Williams-Beuren-Syndrom
nach J.C. Williams, australischer Kardiologe und Alois Beuren, deutscher Kardiologe
Synonyme: Elfin-Face-Syndrom, WB-Syndrom, Williams-Syndrom
Abkürzung: WBS
Englisch: Williams syndrome
Definition
Das Williams-Beuren-Syndrom ist ein seltener Gendefekt, der unter lebend geborenen Säuglingen mit einer Häufigkeit von 1:20.000 auftritt.
Ursache
Der Erkrankung liegt ein Defekt auf Chromosom 7 zugrunde (Mikrodeletionssyndrom 7q11.23), bei dem das Elastin-Gen und weitere benachbarte Gene fehlen. Die Deletion des Elastin-Gens wird bei ca. 96 % aller WBS-Patienten gefunden.
Klinik
Die Ausprägung der Symptome kann individuell sehr unterschiedlich sein.
Erscheinungsbild
Man findet charakteristische Gesichtsdysmorphien (in der Literatur teils als "Kobold-" oder "Elfengesicht" bezeichnet). Patienten mit Williams-Beuren-Syndrom zeigen häufig eine leichte Mikrozephalie in Kombination mit einer Hypoplasie des Mittelgesichtes, ein langes Philtrum und nach ventral gerichtete Nasenlöcher. Die Lidspalten erscheinen kurz mit Telekanthus und fülliger Periorbitalregion, die Oberlider wirken geschwollen. Oftmals ist ein verhältnismäßig großer Mund (steht häufig offen, breites Lächeln) mit hypoplastischen Zähnen und großen Zahnlücken erkennbar. Die Augen sind bei vielen Betroffenen blau gefärbt und weisen eine radspeichenartige Musterung der Iris auf (Iris stellata). Der Thorax ist oft lang und schmal geformt, häufig in Kombination mit hängenden Schultern und verlängertem Nacken.
Innere Organe
Im Bereich der inneren Organe treten Herzfehler (vor allem supravalvuläre Aortenstenosen) auf sowie Nierenfehlbildungen (z.B. Aplasie einer Niere, Hufeisenniere, Nierengefäßstenosen).
Endokrinologie
Endokrinologisch auffällig ist bei Betroffenen der verfrühte Eintritt der Menarche, sowie in 75 % der Fälle bei Erwachsenen eine gestörte Glukosetoleranz oder ein Diabetes mellitus. Weiterhin können Osteopenie oder Osteoporose, Hypothyreose und eine idiopathische Hyperkalzämie feststellbar sein.
Mentale Fähigkeiten
WBS-Patienten weisen in der Regel eine kognitive Behinderung im Sinne einer geistigen Retardierung auf (IQ 20-106, Durchschnitt: 56). Sie sind verbal ausdrucksstark und sehr kontaktfreudig. Teils wird dies in der Literatur als "Cocktailparty-Personality" beschrieben. Sie fangen in sehr frühem Alter an zu lesen (Hyperlexie). Dadurch werden ihre mentalen Fähigkeiten mitunter überschätzt. Zum Teil haben die Kinder besondere Fähigkeiten im Sinne eines Savant-Syndroms. Einige verfügen beispielsweise über ein absolutes Gehör (wobei sie meist unter Lärmempfindlichkeit leiden) oder können sich überdurchschnittlich gut Gesichter merken.
Diagnose
Die Diagnose erfolgt per Chromosomenanalyse mit Hilfe der Fluoreszenz-in-situ-Hybridisierung (FISH) aus heparinisiertem Blut. Eine solche Diagnostik ist vor allem beim Vorliegen einer isolierten supravalvulären Aortenstenose indiziert, um eine selektive Deletion des Elastin-Gens (Δ7q11.23) von einem Williams-Beuren-Syndrom abzugrenzen. Daneben empfiehlt sich eine Chromosomenanalyse bei geistiger Retardierung und Gesichtsdysmorphien. Dabei findet man in den meisten Fällen eine Deletion von rund 1,5 Megabase Größe. Mittlerweile konnten mehr als 20 Gene in dieser Region identifiziert werden, darunter ELN (kodiert Elastin) und LKM1 (kodiert die LIM-Kinase 1).
Therapie
Zur Zeit (2024) gibt es keine ursächliche Therapie des WBS. Die Therapie ist symptomatisch und beschränkt sich auf die Behandlung der im Krankheitsverlauf auftretenden Gesundheitsprobleme.
Unterstützende Behandlungsmaßnahmen, durch die Patienten mit WBS in ihrer Entwicklung gefördert werden, umfassen:
Literatur
- Williams Syndrome Association – Common Features of Williams Syndrome, abgerufen am 14.06.2023
- orpha.net – Williams-Syndrom, abgerufen am 14.06.2023
- Allianz Chronischer Seltener Erkrankungen – Patientenorientierte Krankheitsbeschreibung, abgerufen am 14.06.2023
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