Trombicula
von altgriechisch: θρόμβος ("thrómbos") - Klumpen
Synonyme: Ernte-, Herbst-, Gras-, Stachelbeer- oder Herbstgrasmilben
Englisch: chiggers, red bugs, scrub-itch mites
Definition
Als Trombicula bezeichnet man eine Gattung der Unterordnung der Prostigmata innerhalb der Gruppe der Milben (Acari).
Taxonomie
- Stamm: Arthropoda
- Unterstamm: Amandibulata
- Klasse: Arachnida
- Unterklasse: Acari
- Überordnung: Actinotrichida
- Ordnung: Trombidiformes
- Unterordnung: Prostigmata
- Überfamilie: Trombidioidea
- Familie: Trombiculidae
- Gattung: Trombicula
- Familie: Trombiculidae
- Überfamilie: Trombidioidea
- Unterordnung: Prostigmata
- Ordnung: Trombidiformes
- Überordnung: Actinotrichida
- Unterklasse: Acari
- Klasse: Arachnida
- Unterstamm: Amandibulata
Morphologie
Trombicula-Milben sind rundliche, blass-gelbe oder orange- bis ziegelrote Milben, die zwischen 0,2 und 0,3 mm groß sind. Die Larven sind sechsbeinig und besitzen dorsal hinter dem prominenten Gnathosoma ein kleines, fünfeckiges Scutum mit fünf gefiederten, kurzen Setae (Borsten) sowie ein Paar lange, feine Sinneshaare. Weitere charakteristische Merkmale dieser Gattung sind: zahnartige Cheliceren, kurze und kräftige Palpen mit terminalen Klauen sowie dorsal auf dem Körper 30 bis 50 gefiederte Setae.
Die frei lebenden Adultstadien sind 1 bis 2 mm lang und der Körper ist durch eine deutliche Taille (Einschnürung) zweigeteilt.
Arten
Es existieren mehr als 1.500 Trombicula-Arten, von denen etwa 50 im Larvalstadium parasitisch leben. Im Gegensatz dazu ernähren sich die frei lebenden Nymphen und Adulti von Detritus oder zeigen einen räuberischen Lebensstil (ernähren sich von anderen Arthropoden).
In Europa ist vor allem Neotrombicula autumnalis (s. Trombicula autumnalis, Herbstgrasmilbe) von großer veterinärmedizinischer Bedeutung.
Entwicklung
Die Weibchen legen zahlreiche Eier in feuchte, humöse Böden. In der warmen Jahreszeit (Sommer und Herbst) schlüpfen dann aus den Eiern die positiv-phototaktischen, sechsbeinigen Larven. Diese wandern an Grashalmen, anderen Pflanzen, Erderhebungen, gefallenem Laub u.ä. hoch und versammeln sich zu Hunderten an den höchsten Stellen, um dort von geeigneten Wirten aufgenommen zu werden.
Da die Larven keine deutliche Wirtsspezifität haben, befallen sie in ihrem Habitat vor allem Nagetiere, aber auch viele andere Säugetiere, Vögel und Menschen. Dabei heften sich die Larven an der Haut der Wirte an. Anschließend nehmen sie extraintestinal angedautes Wirtsgewebe auf, um dann nach einigen Tagen wieder zu Boden zu fallen. Am Boden angekommen, entwickeln sich die Larven über mehrere achtbeinige Nymphenstadien zu den Adulti weiter. In diesen Entwicklungsabschnitt sind mehrere Ruheperioden eingeschaltet.
Entwicklungszyklus von Trombicula-Milben (schematischer Darstellung) | |
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Boden: | Eiablage der Weibchen in feuchte, humöse Böden |
Ausschlüpfen der Larven durch Phototaxis | |
Wanderung der Larven auf erhöhte Stellen (Grashalme u.ä.) | |
Wirt: | Anheftung der Larven an der Haut vorbeistreifender Wirte |
Aufnahme extraintestinal angedautes Wirtsgewebe an der Hautoberfläche über mehrere Tage hinweg bis zum Abfallen der Parasiten | |
Boden: | Weiterentwicklung der Larven über mehrere Nymphenstadien bis hin zum Adultstadium |
Epidemiologie
In gemäßigten Klimazonen bildet Neotrombicula autumnalis nur eine Generation aus. Die Weibchen können länger als ein Jahr leben und die Nymphen und Adulti ziehen sich zur Überwinterung tief in den Boden zurück.
