Nifurtimox
Handelsname: Lampit®
Synonym: Nifurtimoxum
Englisch: nifurtimox
Definition
Nifurtimox ist ein Arzneistoff aus der Gruppe der Antiprotozoika, der zur Behandlung von parasitären Infektionen durch einzellige Erreger eingesetzt wird.
Geschichte
Die Entwicklung von Nifurtimox geht auf die 1960er Jahre zurück. Federführend war hier das deutsche Pharmaunternehmen Bayer. Die Zulassung zur Therapie der Chagas-Krankheit erfolgte 1967, ehe der Wirkstoff in Deutschland wieder vom Markt genommen wurde - v. a. aufgrund mangelnder Nachfrage. Aus dem gleichen Grund stellte Bayer die Produktion 1997 ein. Seit dem Jahr 2000 erfolgt wieder eine regelmäßige Herstellung.
Chemie
Nifurtimox ist eine aromatische Kohlenwasserstoffverbindung aus der Gruppe der Nitrofurane. Die IUPAC-Bezeichnung lautet (RS)-N-(3-methyl-1,1-dioxo-1,4-thiazinan-4-yl)- 1-(5-nitro-2-furyl)methanimin, die Summenformel C10H13N3O5S. Der Arzneistoff hat eine molare Masse von 287,29 g/mol. Bei Zimmertemperatur liegt Nifurtimox als Feststoff vor. Der Schmelzpunkt befindet sich bei ca. 181 °C.
Wirkungsmechanismus
Der genaue Wirkungsmechanismus von Nifurtimox ist bislang (2024) nicht bekannt. Vermutlich entfaltet sich die antiparasitäre Wirkung durch Bildung freier Radikale, die von den Protozoen aufgenommen werden und diese schließlich abtöten. Nifurtimox wird durch die parasitäre Trypanothion-Reduktase reduziert.
Pharmakologie
Bei peroraler Gabe zeigt Nifurtimox eine gute Resorbierbarkeit und Metabolisierung. Es kann als Alternative zu Melarsoprol bei Resistenzproblemen eingesetzt werden. Die Kombinationstherapie aus Nifurtimox und Eflornithin (NECT) wurde in die "Essential Drug List" der WHO aufgenommen.
Indikationen
Hauptindikation ist die in Lateinamerika vorkommende Chagas-Krankheit, eine Infektion durch Trypanosoma cruzi. Während bei der akuten Form zumeist gute Therapieerfolge erzielt werden, ist ein Effekt bei der chronischen Chagas-Krankheit nicht belegt. Darüber hinaus kommt Nifurtimox in Kombination Eflornithin gegen späte Stadien der Westafrikanischen Schlafkrankheit zum Einsatz.
Nebenwirkungen
Zu den Nebenwirkungen von Nifurtimox gehören:
- Müdigkeit
- Reizbarkeit
- psychische Veränderungen
- Gewichtsverlust
- Magersucht
- Erbrechen
- Durchfall
- Übelkeit
- Neurotoxizität, periphere Polyneuropathie
Tierversuche deuten auf eine stark toxische Wirkung an bestimmten Organen (Nebenniere, Dickdarm, Speiseröhre, Eierstöcke) hin. Auch eine potenziell kanzerogene Wirkung wird vermutet.
Kontraindikationen
- Unverträglichkeit gegenüber dem Wirkstoff
- Schwangerschaft
Weitere Entwicklung
Klinisch erprobt wird derzeit (2024) ein Einsatz vom Nifurtimox bei Medulloblastomen und Neuroblastomen. Ein möglicher Effekt wurde durch Zufall bei einer auf die Chagas-Krankheit hin behandelten Patientin festgestellt.
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