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Synonyme: Kropf, Schilddrüsenvergrößerung, Satthals, Schilddrüsenhyperplasie
Englisch: struma, goiter, goitre
Als Struma bezeichnet man eine Vergrößerung der Schilddrüse über die Obergrenze ihres alters- und geschlechtsspezifischen Referenzbereiches. Das Vorhandensein einer Struma sagt zunächst nichts über die Aktivität der Schilddrüse (Euthyreose, Hypothyreose oder Hyperthyreose) aus.
Das Gegenteil der Struma ist eine Schilddrüsenatrophie.
Die Obergrenze des normalen Schilddrüsenvolumens liegt für erwachsene Frauen bei 18 ml, für erwachsene Männer bei 25 ml.
Die Struma ist weltweit die am weitesten verbreitete Endokrinopathie. Zu ihrer Entwicklung können verschiedene Ursachen führen. Die häufigsten sind der Mangel an Spurenelementen wie Jod, Selen oder Eisen, entzündliche Schilddrüsenerkrankungen (Autoimmunthyreopathien) und "strumigene" Medikamente und Toxine. In Ländern mit sehr hoher Jodversorgung wie Japan kann auch ein Überschuss an Jod auf dem Wege über einen Wolff-Chaikoff-Effekt und einen Plummer-Effekt zur Entwicklung einer Struma führen.
Pathophysiologisch kommt es durch einen Jodmangel zu einer erhöhten TSH-Freisetzung. Das TSH vermittelt eine Hypertrophie (wahrscheinlich auch eine Hyperplasie) des Schilddrüsengewebes. Vermutlich spielen auch Wachstumsfaktoren wie EGF und IGF-1 in der Strumabildung eine Rolle.
Bei der körperlichen Untersuchung kommen Inspektion (Strumagrad), Palpation (Verschieblichkeit, Gewebekonsistenz) und ggf. Auskultation zum Einsatz.
Zur genauen Bestimmung der Größe sowie zur Untersuchung der Binnenstruktur ist die Sonographie das Mittel der ersten Wahl.
Laborchemische Untersuchungen zeigen den aktuellen Hormonstatus und sind zur Diagnosesicherung unerlässlich. Bestimmt werden:
Zur funktionellen Diagnostik kann eine Schilddrüsenszintigraphie (z.B. mit Natrium-99mTechnetium-Pertechnetat oder 123Iod) durchgeführt werden.
Eine Biopsie mit Feinnadelpunktion kann zur genauen histologischen Diagnostik bei Malignitätsverdacht indiziert sein.
Die Behandlung richtet sich nach der Ursache und dem Schweregrad der Struma. Die häufige Jodmangelstruma kann durch eine hinreichende Substitution mit Jod (100 - 200 µg/Tag), bei Erfolglosigkeit auch durch eine zusätzliche Behandlung mit Thyroxin (in nicht TSH-suppressiver Dosis, ca. 50 µg/Tag) therapiert werden.
Die multizentrische vierarmige LISA-Studie konnte zeigen, dass die Kombinationstherapie aus Levothyroxin und Jodid zu einer signifikanten Reduktion sowohl des Schilddrüsenvolumens als auch des Knotenvolumens führt.[1]
Strumen bei Autoimmunthyreopathien sprechen nicht auf eine Jodsubstitution an. Im Rahmen eines Morbus Basedow kommt es oft zu einer spontanen Rückbildung. In therapieresistenten Fällen ist meist eine definitive Therapie mittels Operation oder Radiojodtherapie erforderlich. Letztere sollte bei Morbus Basedow wegen der möglichen Entwicklung einer endokrinen Orbitopathie nur unter zusätzlicher Gabe von Steroiden erfolgen.
Bei jodinduzierter Struma und polyzystischer Schilddrüsenerkrankung besteht die Therapie im Gegenteil in der Einführung einer jodarmen Ernährung.
Eine definitive Therapie ist bei jeglichem Malignitätsverdacht und bei Autonomien erforderlich. Bei einer Schilddrüsenautonomie besteht die definitive Therapie der Wahl in der funktionserhaltenden Radiojodtherapie, bei bestehendem Verdacht auf ein Schilddrüsenkarzinom in der Operation (und, je nach Tumorstadium in ergänzenden Maßnahmen wie hochdosierter Radiojodablation und TSH-suppressiver Hormontherapie).
Bei älteren Patienten mit einer multinodulären Struma sollte eher ein abwartendes Vorgehen bevorzugt werden.[2]
Tags: Schilddrüse, Struma, Thyreologie
Diese Seite wurde zuletzt am 16. November 2020 um 12:20 Uhr bearbeitet.
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PD Dr. med. Johannes W. Dietrich
Arzt | Ärztin