Die Larven werden ab einer Temperatur von ca. 16 °C aktiv (Mitte Juli bis Ende Oktober). Ihr Aktitivätshoch zeigen sie vor allem an besonders warmen, sonnigen und trockenen Tagen am späten Nachmittag. Zu den bevorzugten Habitaten gehören Flächen in verwilderten Gärten und Parks, Waldränder, besonders trockene Wiesen (kalkhaltige Böden) und selten auch Felder.
Befallene Wirte können mehrere Hunderte bis Tausende Milben an der Körperoberfläche aufweisen. Eine Übertragung der Larven von Wirt zu Wirt ist nicht möglich.
Pathogenese
Larven infestieren am Wirt bevorzugt dünnhäutige Körperstellen, z.B. beim Hund und bei der Katze an den Pfoten zwischen den Zehen, in der Inguinalgegend, an den Augenbögen und am Nasenrücken. Beim Rind werden die Milben häufig an der unteren Schwanzfläche und an der Schenkelinnenfläche beobachtet. Beim Schaf und bei der Ziege breiten sie sich bevorzugt am Nasenrücken, an den Augenbögen und an den Ohren aus.
Mithilfe der Cheliceren durchtrennen die Larven das Stratum corneum. Unter der Einwirkung von Speicheldrüsensekreten entsteht ein tief reichendes hyalines Rohr (Stylostom). Durch dieses saugen die Larven dann das extraintestinal verflüssigte Gewebe und teilweise auch Blut.
Klinik
Die von den Larven während des Saugaktes verursachten winzigen Läsionen sowie der abgesonderte Speichel können mittel- bis hochgradige Hautreaktionen verursachen: mäßiger bis fast unerträglicher Juckreiz, Erytheme, Quaddeln, Pusteln, Krusten, sekundäre Alopezie, Exkoriationen infolge intensiven Kratzens, gelegentlich auch Krämpfe oder epileptiforme Anfälle.
Die Symptome können auch noch Tage nach dem Abfallen der Larven weiterbestehen.
Diagnose
Ein Befall mit Trombicula wird anhand der Anamnese (Jahreszeit, Aufenthalt in Endemiegebieten), dem klinischen Bild (Juckreiz, Hautirritationen) und dem makroskopischen sowie mikroskopischen Nachweis der roten Larven diagnostiziert.
Therapie
Da die Dermatitis oftmals nach einigen Tagen (nach dem Abfallen der Larven) von selbst ausheilt, reicht eine palliative Behandlung in den meisten Fällen aus. Sollten noch Milben am Wirtstier nachweisbar sein, sollte eine medikamentöse Therapie in Erwägung gezogen werden. Hierzu eignen sich bei Hunden und Katzen verschiedene Akarizide, wie z.B. Fipronil oder Selamectin sowie Permethrin-Pyriproxifen-Kombinationen.
Bedeutung für den Menschen
Trombicula-Larven können auch den Menschen befallen (bevorzugt distal am Bein, proximaler Oberschenkel, Taille). In Europa fungieren Trombicula-Arten nicht als Vektor, jedoch können sie in Ost- und Südasien Rickettsia tsutsugamushi sowohl auf Nagetiere, als auch auf Insektenfresser und Menschen übertragen (Tsutsugamushi-Fieber).
Literatur
- Eckert, Johannes, Friedhoff, Karl Theodor, Zahner, Horst, Deplazes, Peter. Lehrbuch der Parasitologie für die Tiermedizin. 2., vollständig überarbeitete Auflage. Enke-Verlag, 2008.