Rhipicephalus sanguineus
von griechisch: rhipis - Fächer; kephale - Kopf; von lateinisch: sanguineus - blutig, blutrot
Synonym: Braune Hundezecke
Englisch: brown dog tick, kennel tick
Definition
Rhipicephalus sanguineus, auch bekannt als Braune Hundezecke, ist eine zur Gattung Rhipicephalus gehörende Schildzecke (Ixodidae).
Taxonomie
- Stamm: Arthropoda
- Unterstamm: Amandibulata
- Klasse: Arachnida
- Unterklasse: Acari
- Überordnung: Parasitiformes
- Ordnung: Ixodida
- Familie: Ixodidae
- Unterfamilie: Rhipicephalinae
- Gattung: Rhipicephalus
- Unterfamilie: Rhipicephalinae
- Familie: Ixodidae
- Ordnung: Ixodida
- Überordnung: Parasitiformes
- Unterklasse: Acari
- Klasse: Arachnida
- Unterstamm: Amandibulata
Erreger
Die Männchen und Weibchen von Rhipicephalus sanguineus sind in etwa gleich groß und messen zwischen 3 und 4 mm. Vollgesaugte Weibchen hingegen erreichen eine Größe von bis zu 10 mm. Das charakteristische Merkmal dieser rötlich- oder schwarzbraunen Schildzecke ist ein breites, sechseckiges Basis capituli. Der Parasit besitzt zusätzlich kurze Mundwerkzeuge, die kurz entwickelte Pedipalpen tragen. Weibchen zeigen ein rundliches, mit Eindellungen versehenes, nicht ornamentiertes Scutum sowie einen deutlichen Fortsatz auf den Coxae des ersten Beinpaares. Die Analfurche verläuft bei Rhipicephalus sanguineus hinter dem Anus.
Die Nymphen können bis zu 1,6 mm lang werden und sind morphologisch weitgehend mit den kleinen weiblichen Imagines identisch. Anhand der deutlich schlankeren Pedipalpen können beide Stadien voneinander unterschieden werden.
Wirtsspektrum
Rhipicephalus sanguineus besitzt ein breites Wirtsspektrum, das sowohl große als auch kleine Säugetiere sowie den Menschen umfasst. Hunde sind jedoch für alle Entwicklungsstadien der bevorzugte Wirt. In endemischen Gebieten können auch Katzen von Rhipicephalus sanguineus befallen sein.
Entwicklungszyklus
Die Zecke entwickelt sich über drei Stadien von der sechsbeinigen Larve zur Nymphe zur ausgewachsenen Zecke (Imago). Alle Entwicklungsstadien laufen bevorzugt bei warmen Temperaturen im Spektrum von 25 bis 30 °C ab. Bei optimalen Temperaturen läuft die Entwicklung schneller ab, bei niedrigeren Temperaturen unter 20 °C kommt die Entwicklung zum Stillstand. So dauert ein kompletter Entwicklungszyklus bei optimalen Bedingungen 60 bis 70 Tage, kann aber auch deutlich länger als ein Jahr dauern. In kälteren Klimazonen kann sich die Zecke nur innerhalb der wärmeren, häuslichen Umgebung entwickeln.
Epidemiologie
Ursprünglich stammt die braune Hundezecke aus dem Mittelmeerraum und Afrika. Von dort ist sie - gemeinsam mit den Wirten - teils auch in gemäßigtere Klimazonen gelangt. Obwohl sie sich in Nordeuropa im Freien nicht vermehren kann, kommt es gelegentlich zum Aufbau von lokalen Populationen. Beispielsweise kann dies geschehen, indem sich Zecken, die mit dem Hund aus einem Urlaubsland zurück gekommen sind, innerhalb des Hauses vermehren.
Im Mittelmeerraum sind die Schildzecken in der freien Natur meistens zwischen März und Oktober aktiv.
Klinik
An den durch den Biss verursachten Läsionen kann es zu Schwellungen und teils ausgeprägten sekundären Effloreszenzen wie Ulzerationen und Dermatitiden kommen. Die ersten beiden Entwicklungsstadien befallen bevorzugt die Halsregion. Adulte Zecken können dem Wirt bis zu 0,5 ml Blut entziehen, so dass auch eine konsekutive Anämie möglich ist. An den Bissstellen kann es zu Alopezie und Pruritus kommen. Stark befallene oder besonders empfindliche Individuen können deshalb durch starke Unruhe auffallen.
Neben den milden lokalen Entzündungsreaktionen kann Rhipicephalus sanguineus vor allem als Vektor verschiedene Krankheitserreger übertragen.
Therapie
Betroffene Tiere sollten gründlich abgesucht werden, so dass auch frühe Entwicklungsstadien aufgefunden werden können. Zecken sollten vollständig von der Haut des Wirts entfernt werden. Im Handel werden verschiedene geeignete Pinzetten angeboten. Eine Behandlung kann mit verschiedenen Ektoparasitika erfolgen, auch dann sollten sichtbare Stadien immer möglichst schnell vom Wirt entfernt werden.
Beim Hund ist z.B. Fipronil als Wirkstoff zugelassen, der in Form von Spot-ons, Sprays oder auch in Kombination mit anderen Wirkstoffen appliziert werden kann. Die Dosierung bei Fipronil beträgt 6,7 mg/kgKG als Spot-on oder 7,5-15 mg/kgKG als Spray-Formulierung. Um längerfristig einen Schutz gegen Zecken gewährleisten zu können, eignen sich Deltamethrin-haltige Halsbänder oder Halsbänder mit Flumethrin und Propoxur. Die Wirkdauer beträgt hier zwischen 24 und 28 Wochen.
Hinweis: Diese Dosierungsangaben können Fehler enthalten. Ausschlaggebend ist die Dosierungsempfehlung in der Herstellerinformation.
Prophylaxe
Auf die Vorbeugung von Zeckenbefällen ist vor allem aufgrund ihrer Rolle als Vektor bei der Übertragung verschiedener Krankheiten besonderes Augenmerk zu richten. Für Hunde und Freigänger-Katzen ist unbedingt ein vorbeugender Schutz zu empfehlen. Es stehen zahlreiche verschiedene Wirkstoffe und Formulierungen zur Verfügung. Wirkstoffe können beispielsweise als Spot-on oder in Form von Halsbändern, die den Wirkstoff kontinuierlich abgeben, angewandt werden.
Die Umgebung des Tieres (beispielsweise Korb, Zwinger, bevorzugte Liegeplätze) sollte gründlich nach verschiedenen Stadien abgesucht und ggf. ebenfalls mit einem passenden Mittel gegen Zecken behandelt werden. Generell sollten Hunde nach jedem Spaziergang in gefährdender Umgebung gut abgesucht werden, so dass eventuell vorhanden Zecken direkt abgesammelt werden können.
Bedeutung für den Menschen
Rhipicephalus sanguineus kann beim Menschen als Vektor für Erreger einer Ehrlichiose, Babesiose oder Hepatozoonose fungieren.
Literatur
- Schnieder, Thomas (Herausgeber), Boch, Josef, Supperer, Rudolf (Begründer). Veterinärmedizinische Parasitologie. 6., vollständig überarbeitete und erweiterte Auflage. Parey-Verlag, 2005.
- Hinney, Barbara, Joachim, Anja, Silbermayr, Katja. Vademecum der klinischen Parasitologie. Ekto- und Endoparasiten bei Hund und Katze. Bayer.
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