Spinosad
Handelsname: Trifexis® (Kombipräparat mit Milbemycinoxim)
Englisch: Spinosad
Definition
Spinosad ist ein Arzneimittel, das in der Veterinärmedizin als Ektoparasitikum und in der Landwirtschaft als Pflanzenschutzmittel verwendet wird.
Chemie
Spinosad ist ein natürlich vorkommendes Gemisch aus den makrozyklischen Laktonen Spinosyn A und Spinosyn D. Beide Stoffe sind Fermentationsprodukte des Aktinomyzeten Saccharopolyspora spinosa und bilden eine neue Klasse der Insektizide.
Spinosyne sind Makrolide, die aus einem tetrazyklischen Ringsystem bestehen und einen Aminozucker (D-Forosamide) sowie einen neutralen Zucker (Tri-O-Methyl-L-Rhamnose) angehängt haben.
Klassifizierung
Spinosad stellt eine eigene Klasse der Ektoparasitika dar, die funktionell den Chlornicotinoiden ähneln. Sie wirken als Agonisten der nikotinergen Acetylcholinrezeptoren und greifen so aktiv in die Reizleitung ein.
Wirkmechanismus
Da Spinosad nur wenig und sehr langsam die Kutikula der Insekten penetriert, wirkt es gegenüber Flöhen als Fraßgift und weniger als Kontaktgift. Als schnell wirksames Fraßgift verursacht es eine permanente Aktivierung der nikotinergen Acetylcholinrezeptoren mit gleichzeitiger Verlängerung der acetylcholinergen Reaktion unwillkürlicher Muskelkontraktionen. In weiterer Folge treten Prostration mit Tremor und Paralyse ein, die letztendlich zum Tod der Insekten führen.
Die endgültige Wirkmechanismus von Spinosad ist bis dato (2019) noch nicht vollständig geklärt. Man geht davon aus, dass es an einer ander α-Untereinheit des nikotinergen Acetylcholinrezeptors bindet wie z.B. Imidacloprid und Nitenpyram. Da Spinosad zusätzlich einen Effekt auf die GABA-Neurotransmission zeigt, wird wahrscheinlich eine verlängerte Öffnung der Chloridkanäle an den GABA-kontrollierten Chloridkanälen bewirkt. Dies führt zu einer Hyperpolarisation der Membranen, wodurch eine Potenzierung der flohabtötenden Wirkung erzielt wird.
Spinosad entfaltet bereits 30 Minuten nach oraler Applikation eine effektive Wirkung. Nach einer Stunde beträgt die Wirksamkeit rund 64 %, wobei zwischen 4 und 48 Stunden die volle Wirkung eintritt. Aufgrund der rasch einsetzenden Wirkung verhindert Spinosad die Eiablage der Flöhe, sodass es zu einer nahezu 100 %igen Reduktion der Eiproduktion kommt. Dadurch wird eine Unterbrechung des Lebenszyklus der Flöhe im Haushalt bewirkt, die letztendlich zur vollständigen Flohbekämpfung führt.
Pharmakokinetik
Spinosad wird nach oraler Applikation schnell absorbiert und rasch im Gewebe verteilt. Die maximale Plasmakonzentrationen sind stark dosisabhängig und werden nach 2 bis 4 Stunden erreicht. Die Bioverfügbarkeit liegt bei rund 70 % und kann durch eine gleichzeitige Futtergabe erhöht werden.
Spinosad wird rasch metabolisiert, indem es mit Glutathion konjugiert wird. Die Exkretion erfolgt zum Großteil (80 %) über den Kot, wobei davon rund 70 % innerhalb der ersten 24 Stunden nach der Applikation ausgeschieden werden. Ein geringer Teil wird auch über den Urin ausgeschieden.
Indikation
Tier | Parasiten |
---|---|
Hund | Ctenocephalides spp., Rhipicephalus sanguineus |
Rind | Linognatus vituli, Bovicola bovis, Solenopotes capillatus, Haematobia irritans |
Schaf | Bovicola bovis, Lucilia cuprina |
Mensch | Pediculus humanus capitis |
Dosierung
Tier | Anwendung | Parasit | Dosis |
---|---|---|---|
Hund | oral | Flöhe | 45-70 mg/kgKG mit Futter |
30-45 mg/kgKG in Kombination mit 0,5-0,75 mg/kgKG Milbemycinoxim, monatlich | |||
Zecken | 50-100 mg/kgKG, monatlich | ||
Rind | dermal/topisch | Läuse | 1,9 l einer 0,04 %igen wässrigen Lösung (≙ 756 mg/Rind) |
2,0 mg/kgKG als Pour-on, 2-Monats-Therapie | |||
Schaf | dermal/topisch | Läuse | 25 ppm als wässrige Suspension (25 mg/l Wasser), 3-Monats-Therapie |
Hinweis: Diese Dosierungsangaben können Fehler enthalten. Ausschlaggebend ist die Dosierungsempfehlung in der Herstellerinformation.
Kontraindikation
Spinosad darf nicht in Kombination mit Ivermectin verabreicht werden. Aufgrund der Interaktion beider Wirkstoffe führt Spinosad zu einer erhöhten Plasmakonzentration von Ivermectin und gleichzeitiger Hemmung der Blut-Hirn-Schranke, was die Gefahr einer Ivermectinintoxikation drastisch erhöht.
Spinosad darf nicht bei Tieren mit Epilepsie angewendet werden, da es die Schwelle zur Krampfauslösung erniedrigen kann. Besondere Vorsicht gilt auch bei trächtigen sowie laktierenden Tieren.
Ebenso sollte keine Anwendung bei Tieren unter 14 Wochen und einem Körpergewicht von unter 3,9 kg erfolgen.
Unerwünschte Arzneimittelwirkung
Als häufigste Nebenwirkung bei Hunden wird Erbrechen beobachtet. Die Inzidenz, dass ein Tier erbricht, steigt im Dosisbereich von 30-90 mg/kgKG. Weitere Nebenwirkungen sind Durchfall, Anorexie und verminderter Appetit sowie Lethargie.
Obwohl Spinosad ein Substrat des P-Glykoproteins ist (ähnlich wie die Avermectine), verursacht es keine toxischen Erscheinungen bei Hunden mit einem MDR1-Gendefekt (z.B. Collies und Mischlinge).
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