Bordetella-bronchiseptica-Infektion (Katze)
Definition
Unter einer Bordetella-bronchiseptica-Infektion versteht man eine bakterielle Infektionskrankheit bei der Katze, die durch den Erreger Bordetella bronchiseptica ausgelöst wird.
Vorkommen
Bordetella bronchiseptica kann bei vielen Tierarten nachgewiesen werden. Neben Katzen sind auch Hunde, Kaninchen, Meerschweinchen, Schweine und viele andere Haussäugetiere betroffen. Der Erreger zeigt dabei einen ausgeprägten Tropismus für den Respirationstrakt und ist besonders im Nasen-Rachen-Raum, in der Trachea und in der Lunge anzutreffen.
Neben latenten Infektion entwickeln sich insbesondere bei Jungtieren klinisch manifeste Krankheitsbilder unterschiedlichen Schweregrades, die bis hin zu Bronchopneumonien mit tödlichem Ausgang führen können.
Ätiologie
Bordetella bronchiseptia ist ein kokkoides und gramnegatives Stäbchenbakterium mit einer Länge von ca. 1 bis 1,5 µm, das peritrich begeißelt ist. Mithilfe der zahlreichen Fimbrien kann es sich im Wirt anheften. Es ist strikt aerob und sowohl Katalase- als auch Oxidase-positiv.
Die Widerstandsfähigkeit gegenüber äußeren Einflüssen (insbesondere Austrocknung) ist gering. Eine Anzüchtung dauert mindestens 2 Tage. Die Probe ist dabei bei 37 °C zu bebrüten.
Pathogenese
Die Übertragung der Bakterien erfolgt von Tier zu Tier über Tröpfcheninfektion. Es sind dabei nicht nur Infektionen innerhalb einer Spezies möglich, sondern auch speziesübergreifende Übertragungen, z.B. von Hund auf die Katze. Als Erregerreservoire gelten v.a. Tierheime, Versuchskatzenkolonien, Katzenzuchten oder Haushalte mit einer großen Anzahl an Tieren. In diesen Populationen können zwischen 10 und 50 % der Tiere infiziert sein. Bei einzeln gehaltenen Katzen hingegen kann Bordetella bronchiseptica nur sehr selten nachgewiesen werden.
Nach der Infektion haften sich die Bakterien mithilfe ihrer Fimbrien an die Zilien der Epithelzellen der oberen Atemwege an, um deren Aktivität aufzuheben. Auf diese Weise wird die körpereigene Eliminierung der eingedrungenen Bakterien aus dem Respirationstrakt verhindert, worauf sich die Pathogene ungehindert vermehren können. Im weiteren Infektionsgeschehen entwickelt sich ein über Wochen hinweg latenter Zustand, bei dem es zu einer massiven Verbreitung und Ausscheidung der Bakterien kommen kann.
Klinik
Bei Jungkatzen sowie bei Tieren mit Mischinfektionen (z.B. Herpes- oder Caliciviren) bzw. bei Stress kann es zu einer klinischen Manifestation der Infektion in Form einer akuten bis chronischen Rhinitis, Konjunktivitis, Tonsillitis und Tracheitis kommen. In seltenen Fällen entwickeln sich auch eitrig-nekrotisierende Bronchopneumonien.
Abhängig vom Verlauf und Ausmaß der durch die Bakterien verursachten Veränderungen können sich außer Schnupfen, Niesen, Husten oder lokaler Lymphadenopathie gelegentlich auch Fieber, Anorexie, Atemnot und Apathie einstellen. Bei Jungkatzen kommt es oftmals auch zum plötzlichen Tod.
Diagnose
Die Diagnosesicherung erfolgt mittels bakterieller Kultur. Da die entnommenen Tupferproben (z.B. aus Nasensekret, Pharynx und/oder Tracheallavage) häufig Mischinfektionen aufweisen, empfiehlt sich die Verwendung eines Blutagars mit selektiven Eigenschaften.
Therapie
Bordetella bronchiseptica ist gegenüber Tetrazyklinen empfindlich. Bei einer bewiesenen Infektion empfiehlt sich daher die Gabe von Doxycyclin (zweimal täglich 5-10 mg/kgKG p.o. über 8-10 Tage). Alternativ können auch Erythromycin sowie Enro- oder Marbofloxacin angewendet werden. Das entsprechende Antibiotikum ist gemäß des Antibiogramms auszuwählen.
Hinweis: Diese Dosierungsangaben können Fehler enthalten. Ausschlaggebend ist die Dosierungsempfehlung in der Herstellerinformation.
Prophylaxe
Zur Prophylaxe stehen verschiedene monovalente Lebendimpfstoffe zur Verfügung, die intranasal verabreicht werden. Eine Impfung kann ab der 4. Lebenswoche eingesetzt werden. Routinemäßige Impfungen sind jedoch nicht empfehlenswert und kommen eigentlich nur bei Katzengruppenhaltungen mit möglicher Keimbesiedlung infrage.
Literatur
- Lutz H, Kohn B, Forterre F (Hrsg.). 2019. Krankheiten der Katze. 6., aktualisierte Auflage. Stuttgart: Georg Thieme Verlag KG. ISBN: 978-3-13-241649-9