Pyometra (Katze)
von altgriechisch: pyon - Eiter; metra - Gebärmutter
Synonyme: eitrige Gebärmutterentzündung, purulente Gebärmutterentzündung, purulente Endometritis
Definition
Als Pyometra bezeichnet man bei der Katze eine purulente Entzündung des Uterus (Gebärmutter) mit Ausbildung typischer Symptome.
Vorkommen
Ätiologie
Die eitrige Entzündung wird durch Bakterien hervorgerufen, die gegen Ende der Rolligkeit (Östrusphase) in den Uterus aszendieren. Mögliche Auslöser einer Pyometra sind:
- ovariale Dysfunktion (verschobenes Progesteron-Östrogen-Verhältnis)
- endometriale Immuninsuffizienz
- hoher Infektionsdruck
- Aberrationen in den Öffnungs- und Verschlussmechanismen der Zervix
Pathogenese
Aus unterschiedlichen Gründen kommt es am Ende der Rolligkeit zu einer aufsteigenden bakteriellen Besiedlung des Uterus. Aufgrund des Einflusses von Progesteron wird die Sekretion der Uterindrüsen gesteigert, wobei gleichzeitig auch die lokale Abwehr vermindert ist, sodass eine rasche Vermehrung der Pathogene begünstigt wird. Liegen gleichzeitig ovarielle Störungen, eine lokale Immunschwäche oder begleitende Uropathien vor (z.B. glandulär-zystische Endometriumhyperplasie), kommt es letztendlich zu einer akuten purulenten Entzündung des Endometriums und der Uterindrüsen. In weiterer Folge füllt sich das Uteruslumen allmählich mit eitrigem Sekret, was zum klinischen Bild der Pyometra führt. Das Hauptproblem besteht in der massiven Exsudation bei zunächst geschlossener Zervix. Die Erkrankung wird daher häufig erst in den ersten 4 bis 6 Wochen nach der Rolligkeit mit anschließender Progesteronphase klinisch manifest.
Eine Pyometra wird durch eine bereits bestehende glandulär-zystische Endometriumhyperplasie sowie einer Behandlung mit Progestagenen (z.B. zur Rolligkeitsunterdrückung) begünstigt.
Klinik
Das klinische Bild ähnelt stark einer Endometritis. Abhängig vom Schweregrad kommt es zur systemischen Streuung der Bakterien und zur Ausbildung einer Endotoxämie mit Apathie, Anorexie, Depression, Fieber (> 39,5 °C) und Tachykardie (HF > 200/min). Im weiteren Verlauf treten Sepsis und Schock auf.
Klassifikation
Die Pyometra wird klinisch unterschieden in:
- offene Pyometra
- geschlossene Pyometra
Bei der offenen Pyometra fließt der Eiter ab und das Allgemeinbefinden bessert sich spontan. Bei der geschlossenen Pyometra hingegen kann der Eiter aufgrund der geschlossenen Zervix nicht ungehindert abfließen, sodass es zu einer zunehmenden Ausdehung des Uterus mit Störungen des Allgemeinbefindens kommt. Die Uteruswand kann rupturieren und einen fulminanten Krankheitsverlauf verursachen.
Diagnose
Die Verdachtsdiagnose ergibt sich aus der Anamnese (Ende der Rolligkeit, nullipare Katze) und klinischen Untersuchung. Die Diagnose wird letztendlich anhand der Klinik, dem Ultraschallbefund und den Befunden der Blutuntersuchung (Leukozytose mit degenerativer Linksverschiebung, Hypoglykämie, Bilirubinämie u.ä.) gesichert.
Trotz der ähnlichen Klinik unterscheidet sich die Pyometra hinsichtlich der Veränderungen der Uteruswand deutlich von einer Endometritis. Eine Pyometra ohne glandulär-zystische Hyperplasie weist normale Uterindrüsen und ein physiologisches (selten sogar atrophisches) Endometrium auf. Die entzündlichen Veränderungen des Endometriums sind schwächer ausgeprägt als bei einer Endometritis.
Therapie
Bei der Pyometra kann zwischen zwei Therapiemöglichkeiten unterschieden werden - abhängig vom Allgemeinbefinden und Alter der Katze und vom Verwendungszweck (Zuchttier):
- chirurgische Intervention (Ovariohysterektomie)
- konservative Behandlung (medikamentös)
Für die konservative Therapie stehen das Antigestagen Aglepriston und PGF2α zur Verfügung. Der Einsatz von Aglepriston (10 bis 15 mg/kgKG s.c. 2x im Abstand von 24 Stunden) ist aufgrund der geringen Nebenwirkungen und der hohen Effizienz vorzuziehen. Der Wirkstoff kann auch bei einer geschlossenen Pyometra angewendet werden. Aufgrund der hohen Affinität des Antigestagens zu den Progesteronrezeptoren in der Uteruswand wir das Gestagen verdrängt. Infolge dessen wird die Progesteronwirkung ausgeschaltet und eine myometriale Kontraktion ermöglicht. Es kommt zur Öffnung der Zervix und somit zum Abgang des eitrigen Exsudats. Die Wirkung von Aglepriston ist jedoch vom Vorhandensein von Gelbkörpern (Corpora lutea) abhängig. PGF2α (20 bis 50 µg/kgKG alle 12 bis 24 Stunden für 3 bis 4 Tage) sollte nur bei offener Pyometra oder nach Vorbehandlung mit Aglepriston verwendet werden. Durch die Wirkung wird die myometriale Kontraktion verstärkt und ein Ausstoßen des Uterusinhalts begünstigt. Bei höheren Dosierungen ist mit erheblichen Nebenwirkungen (Schreiepisoden, Schmerzreaktionen, Ruhelosigkeit, Tenesmus, Hypersalivation Diarrhö u.ä.) zu rechnen.
Parallel zur konservativen Therapie ist eine 7 bis 10-tägige Antibiose indiziert (z.B. Amoxicillin-Clavulansäure 12,5 bis 25 mg/kgKG p.o.). Unterstützend können auch Uterotonika (Methylergometrin 1 bis 3 µg/kgKG i.v./i.m./s.c./p.o.) verabreicht werden.
Hinweis: Diese Dosierungsangaben können Fehler enthalten. Ausschlaggebend ist die Dosierungsempfehlung in der Herstellerinformation.
Literatur
- Günzel-Apel A, Bostedt H (Hrsg.). 2016. Reproduktionsmedizin und Neonatologie von Hund und Katze. Mit 250 Abbildungen und 150 Tabellen. Stuttgart: Schattauer GmbH. ISBN: 978-3-7945-2249-1
- Schmidt V, Horzinek MC (Begr.), Lutz H, Kohn B, Forterre F (Hrsg.). 2015. Krankheiten der Katze. 5., vollständig überarbeitete und erweiterte Auflage. Stuttgart: Enke Verlag in MVS Medizinverlage Stuttgart GmbH & Co KG. ISBN: 978-3-8304-1242-7
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