F-Welle
Englisch: F wave
Definition
Die F-Welle ist ein Stimulationsphänomen, das im Rahmen der Elektroneurographie auftritt. Die F-Welle repräsentiert die motorische Spätantwort, die nach überschwelliger Reizung eines peripheren Nerven entsteht.
Sie wird dazu verwendet, die Nervenleitgeschwindigkeit im proximalen Abschnitt des Nerven (nahe der Nervenwurzel) zu beurteilen.
Physiologie
Nach elektrischer Reizung eines peripheren Nerven wird der Impuls nicht nur orthodrom, sondern auch antidrom, d.h. gegen die Verlaufsrichtung des Nerven weitergeleitet. Im Bereich des Axonursprungs kommt es dadurch zu einer retrograden Erregung einzelner α-Motoneurone, die wieder zum Muskel zurückgeleitet wird. Diese kleine "Rückschlagwelle" nennt man F-Welle. Sie markiert die zweite Spannungsänderung nach der M-Welle, die der Stimulation des Nerven folgt. Mit einer Amplitude von etwa 50 bis 200 uV ist sie deutlich kleiner als die M-Welle.
Weil sie erst antidrom, danach orthodrom verläuft, tritt die F-Welle mit einer gewissen Latenz nach dem ersten Aktionspotential auf. Sie wird als F-Wellen-Latenz bezeichnet. Die F-Wellen-Latenz beträgt etwa
- 25 bis 32 ms an den oberen Extremitäten
- 45 bis 56 ms an den unteren Extremitäten
Klinische Bedeutung
Durch die Messung der F-Welle ist man in der Lage, Schädigungen an peripheren Nerven schon deutlich früher zu registrieren. Der Grund dafür ist, dass die F-Welle - im Gegensatz zur konventionellen Untersuchung der Nervenleitgeschwindigkeit - die Beurteilung des Nerven über seine gesamte Länge erlaubt.
Verzögerung der F-Wellen-Latenz
Die Verzögerung der F-Wellen Latenz ist ein frühes Zeichen einer Demyelinisierung im Verlauf der Leitungsstrecke und kann z.B. beim Guillain-Barré-Syndrom und bei Polyneuropathien auftreten.[1][2]
Quellen
- ↑ Bischoff et al. Referenz-Reihe Neurologie: Methoden: EMG NLG, 2014
- ↑ Duckstein. Die prognostische Wertigkeit von klinischen und elektrophysiologischen Parametern für den Langzeitverlauf des Guillain - Barré Syndroms, Dissertation, 2007