreger tritt neben dem Schaf auch bei Rindern, Schweinen, Pferden, Wildwiederkäuern und beim Menschen auf. Serologischen Untersuchungen zufolge scheint das Bakterium weit in Schafbeständen verbreitet zu sein.

Eine massive Erregerausscheidung erfolgt im Rahmen des Aborts. Zusätzlich werden die Bakterien auch über die Milch, den Harn und den Kot ausgeschieden.

4. Pathogenese

Die Infektion findet peroral durch die Aufnahme erregerhaltiger Ausscheidungsprodukte (Abortmaterialien oder Exkremente sowie Sekrete) statt.

Die Pathogenese beginnt etwa um den 90. Trächtigkeitstag. Genau zu dieser Zeit erfährt der Fetus ein rasches Wachstum, weshalb es zu massiven Schädigungen kommt. Die Chlamydien invadieren die Plazenta und lösen eine rasch fortschreitende diffuse Entzündungsreaktion in Gang, die eine thrombotische Vaskulitis mit konsekutiver Gewebsnekrose nach sich zieht. Zusätzlich kommt es zu Veränderungen in der fetalen Leber und Lunge sowie zu hypoxischen Läsionen im Gehirn.

Der Abort ist vermutlich das Resultat mehrerer pathologischen Prozesse: Neben der Beinträchtigung des materno-fetalen Nährstoff- und Gasaustausches kommt es auch zu Störungen der hormonellen Regulation der Trächtigkeit sowie zur Induktion einer Zytokin-Ausschüttung.

5. Klinik

Die Erkrankung verursacht primär Aborte in der 2. Trächtigkeitshälfte, Geburten lebensschwacher Lämmer sowie Frühgeburten.

Erkrankte Mutterschafe sind selbst meist inapparent infiziert. Sie zeigen häufig keine schweren Symptome. Da infolge einer Erstinfektion in der Regel eine stabile Immunität aufgebaut wird, kommt es bei folgenden Trächtigkeiten zu keinen Aborten mehr. Innerhalb einer Herde geht der Infektionsprozess binnen weniger Ablammperioden in ein chronisches bzw. latentes Stadium über.

6. Differenzialdiagnosen

7. Diagnose

Die Diagnose der ovinen Chlamydiose folgt dem allgemeinen Schema der Chlamydiendiagnostik. Hierfür sind bakteriologische, serologisch und mikroskopische Untersuchungen von Ausstrichpräparaten (Abortmaterial u.ä.) durchzuführen.

Ein direkter Erregernachweis kann mittels Capture-ELISA in Vaginal-, Präputial- und Nachgeburtsproben erfolgen.

8. Therapie

Zu Beginn des Krankheitsgeschehens (erste Aborte innerhalb eines Bestandes) kann mit einer herdenweiten Tetrazyklin-Therapie ein Teil der Aborte verhindert werden.

9. Prophylaxe

Mithilfe von Impfstoffen können Aborte und die Erregerausscheidung reduziert werden.

10. Rechtliches

Die ovine Chlamydiose ist in Deutschland eine meldepflichtige Tierkrankheit.

11. Humanpathologie

Chlamydophila abortus ist ein Zoonoseerreger, der auch den Menschen infizieren kann. Beim Umgang mit erkrankten Tieren sowie deren Ausscheidungen sind besondere Hygienemaßnahmen zu treffen. Schwangere sind besonders gefährdet.

12. Quellen

13. Literatur

  • Mayr A, Rolle M. Mayr A (Hrsg.). Medizinische Mikrobiologie, Infektions- und Seuchenlehre. 8., überarbeite Auflage. Stuttgart: Enke Verlag in MVS Medizinverlage Stuttgart GmbH & Co. KG. ISBN: 978-3-8304-1060-7

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