Ehrlichiose
Definition
Unter der Ehrlichiose versteht man eine akute febrile Infektion mit obligat intrazellulären Bakterien der Familie Anaplasmataceae.
Ätiologie
Ehrlichiosen werden im engeren Sinne durch Bakterien der Gattung Ehrlichia verursacht. Meist werden jedoch die Erkrankungen durch eng verwandte Bakterien der Gattungen Anaplasma, Wolbachia, Neorickettsia sowie durch Candidatus Neoehrlichia dazugezählt.
Einteilung
Folgende Krankheitsbilder werden unterschieden:
- humane monozytäre Ehrlichiose durch Ehrlichia chaffeensis
- Ewingii-Ehrlichiose durch Ehrlichia ewingii
- Ehrlichiose durch Ehrlichia muris eauclairensis
- Sennetsu-Fieber durch Neorickettsia sennetsu
- humane granulozytäre Anaplasmose durch Anaplasma phagocytophilum (und Anaplasma capra)
- Neoehrlichiose durch Candidatus Neoehrlichia mikurensis
Pathogenese
Die Ehrlichien leben in Wirbeltieren und werden durch Zecken übertragen. Der Inokulation nach einem Zeckenstich folgt die hämatogene Ausbreitung in die retikulohistiozytären Organe. In diesen Organen befallen sie hämatopoetische Zellen: Ehrlichia chaffeensis und Ehrlichia muris eauclairensis befallen überwiegend mononukleäre Phagozyten, wobei sie innerhalb der betroffenen Phagozyten in Vakuolen liegen und sich dort zu Mikrokolonien, die auch als Morula bezeichnet werden, vermehren. Ehrlichia ewingii, Anaplasma phagocytophilum und Candidatus Neoehrlichia mikurensis infizieren neutrophile Granulozyten.
Eine Ausnahme bildet Neorickettsia sennetsu: Das Bakterium lebt in Trematoden, die Wasserschnecken, Fische und Insekten befallen. Das Sennetsu-Fieber entsteht durch Verzehr von kontaminiertem, rohem Fisch und ähnelt der infektiösen Mononukleose.
Wolbachien spielen im Zusammenhang mit humanen Filariosen eine Rolle.
Klinik
Die Inkubationszeit beträgt etwa 7-11 Tage. Viele Infektionen verlaufen klinisch ohne Symptome, wobei es jedoch bei Abwehrschwäche zu Fieber und Schüttelfrost sowie Arthralgien, Myalgien, Kopfschmerzen und Übelkeit kommen kann.
Als Komplikation können Sepsis, eine Pneumonie und Symptome im ZNS auftreten.
Letale Verläufe sind selten.
Labormedizin
Material
- 1 ml Serum (Antikörper)
- 1 ml EDTA-Blut (Mikroskopie, PCR)
Nachweis
Im Blutbild sieht man eine Leukozytopenie und eine Thrombozytopenie, die von erhöhten Leberwerten und einem erhöhten CRP begleitet werden. Ein molekularbiologischer sowie ein serologischer Nachweis sind möglich. In der Serologie sprechen hohe Titer für eine frische Infektion, ein Titeranstieg um 2 Stufen ist beweisend.
Therapie
Eine Infektion wird mit Chinolonen, Tetrazyklinen oder Rifampicin über ca. zwei Wochen behandelt.
Quellen
Laborlexikon.de; abgerufen am 11.02.2021