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Nervenläsion

(Weitergeleitet von Nervenschädigung)

Synonyme: Nervenverletzung, Nervenschädigung
Englisch: nerve injury, nerve lesion

1. Definition

Als Nervenläsion bezeichnet man die Verletzung von Nervengewebe, im engeren Sinn die Verletzung eines peripheren Nerven.

2. Hintergrund

Nervenläsionen werden als separate Verletzungsgruppe hervorgehoben, da das Nervengewebe im Gegensatz zu vielen anderen Gewebetypen nur eine eingeschränkte Fähigkeit zur Regeneration besitzt.

3. Ursachen

Mögliche Ursachen für Nervenläsionen sind u.a.:

4. Einteilung

4.1. ...nach dem Ort der Läsion

4.2. ...nach dem Ausmaß der Läsion

4.2.1. Seddon-Klassifikation

Anhand der Seddon-Klassifikation (1943) werden drei Formen der Nervenläsion unterschieden:

Diese klassische Einteilung wurde zugunsten der Sunderland-Klassifikation (s.u.) aufgegeben. In der nachfolgenden Tabelle sind die Gemeinsamkeiten und Unterschiede der drei Formen aufgelistet.

Neurapraxie Axonotmesis Neurotmesis
Funktionsstörung passager ja ja
Kontinuitätsunterbrechung nein ja ja
Axon und Myelinscheide intakt
  • partiell: teils unterbrochen
  • total: vollständig unterbrochen
unterbrochen
Hüllstrukturen (Endoneurium, Perineurium, Epineurium) erhalten erhalten teilweise oder vollständig unterbrochen
Spontane Regeneration vollständig vollständig partiell oder fehlend (je nach betroffener Hüllschicht)

4.2.2. Sunderland-Klassifikation

Die Sunderland-Klassifikation (1951) erweitert die Seddon-Klassifikation durch eine präzisere Differenzierung der Beschädigung der Hüllstrukturen:

  • Grad 1: entspricht der Neurapraxie nach Seddon
  • Grad 2: Axonotmesis mit intaktem Endoneurium, Perineurium und Epineurium
  • Grad 3: Axonotmesis mit unterbrochenem Endoneurium bei intaktem Perineurium und Epineurium
  • Grad 4: Axonotmesis mit unterbrochenem Endoneurium und Perineurium bei intaktem Epineurium
  • Grad 5: Diskontinuität; entspricht der Neurotmesis nach Seddon

5. Symptome

Die klassischen Beschwerden peripherer Nervenläsionen strahlen meist in die Versorgungsgebiete aus und zeigen sich nicht nur im Bereich der Schädigung. Typische Symptome sind:[1]

Bekannte Fehlstellungen bei Beeinträchtigung peripherer Nervenbahnen sind beispielsweise die Schwur-, Krallen- und Fallhand an den oberen Extremitäten sowie der Hackenfuß an den unteren Extremitäten.

6. Diagnostik

Nervenläsionen werden mittels Elektroneurographie (ENG) und Elektromyographie (EMG) diagnostiziert. Dabei kann vor allem zwischen axonalen und nicht axonalen Schädigungen unterschieden werden. Sind sowohl die Myelinscheiden als auch die Axone betroffen, kommt es entsprechend zu einem gemischten klinischen Erscheinungsbild.

Ein Indikator für eine Axonotmesis ist zudem ein stark positives Hoffmann-Tinel-Zeichen. Während der Reinnervation wandert dieses nach distal und kann als Marker für den Prozess gesehen werden. Auf das Ausmaß der Reinnervation kann dabei aber kein Rückschluss gezogen werden. Die Wanderung erfolgt mit 1 bis 2 mm pro Tag und unterbleibt bei fehlender axonaler Aussprossung.

6.1. Elektroneurographie

nicht axonaler Schaden/Demyelinisierung axonaler Schaden
Paresen (mit oder ohne Sensibilitätsstörung) ja (ohne Atrophie) ja (mit Atrophie)
Nervenleitgeschwindigkeit erniedrigt erniedrigt bis normal
Distale motorische Latenz erhöht normal
Amplitude herabgesetzt herabgesetzt
F-Welle verlängerte Latenz oder fehlend teils fehlend durch geringe Amplitude

6.2. Elektromyographie

nicht axonaler Schaden/Demyelinisierung axonaler Schaden
Akut Pathologische Spontanaktivität nein erhöht
Willküraktivität Lichtung durch Ausfall motorischer Einheiten
Chronisch Pathologische Spontanaktivität nein unterschiedlich repetitive Entladungen/Faszikulationen
Willküraktivität siehe akut v.a. Amplitudenzunahme

7. Verlauf

Die Reinnervation nach einer totalen Axonotmesis kann mehrere Wochen und bis zu einem Jahr dauern. Sie läuft rein axial und daher ohne Kollaterale, welche die Erneuerung nervaler Verbindungen beschleunigen. Nach einer partiellen Axonotmesis verläuft dieser Prozess durch zusätzliche kollaterale Aussprossung deutlich schneller.

Die axiale Reinnervation nach einer Neurotmesis ist nur durch eine operative Therapie möglich.

8. Quellen

Stichworte: Läsion, Nerv, Trauma
Fachgebiete: Neurologie, Pathologie

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