Venlafaxin
Handelsnamen: Efexor®, Trevilor®
Definition
Venlafaxin ist ein Medikament, das zur Behandlung von Depressionen eingesetzt wird. Es gehört in die Klasse der so genannten selektiven Serotonin-Noradrenalin-Wiederaufnahmehemmer (SSNRI).
Venlafaxin ist rezeptpflichtig.
Chemie
Venlafaxin ist ein bizyklisches Phenylethylamin, das strukturchemisch sowohl mit SSRI als auch mit dem Opioidanalgetikum Tramadol verwandt ist.
Strukturformel
Pharmakologie
Venlafaxin hemmt die Wiederaufnahme von Noradrenalin und von Serotonin aus dem synaptischen Spalt. In geringerem Maß wird auch die Wiederaufnahme von Dopamin beeinflusst. Venlafaxin wirkt stimmungsaufhellend und antriebssteigernd.
Neuere Studien legen nahe, dass Venlafaxin auch antinozizeptive Eigenschaften besitzt. Das erklärt sich durch den schwachen, aber ausgeprägten Agonismus dieses Antidepressivums an den Opioidrezeptoren.
Pharmakokinetik
Venlafaxin wird nach Einnahme überwiegend hepatisch verstoffwechselt und dabei in seine pharmakologisch aktiven Metabolite O-Desmethyl-Venlafaxin und N-Desmethyl-Venlafaxin umgewandelt. Die Ausscheidung erfolgt überwiegend renal. Die Halbwertszeit beträgt etwa 5 Stunden für Venlafaxin und rund 11 Stunden für O-Desmethyl-Venlafaxin.
Die maximale Plasmakonzentration von Venlafaxin wird bei rasch freisetzenden Arzneiformen nach etwa 2,4 Stunden erreicht, bei retardierten Formen nach etwa 6 Stunden.
Indikationen
Es gibt positive Berichte über den Einsatz von Venlafaxin beim ADHS und bestimmten Formen der Narkolepsie.
Nebenwirkungen
Psychische Nebenwirkungen
- Unruhe
- Agitiertheit
- Hyperaktivität
- Schlafstörung
- Verwirrtheit
- Stimmungsschwankungen
- Hypomanie bis Manie
- Suizidalität
- Albträume
Neurologische Nebenwirkungen
- Ataxie
- Myoklonien
- Hyperreflexie
- Tremor
- gesteigerter Muskeltonus
Vegetative Nebenwirkungen
Wechselwirkungen
Mit anderen serotonerg wirksamen Präparaten (SSRI, Triptane, Buspiron, Trizyklische Antidepressiva) besteht die Gefahr eines potentiell lebensbedrohlichen zentralen Serotonin-Syndroms. Besondere Vorsicht ist bei gleichzeitiger Gabe mit Tramadol geboten.
Absetzerscheinungen/Entzugserscheinungen
Nach Absetzen von Venlafaxin kann es bis zu vier Wochen oder länger nach Behandlungsende zu Absetzsymptomen kommen. Zu ihnen zählen unter anderem:
- Psychische Veränderungen (Angstgefühle, Agitiertheit, Verwirrtheit, Benommenheit, Wahrnehmungsstörungen, Wahnideen, Persönlichkeitsstörungen etc.)
- Neurologische Störungen (Kopfschmerzen, Hyperakusis, Geschmacksstörungen, Schwindel, Tremor, Parästhesien)
- Vegetative Störungen (Mundtrockenheit, Schwitzen)
- Sehstörungen
- Tinnitus
- Anorexie
- Diarrhoe
Die im Vergleich zu anderen Antidepressiva heftiger ausgeprägten Absetzerscheinungen können zum Teil auf die Opioid-agonistische Wirkung von Venlafaxin zurückgeführt werden. Diese Symptome können - meist geringer ausgeprägt - auch bei einer Dosisreduktion auftreten.
Toxikologie
Die Überdosierung von Venlafaxin kann zu einer Intoxikation führen. Venlafaxin weist eine im Verhältnis zu SSRI stärkere und im Vergleich mit trizyklischen Antidepressiva geringere akute Toxizität auf. Es kommt im Falle einer Vergiftung häufiger zu Todesfällen als bei Vergiftungen durch SSRI. Zumeist handelt es sich um Mischintoxikationen mit anderen Arzneimitteln oder Alkohol. Die Symptome einer Intoxikation sind Tachykardie und z.T. auch Bradykardie, Hypotonie, Somnolenz, Schwindel, Koma, Mydriasis, Krämpfe, Übelkeit und Erbrechen.
Therapie der Vergiftung
Es existiert kein spezifisches Antidot. Es sollte eine Überwachung der Vitalparameter erfolgen. Künstliches Erbrechen sollte nur dann durchgeführt werden, wenn nicht die Gefahr einer Aspiration besteht. Weiterhin kann eine Magenspülung durchgeführt werden. Die Applikation von Aktivkohle vermindert des Weiteren die Resorption des Wirkstoffs. Forcierte Diurese, Dialyse sowie Hämoperfusion sind vermutlich wirkungslos.
Trivia
Die Kombination von Venlafaxin und Mirtazapin wird in der medizinischen Umgangssprache auch als "California Rocket Fuel" bezeichnet.