Pankreaslipase
Synonyme: Steapsin, (pankreatische) Triacylglycerol-Lipase
Englisch: pancreatic triacylglycerol lipase, PTL
Definition
Die Pankreaslipase ist ein vom exokrinen Anteil des Pankreas sezerniertes Enzym, welches nach Abgabe im Duodenum zur Verdauung von Fetten aus der Nahrung dient (siehe auch: Lipase).
In der Labormedizin hat die Konzentration der Pankreaslipase im Serum diagnostische Bedeutung und gilt als spezifischer Marker für eine Pankreatitis.
Physiologie
Pankreaslipase wird in den Acinuszellen des Pankreas produziert und zu mehr als 99% in das Gangsystem abgegeben. Sie spaltet Triglyceride in Form von Mizellen in Gegenwart von Coenzymen zu Fettsäuren, Monoacylglycerinen und Glycerin. Pankreaslipase ist in Gegenwart von Ca2+ und einer Colipase aktiv, die unter Einwirkung von Trypsin aus Procolipasen des Pankreassafts gebildet wird.
Geringe Mengen der Lipase treten physiologisch in das Blut über und unterliegen dort der glomerulären Filtration und Rückresorption im Tubulussystem. Bei gestörter Nierenfunktion (Niereninsuffizienz, ab etwa 2,5 mg/dl Kreatinin im Serum) können so auch leichte Anstiege der Pankreaslipase-Konzentration im Serum vorkommen.
Die biologische Halbwertszeit der Pankreaslipase beträgt etwa 4 bis 17 Stunden.
Labormedizin
Die Pankreaslipase sollte diagnostisch bestimmt werden bei:
- Verdacht auf akute Pankreatitis
- Verlaufskontrolle und Rezidiv der chronischen Pankreatitis
- unklaren Oberbauchbeschwerden
Bei der Diagnostik der Pankreatitis kann die Alpha-Amylase mitbestimmt werden, da beide Werte zusammen betrachtet eine höhere Spezifität gewährleisten. In der Regel ist die Bestimmung der Pankreaslipase ausreichend.
Im Rahmen einer akuten Pankreatitis steigt die Konzentration der Pankreaslipase innerhalb von 6 Stunden auf das bis zu 80-fache des Referenzbereichs. Die Werte normalisieren sich im Verlauf erst nach etwa 10 Tagen und weisen keinen eindeutigen Zusammenhang zum Schädigungsausmaß und zur Verlaufsprognose der Erkrankung auf.
Weitere Erkrankungen, die zur Erhöhung der Pankreaslipase-Konzentration im Serum führen können sind:
- Ulcus ventriculi
- Ulcus duodeni
- Ileus
- Cholezystitis
- Divertikulitis des Duodenums
- Virale Hepatitis
- Sarkoidose (Pankreasbeteiligung)
- Typhus
- Mumps
- Diabetische Ketoazidose
Die bei den oben genannten Erkrankungen beobachteten Anstiege der Konzentration sind jedoch viel geringer ausgeprägt (bis zu 5-fach) als bei einer Pankreatitis.
Eine iatrogene Erhöhung der Serumlipase kann durch Behandlung mit Opiaten oder nach retrograder Pankreatikographie auftreten.
Präanalytik
Pankreaslipase im Serum ist bei Raumtemperatur ca. 1 Woche stabil, gekühlt noch länger. Die Messung ist mit üblichen Labormethoden auch aus Heparin- und EDTA-Plasma möglich.
Reagenzien für die Fettstoffwechsel-Diagnostik (Triglyceride, Cholesterin) enthalten Lipasen. Durch Kontamination bei der Messung auf automatischen Photometern kann die Lipase-Konzentration falsch hoch gemessen werden, wenn kurz davor Cholesterin- und Triglycerid-Bestimmungen gelaufen sind. Im Labor sind spezielle Maßnahmen vorgesehen, um diesen Störfaktor auszuschließen (Programmierung der Geräte, Spülung mit Dekontaminationslösung).
Referenzbereich
Als Referenzbereich für die Konzentration der Pankreaslipase im Serum gilt:
- 30-60 U/l
Für Kinder liegt der obere Normwert bei 30-40 U/l.
um diese Funktion zu nutzen.