Sarkoid (Pferd)
Synonym: Equines Sarkoid
Englisch: equine sarcoid
Definition
Als Sarkoid bezeichnet man einen Tumor beim Pferd, der aus Fibroblasten hervorgeht.
Ätiopathogenese
Sarkoide sind die häufigsten Tumore bei Pferden. Als prädisponierend gelten zum einen Infektionen mit dem bovinen Papillomavirus Typ 1 und 2, wobei eine Übertragung durch Insekten wahrscheinlich ist. Neben BPV1/2 wurden in Einzelfällen auch andere Papillomaviren wie BPV13 und OaPV2 in equinen Sarkoiden nachgewiesen. Die klinische Relevanz dieser Viren ist jedoch noch unklar und Gegenstand aktueller (2025) Forschung.[1]
Weitere Faktoren sind Genetik, Traumata und Immunstatus des Pferdes. Von einer Rasseprädisposition bei Appaloosas, Quarter Horses und Arabern wurde ebenso berichtet.
Formen
Sarkoide können einzeln vorkommen, jedoch kann ein Pferd auch mehrere Hundert Tumore aufweisen. Häufig sind die Tumore an den Gliedmaßen, am Kopf und am Bauch vorzufinden. Es können verschiedene Formen unterschieden werden.
Okkultes Sarkoid
Okkulte Sarkoide sind sehr oberflächlich und durch schuppige, verdickte Haut charakterisiert. Prädilektionsstellen sind unter anderem perioral, am Hals, um die Augen, in der Achselhöhle, in der Leistengegend, am Präputium und an den Oberarmen bzw. -schenkeln. Nach Traumatisierung können okkulte Sarkoide schnell zu aggressiven fibroblastischen Sarkoiden entarten.
Verruköses (warziges) Sarkoid
Verruköse Sarkoide zeigen sich hyperkeratotisch, blumenkohlähnlich oder warzig. Sie treten häufig im Gesicht, Achseln, Leistengegend, Präputium und am Kronsaum auf. Diese Form wächst in der Regel langsam, kann jedoch nach Traumatisierung entarten und ein aggressives Wachstum zeigen.
Noduläres Sarkoid
Noduläre Sarkoide kommen vor allem periokulär, am Präputium und in der Leistengegend vor. Es handelt sich meist um knotige, feste Läsionen. Nach Traumatisierung können noduläre Sarkoide sehr schnell wachsen.
Fibroblastisches Sarkoid
Fibroblastische Sarkoide sind ulzeriert und gleichen überschießendem Granulationsgewebe nach einem Trauma. Sie kommen periokulär, an den Achseln, Beinen, in der Leiste und an Traumastellen vor. Okkulte, verruköse und noduläre Sarkoide können sich nach Traumatisierung zur fibroblastischen Form entwickeln.
Malignes Sarkoid
Maligne Sarkoide treten häufig in der Achselhöhle, an der Innenseite des Oberschenkels oder im Gesicht auf. Sie sind durch ein aggressives und lokal invasives Auftreten charakterisiert, wobei häufig auch die Lymphgefäße infiltriert werden.
Gemischte Form
Häufig treten mehrere der genannten Formen gleichzeitig bei einem Pferd auf.
Diagnostik
Anhand des klinischen Bildes kann meist eine Verdachtsdiagnose gestellt werden. Es sollte jedoch zur sicheren Diagnose immer eine Hautbiopsie (Exzisionsbiopsie) durchgeführt werden, da die verschiedenen Sarkoidformen vielen gutartigen Differentialdiagnosen sehr ähnlich sein können. Die Durchführung einer Feinnadelbiopsie, einer Teilresektion oder das Ausstanzen wird nicht empfohlen, da sie zur Entartung des Tumors führen kann.
Falls sich der Besitzer jedoch bereits im Vorhinein gegen eine Therapie entscheidet, sollte auch auf eine etwaige Beprobung des Tumors verzichtet werden. Die Traumatisierung durch die Biopsie kann häufig dazu führen, dass bis dato gutartige Läsionen entarten und aggressiv wachsen.
Alternativ kann eine PCR-Untersuchung von Hautschuppen oder Tumorexsudat durchgeführt werden, um die DNA von BPV1 bzw. BPV2 nachzuweisen.[2]
Differentialdiagnosen
Je nach Sarkoidform kommen einige Differentialdiagnosen in Frage:
- okkultes Sarkoid: bakterielle Follikulitis, Dermatophytose
- verruköses Sarkoid: Papillomatose
- noduläres, fibroblastisches und malignes Sarkoid: infektiöse Granulome, andere Neoplasien
Therapie
Es gibt mehrere Therapiemöglichkeiten, wobei es bisher (2025) noch keine ideale Behandlungsoption gibt. Bei gutartigen Läsionen, die an Lokalisationen auftreten, an denen Traumatisierungen unwahrscheinlich sind, ist der Verzicht auf Biopsie und Behandlung durchaus eine Möglichkeit. Sarkoide sind jedoch immer potenzielle infiltrative Tumore, daher sollte der Verzicht der Therapie sorgfältig mit dem Besitzer diskutiert werden.
Mögliche Behandlungsoptionen sind unter anderem:
- Exzision: es sollte auf eine möglichst großflächige Exzision ohne direkte Manipulation des Tumors geachtet werden
- Kryotherapie: wurde bereits erfolgreich angewendet, der Nachteil ist eine lange Wundheilungszeit
- CO2-Laser: wurde erfolgreich zur Entfernung von Läsionen verwendet und war mit weniger Komplikationen (z.B. Schwellungen) verbunden
- Chemotherapie: Injektionen mit Cisplatin oder mit Fluorouracil
- Radiotherapie: wird derzeit (2025) nur an wenigen Kliniken in Deutschland angeboten
- Aciclovir: tägliche lokale Therapie, wird derzeit (2025) nicht empfohlen, da die Wirksamkeit nicht nachgewiesen werden konnte[3]
Prognose
Die Prognose ist je nach Anzahl und Form der Tumore vorsichtig bis schlecht. Bei einem Pferd, das einmal Sarkoide hatte, sind lebenslang neue Läsionen zu erwarten.
Literatur
- Brehm et al., Hrsg. Handbuch Pferdepraxis. 4., vollständig überarbeitete und erweiterte Auflage. Stuttgart: Enke Verlag; 2016
Quellen
- ↑ De Falco et al. Molecular Detection and Quantification of Ovine Papillomavirus DNA in Equine Sarcoid. Transboundary and Emerging Diseases. 1: 6453158. 2024
- ↑ Koppe et al. Der klinische Fall: Behandlung eines Equinen Sarkoids bei einem Warmblutwallach mittels Strahlentherapie nach chirurgischer Entfernung. pferde spiegel. 26(02):73-82. 2023
- ↑ Haspeslagh et al. Topical use of 5% acyclovir cream for the treatment of occult and verrucous equine sarcoids: a double-blinded placebo-controlled study. BMC Veterinary Research. 13: 296. 2017